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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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ohngefähr das, was die Wortsprache in ihrer Kindheit gewesen seyn mag -- sie bezeichnete bloß etwas an einem Dinge, wobei man sich das übrige erinnern konnte -- als z.B. an einem Pferde das Wiehern, an einem Ochsen das Blöcken. -- Jndem man nun dieß Geräusch durch die Stimme nachahmte, so stellte sich nach dem Gesetz der Jdeenvergesellschaftung zugleich die ganze Gestalt des Thieres, das ein solches Geräusch hervorbrachte, dar. --

Aber die vorzüglichste Aufmerksamkeit fiel doch immer auf das Geräusch, und die Vorstellung von dem Ganzen litte unter der zu lebhaften Vorstellung des Einzelnen, bis man bei der fernern Ausbildung der Sprache, und da der erste Ursprung des Worts allmälig vergessen wurde, auch das Einzelne, was das Wort anfänglich bezeichnet hatte, nicht mehr in Betrachtung zog, sondern sobald man das Wort hörte, seine ganze Aufmerksamkeit auf das Ganze richtete, und es mit dem Worte gleichsam umfaßte. --

Das Zeichen hörte auf, Sache zu seyn, und wurde bloß Zeichen. --

Der Ton wurde als Ton, der an sich in der Natur statt fand, gar nicht mehr in Betrachtung gezogen. Die Begriffe von Zeichen und Sache lagen in der Seele abgesondert, und konnten sich nicht mehr untereinander verwirren. --



ohngefaͤhr das, was die Wortsprache in ihrer Kindheit gewesen seyn mag — sie bezeichnete bloß etwas an einem Dinge, wobei man sich das uͤbrige erinnern konnte — als z.B. an einem Pferde das Wiehern, an einem Ochsen das Bloͤcken. — Jndem man nun dieß Geraͤusch durch die Stimme nachahmte, so stellte sich nach dem Gesetz der Jdeenvergesellschaftung zugleich die ganze Gestalt des Thieres, das ein solches Geraͤusch hervorbrachte, dar. —

Aber die vorzuͤglichste Aufmerksamkeit fiel doch immer auf das Geraͤusch, und die Vorstellung von dem Ganzen litte unter der zu lebhaften Vorstellung des Einzelnen, bis man bei der fernern Ausbildung der Sprache, und da der erste Ursprung des Worts allmaͤlig vergessen wurde, auch das Einzelne, was das Wort anfaͤnglich bezeichnet hatte, nicht mehr in Betrachtung zog, sondern sobald man das Wort hoͤrte, seine ganze Aufmerksamkeit auf das Ganze richtete, und es mit dem Worte gleichsam umfaßte. —

Das Zeichen hoͤrte auf, Sache zu seyn, und wurde bloß Zeichen.

Der Ton wurde als Ton, der an sich in der Natur statt fand, gar nicht mehr in Betrachtung gezogen. Die Begriffe von Zeichen und Sache lagen in der Seele abgesondert, und konnten sich nicht mehr untereinander verwirren. —


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[20/0020] ohngefaͤhr das, was die Wortsprache in ihrer Kindheit gewesen seyn mag — sie bezeichnete bloß etwas an einem Dinge, wobei man sich das uͤbrige erinnern konnte — als z.B. an einem Pferde das Wiehern, an einem Ochsen das Bloͤcken. — Jndem man nun dieß Geraͤusch durch die Stimme nachahmte, so stellte sich nach dem Gesetz der Jdeenvergesellschaftung zugleich die ganze Gestalt des Thieres, das ein solches Geraͤusch hervorbrachte, dar. — Aber die vorzuͤglichste Aufmerksamkeit fiel doch immer auf das Geraͤusch, und die Vorstellung von dem Ganzen litte unter der zu lebhaften Vorstellung des Einzelnen, bis man bei der fernern Ausbildung der Sprache, und da der erste Ursprung des Worts allmaͤlig vergessen wurde, auch das Einzelne, was das Wort anfaͤnglich bezeichnet hatte, nicht mehr in Betrachtung zog, sondern sobald man das Wort hoͤrte, seine ganze Aufmerksamkeit auf das Ganze richtete, und es mit dem Worte gleichsam umfaßte. — Das Zeichen hoͤrte auf, Sache zu seyn, und wurde bloß Zeichen. — Der Ton wurde als Ton, der an sich in der Natur statt fand, gar nicht mehr in Betrachtung gezogen. Die Begriffe von Zeichen und Sache lagen in der Seele abgesondert, und konnten sich nicht mehr untereinander verwirren. —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/20>, abgerufen am 21.11.2024.