Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite


Erscheinungen, die sie in der ganzen angekleideten Gestalt der Personen gehabt hat, sind ihr immer rückwärts erschienen, und die weissen Bilder, welche ihr erschienen und die Gestalt einer ihr bekannten Person ganz kenntbar abbilden, haben niemahlen ein ordentliches Gesicht, sondern das Gesicht ist wie ein dunkler Schatten, die einige Erscheinung, wo sie ein deutliches kenntbares Gesicht sahe, war die Leiche im Sarg vom October 1784.

Wenn ein Todesfall unter ihren Blutsverwandten entstehet, so hat sie öftere Erscheinungen von dem nämlichen Bild, bedeutet es aber einen ihrer Bekannten, so ist die Erscheinung nur einmal. Doch ist mir ein Fall bekannt, wo sie keine Erscheinung hatte. Mein Schwager, ein Mensch von zweiundzwanzig Jahren, starb in Paris; man erhielt Nachricht von seiner Krankheit, das Orakel wurde alle Tage gefragt, es kam aber keine Erscheinung, und er ist auch ohne Erscheinung gestorben; sie sagte mir selbst, daß sie dieser Vorfall wundere, da sie so viel auf das ganze Haus halte, und der Mensch unter ihren Augen aufgewachsen sei. Die Frau lebt jetzo in der zweiten Ehe und hat erwachsene Kinder, keins von den Kindern hat bis jetzo irgend eine Ahndung oder Erscheinung gehabt; sie kann mir auch nicht sagen, ob ihre Eltern oder Voreltern oder eins von denselben eben dergleichen Erscheinungen gehabt haben. Nach dem Absterben einer erschienenen Person hat sie


Erscheinungen, die sie in der ganzen angekleideten Gestalt der Personen gehabt hat, sind ihr immer ruͤckwaͤrts erschienen, und die weissen Bilder, welche ihr erschienen und die Gestalt einer ihr bekannten Person ganz kenntbar abbilden, haben niemahlen ein ordentliches Gesicht, sondern das Gesicht ist wie ein dunkler Schatten, die einige Erscheinung, wo sie ein deutliches kenntbares Gesicht sahe, war die Leiche im Sarg vom October 1784.

Wenn ein Todesfall unter ihren Blutsverwandten entstehet, so hat sie oͤftere Erscheinungen von dem naͤmlichen Bild, bedeutet es aber einen ihrer Bekannten, so ist die Erscheinung nur einmal. Doch ist mir ein Fall bekannt, wo sie keine Erscheinung hatte. Mein Schwager, ein Mensch von zweiundzwanzig Jahren, starb in Paris; man erhielt Nachricht von seiner Krankheit, das Orakel wurde alle Tage gefragt, es kam aber keine Erscheinung, und er ist auch ohne Erscheinung gestorben; sie sagte mir selbst, daß sie dieser Vorfall wundere, da sie so viel auf das ganze Haus halte, und der Mensch unter ihren Augen aufgewachsen sei. Die Frau lebt jetzo in der zweiten Ehe und hat erwachsene Kinder, keins von den Kindern hat bis jetzo irgend eine Ahndung oder Erscheinung gehabt; sie kann mir auch nicht sagen, ob ihre Eltern oder Voreltern oder eins von denselben eben dergleichen Erscheinungen gehabt haben. Nach dem Absterben einer erschienenen Person hat sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0084" n="84"/><lb/>
Erscheinungen, die sie in der ganzen angekleideten Gestalt der Personen gehabt                   hat, sind ihr immer ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts erschienen, und die weissen Bilder, welche ihr                   erschienen und die Gestalt einer ihr bekannten Person ganz kenntbar abbilden,                   haben niemahlen ein ordentliches Gesicht, sondern das Gesicht ist wie ein dunkler                   Schatten, die einige Erscheinung, wo sie ein deutliches kenntbares Gesicht sahe,                   war die Leiche im Sarg vom October 1784. </p>
            <p>Wenn ein Todesfall unter ihren Blutsverwandten entstehet, so hat sie o&#x0364;ftere                   Erscheinungen von dem na&#x0364;mlichen Bild, bedeutet es aber einen ihrer Bekannten, so                   ist die Erscheinung nur einmal. Doch ist mir ein Fall bekannt, wo sie keine                   Erscheinung hatte. Mein Schwager, ein Mensch von zweiundzwanzig Jahren, starb in                   Paris; man erhielt Nachricht von seiner Krankheit, das Orakel wurde alle Tage                   gefragt, es kam aber keine Erscheinung, und er ist auch ohne Erscheinung                   gestorben; sie sagte mir selbst, daß sie dieser Vorfall wundere, da sie so viel                   auf das ganze Haus halte, und der Mensch unter ihren Augen aufgewachsen sei. Die                   Frau lebt jetzo in der zweiten Ehe und hat erwachsene Kinder, keins von den                   Kindern hat bis jetzo irgend eine Ahndung oder Erscheinung gehabt; sie kann mir                   auch nicht sagen, ob ihre Eltern oder Voreltern oder eins von denselben eben                   dergleichen Erscheinungen gehabt haben. Nach dem Absterben einer erschienenen                   Person hat sie<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0084] Erscheinungen, die sie in der ganzen angekleideten Gestalt der Personen gehabt hat, sind ihr immer ruͤckwaͤrts erschienen, und die weissen Bilder, welche ihr erschienen und die Gestalt einer ihr bekannten Person ganz kenntbar abbilden, haben niemahlen ein ordentliches Gesicht, sondern das Gesicht ist wie ein dunkler Schatten, die einige Erscheinung, wo sie ein deutliches kenntbares Gesicht sahe, war die Leiche im Sarg vom October 1784. Wenn ein Todesfall unter ihren Blutsverwandten entstehet, so hat sie oͤftere Erscheinungen von dem naͤmlichen Bild, bedeutet es aber einen ihrer Bekannten, so ist die Erscheinung nur einmal. Doch ist mir ein Fall bekannt, wo sie keine Erscheinung hatte. Mein Schwager, ein Mensch von zweiundzwanzig Jahren, starb in Paris; man erhielt Nachricht von seiner Krankheit, das Orakel wurde alle Tage gefragt, es kam aber keine Erscheinung, und er ist auch ohne Erscheinung gestorben; sie sagte mir selbst, daß sie dieser Vorfall wundere, da sie so viel auf das ganze Haus halte, und der Mensch unter ihren Augen aufgewachsen sei. Die Frau lebt jetzo in der zweiten Ehe und hat erwachsene Kinder, keins von den Kindern hat bis jetzo irgend eine Ahndung oder Erscheinung gehabt; sie kann mir auch nicht sagen, ob ihre Eltern oder Voreltern oder eins von denselben eben dergleichen Erscheinungen gehabt haben. Nach dem Absterben einer erschienenen Person hat sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/84
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/84>, abgerufen am 21.11.2024.