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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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Lebhaftigkeit der Vorstellungen macht die Erinnerung möglich und leicht.

Diese Stärke und Lebhaftigkeit hängt aber nicht immer blos von der eignen Stimmung der Seele ab, wie in dem eben benannten Falle; sondern auch von der körperlichen Beschaffenheit. Es gibt nämlich körperliche Zustände, welche nur schwache Eindrücke und matte Vorstellungen zulassen. Von der Art muß der Zustand des Menschen in der ersten Kindheit seyn, weil wir uns von daher auf nichts zu besinnen wissen. Jm hohen Alter pflegt das Gedächtniß Lücken zu bekommen, das ist, manche Eindrücke und Vorstellungen können da entweder nicht so leicht oder überall nicht wieder hervorgebracht werden. Der Grund davon liegt ebenfalls in der Beschaffenheit des Körpers.

Dasjenige in unserm Körper, wovon diese Stärke und Lebhaftigkeit abhängt, ist ohnzweifel die Stärke und Spannung der Nerven. Von ihrer Beschaffenheit hängt es ab, wenn wir schwächere oder stärkere, mehr oder minder lebhafte Vorstellungen bekommen; so wie es ebenfalls davon abhängt, ob wir sie reproduziren können, oder nicht, denn bei diesem Reproduziren braucht die Seele den Körper, sie läßt das Gehirn und die Nerven so spielen, wie sie zu wirken pflegen, wenn sinnliche Vorstellungen von aussen in die Seele gebracht werden, weshalb anhaltendes Nachdenken den Körper ermüdet und Kopfweh verursachen kann. Wel-


Lebhaftigkeit der Vorstellungen macht die Erinnerung moͤglich und leicht.

Diese Staͤrke und Lebhaftigkeit haͤngt aber nicht immer blos von der eignen Stimmung der Seele ab, wie in dem eben benannten Falle; sondern auch von der koͤrperlichen Beschaffenheit. Es gibt naͤmlich koͤrperliche Zustaͤnde, welche nur schwache Eindruͤcke und matte Vorstellungen zulassen. Von der Art muß der Zustand des Menschen in der ersten Kindheit seyn, weil wir uns von daher auf nichts zu besinnen wissen. Jm hohen Alter pflegt das Gedaͤchtniß Luͤcken zu bekommen, das ist, manche Eindruͤcke und Vorstellungen koͤnnen da entweder nicht so leicht oder uͤberall nicht wieder hervorgebracht werden. Der Grund davon liegt ebenfalls in der Beschaffenheit des Koͤrpers.

Dasjenige in unserm Koͤrper, wovon diese Staͤrke und Lebhaftigkeit abhaͤngt, ist ohnzweifel die Staͤrke und Spannung der Nerven. Von ihrer Beschaffenheit haͤngt es ab, wenn wir schwaͤchere oder staͤrkere, mehr oder minder lebhafte Vorstellungen bekommen; so wie es ebenfalls davon abhaͤngt, ob wir sie reproduziren koͤnnen, oder nicht, denn bei diesem Reproduziren braucht die Seele den Koͤrper, sie laͤßt das Gehirn und die Nerven so spielen, wie sie zu wirken pflegen, wenn sinnliche Vorstellungen von aussen in die Seele gebracht werden, weshalb anhaltendes Nachdenken den Koͤrper ermuͤdet und Kopfweh verursachen kann. Wel-

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[8/0008] Lebhaftigkeit der Vorstellungen macht die Erinnerung moͤglich und leicht. Diese Staͤrke und Lebhaftigkeit haͤngt aber nicht immer blos von der eignen Stimmung der Seele ab, wie in dem eben benannten Falle; sondern auch von der koͤrperlichen Beschaffenheit. Es gibt naͤmlich koͤrperliche Zustaͤnde, welche nur schwache Eindruͤcke und matte Vorstellungen zulassen. Von der Art muß der Zustand des Menschen in der ersten Kindheit seyn, weil wir uns von daher auf nichts zu besinnen wissen. Jm hohen Alter pflegt das Gedaͤchtniß Luͤcken zu bekommen, das ist, manche Eindruͤcke und Vorstellungen koͤnnen da entweder nicht so leicht oder uͤberall nicht wieder hervorgebracht werden. Der Grund davon liegt ebenfalls in der Beschaffenheit des Koͤrpers. Dasjenige in unserm Koͤrper, wovon diese Staͤrke und Lebhaftigkeit abhaͤngt, ist ohnzweifel die Staͤrke und Spannung der Nerven. Von ihrer Beschaffenheit haͤngt es ab, wenn wir schwaͤchere oder staͤrkere, mehr oder minder lebhafte Vorstellungen bekommen; so wie es ebenfalls davon abhaͤngt, ob wir sie reproduziren koͤnnen, oder nicht, denn bei diesem Reproduziren braucht die Seele den Koͤrper, sie laͤßt das Gehirn und die Nerven so spielen, wie sie zu wirken pflegen, wenn sinnliche Vorstellungen von aussen in die Seele gebracht werden, weshalb anhaltendes Nachdenken den Koͤrper ermuͤdet und Kopfweh verursachen kann. Wel-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/8>, abgerufen am 24.11.2024.