Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.
C. F. Pockels. 3. Erinnerungen aus den ersten Jahren der Kindheit. Speier am 29sten Jänner 1786. Der Verfasser dieses Aufsatzes hatte von Jugend auf Lust an der Meßkunst; unauslöschlich haben
C. F. Pockels. 3. Erinnerungen aus den ersten Jahren der Kindheit. Speier am 29sten Jaͤnner 1786. Der Verfasser dieses Aufsatzes hatte von Jugend auf Lust an der Meßkunst; unausloͤschlich haben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0062" n="62"/><lb/> anstaͤndig genug; vielleicht entdeckte sie in dem Augenblick in seinem Gesichte gewisse dunkle Zuͤge, welche ein unedles Herz verriethen; vielleicht erwachte damals schnell eine staͤrkere Neigung fuͤr einen andern in ihrer Brust, die auf den gegenwaͤrtigen Liebhaber zu seinem Nachtheil ein falsches Licht warf; vielleicht auch ahndete sie eine zu schnelle Uebergabe ihres Herzens, und suchte sich dagegen durch Schreckbilder von den Folgen dieser Liebe zu sichern; doch vielleicht sind auch alle diese Vermuthungen nicht die rechten. Wenn es Ahndungen giebt, so koͤnnte man auch diese zu einer Erklaͤrungsart jenes sonderbaren Phaͤnomens machen. Meine Freundinn waͤre durch jenen Mann gewiß die ungluͤcklichste Gattin geworden, indem er sich nachher selbst in seinem Ehestande den unerlaubtesten Ausschweifungen ergab, und dadurch in die klaͤglichsten Umstaͤnde seines Lebens gerieth. </p> <closer> <signed> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>C. F. Pockels.</persName> </hi> </hi> </signed> </closer><lb/> </div> <div n="3"> <head>3. Erinnerungen aus den ersten Jahren der Kindheit.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref6"><note type="editorial"/>Schlichting, Johann Ludwig Adam</persName> </bibl> </note> <opener> <dateline> <hi rendition="#right">Speier am 29sten Jaͤnner 1786.</hi> </dateline> </opener> <p>Der Verfasser dieses Aufsatzes hatte von Jugend auf Lust an der Meßkunst; unausloͤschlich haben<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0062]
anstaͤndig genug; vielleicht entdeckte sie in dem Augenblick in seinem Gesichte gewisse dunkle Zuͤge, welche ein unedles Herz verriethen; vielleicht erwachte damals schnell eine staͤrkere Neigung fuͤr einen andern in ihrer Brust, die auf den gegenwaͤrtigen Liebhaber zu seinem Nachtheil ein falsches Licht warf; vielleicht auch ahndete sie eine zu schnelle Uebergabe ihres Herzens, und suchte sich dagegen durch Schreckbilder von den Folgen dieser Liebe zu sichern; doch vielleicht sind auch alle diese Vermuthungen nicht die rechten. Wenn es Ahndungen giebt, so koͤnnte man auch diese zu einer Erklaͤrungsart jenes sonderbaren Phaͤnomens machen. Meine Freundinn waͤre durch jenen Mann gewiß die ungluͤcklichste Gattin geworden, indem er sich nachher selbst in seinem Ehestande den unerlaubtesten Ausschweifungen ergab, und dadurch in die klaͤglichsten Umstaͤnde seines Lebens gerieth.
C. F. Pockels.
3. Erinnerungen aus den ersten Jahren der Kindheit.
Speier am 29sten Jaͤnner 1786. Der Verfasser dieses Aufsatzes hatte von Jugend auf Lust an der Meßkunst; unausloͤschlich haben
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