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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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der ersten Hitze des Affekts wild und jähzornig; sind diese Augenblicke, in welchen sich ohnedem die wenigsten Menschen in ihrer Gewalt haben, vorüber: so werden sie wieder die gefälligsten und besten Leute von der Welt, und sind dann oft die Ersten, welche sich über ihre Hitze Vorwürfe machen. Dieß war grade der Fall bei Schacks Vater. Er wurde leicht aufgebracht; eine Kleinigkeit konnte ihn in Flammen setzen, und ein heftiges Feuer glühete alsdenn in seinen funkelnden Augen; aber er war auch bald wieder besänftiget, sonderlich wenn er einiges Nachgeben bemerkte, -- ein Umstand, wodurch so leicht die heftigsten Gemüther entwafnet werden können. Ein gutes Wort von seiner Gattin konnte ihn oft mitten in seiner Hitze zu einem Lamme machen, und er vergab alsdenn mit einer unbeschreiblichen Herzensgüte oft seinen größten Beleidigern. Von unzähligen Beispielen nur eins, wie leicht der brave Mann mit denen, die ihn offenbar gekränkt hatten, wieder ausgesöhnt werden konnte. --

Einstmahls hatte er einigen Studenten, die sich in seiner Kirche während des Gottesdienstes unanständig aufgeführt, und ihm mit einer unverschämten Burschendreistigkeit grade ins Gesicht gelacht hatten, bei seinem Heimgange aus der Kirche auf eine sehr derbe Art die Wahrheit gesagt. Die Studenten hatten, wie man leicht vermuthen kann, seine Verweise -- mit Grobheiten erwie-


der ersten Hitze des Affekts wild und jaͤhzornig; sind diese Augenblicke, in welchen sich ohnedem die wenigsten Menschen in ihrer Gewalt haben, voruͤber: so werden sie wieder die gefaͤlligsten und besten Leute von der Welt, und sind dann oft die Ersten, welche sich uͤber ihre Hitze Vorwuͤrfe machen. Dieß war grade der Fall bei Schacks Vater. Er wurde leicht aufgebracht; eine Kleinigkeit konnte ihn in Flammen setzen, und ein heftiges Feuer gluͤhete alsdenn in seinen funkelnden Augen; aber er war auch bald wieder besaͤnftiget, sonderlich wenn er einiges Nachgeben bemerkte, — ein Umstand, wodurch so leicht die heftigsten Gemuͤther entwafnet werden koͤnnen. Ein gutes Wort von seiner Gattin konnte ihn oft mitten in seiner Hitze zu einem Lamme machen, und er vergab alsdenn mit einer unbeschreiblichen Herzensguͤte oft seinen groͤßten Beleidigern. Von unzaͤhligen Beispielen nur eins, wie leicht der brave Mann mit denen, die ihn offenbar gekraͤnkt hatten, wieder ausgesoͤhnt werden konnte. —

Einstmahls hatte er einigen Studenten, die sich in seiner Kirche waͤhrend des Gottesdienstes unanstaͤndig aufgefuͤhrt, und ihm mit einer unverschaͤmten Burschendreistigkeit grade ins Gesicht gelacht hatten, bei seinem Heimgange aus der Kirche auf eine sehr derbe Art die Wahrheit gesagt. Die Studenten hatten, wie man leicht vermuthen kann, seine Verweise — mit Grobheiten erwie-

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[98/0098] der ersten Hitze des Affekts wild und jaͤhzornig; sind diese Augenblicke, in welchen sich ohnedem die wenigsten Menschen in ihrer Gewalt haben, voruͤber: so werden sie wieder die gefaͤlligsten und besten Leute von der Welt, und sind dann oft die Ersten, welche sich uͤber ihre Hitze Vorwuͤrfe machen. Dieß war grade der Fall bei Schacks Vater. Er wurde leicht aufgebracht; eine Kleinigkeit konnte ihn in Flammen setzen, und ein heftiges Feuer gluͤhete alsdenn in seinen funkelnden Augen; aber er war auch bald wieder besaͤnftiget, sonderlich wenn er einiges Nachgeben bemerkte, — ein Umstand, wodurch so leicht die heftigsten Gemuͤther entwafnet werden koͤnnen. Ein gutes Wort von seiner Gattin konnte ihn oft mitten in seiner Hitze zu einem Lamme machen, und er vergab alsdenn mit einer unbeschreiblichen Herzensguͤte oft seinen groͤßten Beleidigern. Von unzaͤhligen Beispielen nur eins, wie leicht der brave Mann mit denen, die ihn offenbar gekraͤnkt hatten, wieder ausgesoͤhnt werden konnte. — Einstmahls hatte er einigen Studenten, die sich in seiner Kirche waͤhrend des Gottesdienstes unanstaͤndig aufgefuͤhrt, und ihm mit einer unverschaͤmten Burschendreistigkeit grade ins Gesicht gelacht hatten, bei seinem Heimgange aus der Kirche auf eine sehr derbe Art die Wahrheit gesagt. Die Studenten hatten, wie man leicht vermuthen kann, seine Verweise — mit Grobheiten erwie-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/98>, abgerufen am 24.11.2024.