Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
So hängt oft in einiger Betrachtung ganz willkürlich die Bestimmung der Todesstunde von der Stärke der Einbildungskraft ab. Wiewohl auch wiederum bei solchen Fällen manche Betrügereien mitunter laufen können, das Subjekt mag nun für Gründe haben, welche es will, und dieser kann es gewiß mehrere haben. Es ist möglich, daß der Mensch seine Todesgeschichte in dergleichen Umstände verhüllet, die sie auf einer ganz andern Seite vorstellen, und also das Wahre nicht sehen lassen. Z. L. A. Schl.
So haͤngt oft in einiger Betrachtung ganz willkuͤrlich die Bestimmung der Todesstunde von der Staͤrke der Einbildungskraft ab. Wiewohl auch wiederum bei solchen Faͤllen manche Betruͤgereien mitunter laufen koͤnnen, das Subjekt mag nun fuͤr Gruͤnde haben, welche es will, und dieser kann es gewiß mehrere haben. Es ist moͤglich, daß der Mensch seine Todesgeschichte in dergleichen Umstaͤnde verhuͤllet, die sie auf einer ganz andern Seite vorstellen, und also das Wahre nicht sehen lassen. Z. L. A. Schl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0125" n="125"/><lb/> heit seiner Einbildung, welche von ihrer ersten Entstehung bis jetzt ununterbrochen seine ganze Seele einnahm, nun auch zum hoͤchsten Grad ihrer Staͤrke und ihres wirksamen Einflusses; brachte in kurzer Zeit die Veraͤnderungen der Lebenskraͤfte hervor, von denen der Tod unzertrennlich ist; dies gaben die oͤfteren Paroxysmen und die offenbare Verwirrung des Kopfes deutlich zu erkennen.</p> <p>So haͤngt oft in einiger Betrachtung ganz willkuͤrlich die Bestimmung der Todesstunde von der Staͤrke der Einbildungskraft ab. Wiewohl auch wiederum bei solchen Faͤllen manche Betruͤgereien mitunter laufen koͤnnen, das Subjekt mag nun fuͤr Gruͤnde haben, welche es will, und dieser kann es gewiß mehrere haben. Es ist moͤglich, daß der Mensch seine Todesgeschichte in dergleichen Umstaͤnde verhuͤllet, die sie auf einer ganz andern Seite vorstellen, und also das Wahre nicht sehen lassen. </p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0006"><note type="editorial">Schlichting, Johann Ludwig Adam</note>Z. L. A. Schl.</persName> </hi> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0125]
heit seiner Einbildung, welche von ihrer ersten Entstehung bis jetzt ununterbrochen seine ganze Seele einnahm, nun auch zum hoͤchsten Grad ihrer Staͤrke und ihres wirksamen Einflusses; brachte in kurzer Zeit die Veraͤnderungen der Lebenskraͤfte hervor, von denen der Tod unzertrennlich ist; dies gaben die oͤfteren Paroxysmen und die offenbare Verwirrung des Kopfes deutlich zu erkennen.
So haͤngt oft in einiger Betrachtung ganz willkuͤrlich die Bestimmung der Todesstunde von der Staͤrke der Einbildungskraft ab. Wiewohl auch wiederum bei solchen Faͤllen manche Betruͤgereien mitunter laufen koͤnnen, das Subjekt mag nun fuͤr Gruͤnde haben, welche es will, und dieser kann es gewiß mehrere haben. Es ist moͤglich, daß der Mensch seine Todesgeschichte in dergleichen Umstaͤnde verhuͤllet, die sie auf einer ganz andern Seite vorstellen, und also das Wahre nicht sehen lassen.
Z. L. A. Schl.
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