Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.Die erste, der ![]() ![]() Als ich vor achtzehn Jahren noch auf meinem Landguthe B.. wohnte, und im Monath August die Gerstenerndte besorgte, ging ich, da ich denselben Morgen meine Dienstleute zum Binden vorausgeschickt hatte, eine Stunde hernach zu ihnen, um nachzusehen, ob alles befohlnermaßen befolget würde. Jch war bei diesem guten Wetter ganz heiter und vergnügt, hatte keine andre Geschäfte weiter gehabt, und spatzierte um benannte Stunde ganz gemächlich nach; und dieser Spatziergang von Hause aus zu meinen Leuten bei der Gerste war nur ohngefähr an die fünfhundert Schritte. Vergnügt kam ich auch bei ihnen an; fand, daß meinem Auftrage völlig nachgelebet war; folglich wurde auch meine Heiterkeit gar nicht unterbrochen. Aber nach einer Viertelstunde, da ich einem und dem andern etwas zur Arbeit gehöriges, wie gewöhnlich, gelassen in Erinnerung bringen und sagen wollte, fand ich mich unfähig, meine Gedanken durch die gehörige Zusammenfügung der Worte, nach der wahren Folge, ordentlich vorzubringen: vielmehr kam das hinterste Wort bald vorne, das mittelste bald hinten, das vorderste bald in die Mitte, und auch umgekehrt. Es war eine solche unordentliche Mischung dieser Worte, Die erste, der ![]() ![]() Als ich vor achtzehn Jahren noch auf meinem Landguthe B.. wohnte, und im Monath August die Gerstenerndte besorgte, ging ich, da ich denselben Morgen meine Dienstleute zum Binden vorausgeschickt hatte, eine Stunde hernach zu ihnen, um nachzusehen, ob alles befohlnermaßen befolget wuͤrde. Jch war bei diesem guten Wetter ganz heiter und vergnuͤgt, hatte keine andre Geschaͤfte weiter gehabt, und spatzierte um benannte Stunde ganz gemaͤchlich nach; und dieser Spatziergang von Hause aus zu meinen Leuten bei der Gerste war nur ohngefaͤhr an die fuͤnfhundert Schritte. Vergnuͤgt kam ich auch bei ihnen an; fand, daß meinem Auftrage voͤllig nachgelebet war; folglich wurde auch meine Heiterkeit gar nicht unterbrochen. Aber nach einer Viertelstunde, da ich einem und dem andern etwas zur Arbeit gehoͤriges, wie gewoͤhnlich, gelassen in Erinnerung bringen und sagen wollte, fand ich mich unfaͤhig, meine Gedanken durch die gehoͤrige Zusammenfuͤgung der Worte, nach der wahren Folge, ordentlich vorzubringen: vielmehr kam das hinterste Wort bald vorne, das mittelste bald hinten, das vorderste bald in die Mitte, und auch umgekehrt. Es war eine solche unordentliche Mischung dieser Worte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0023" n="23"/><lb/> <div n="4"> <head> Die erste, der <persName ref="#ref0112"><note type="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Spaldingschen</persName> aͤhnliche Erfahrung.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref95"><note type="editorial"/>Gaͤdicke</persName> </bibl> </note> <p>Als ich vor achtzehn Jahren noch auf meinem Landguthe B.. wohnte, und im Monath August die Gerstenerndte besorgte, ging ich, da ich denselben Morgen meine Dienstleute zum Binden vorausgeschickt hatte, eine Stunde hernach zu ihnen, um nachzusehen, ob alles befohlnermaßen befolget wuͤrde.</p> <p>Jch war bei diesem guten Wetter ganz heiter und vergnuͤgt, hatte keine andre Geschaͤfte weiter gehabt, und spatzierte um benannte Stunde ganz gemaͤchlich nach; und dieser Spatziergang von Hause aus zu meinen Leuten bei der Gerste war nur ohngefaͤhr an die fuͤnfhundert Schritte.</p> <p>Vergnuͤgt kam ich auch bei ihnen an; fand, daß meinem Auftrage voͤllig nachgelebet war; folglich wurde auch meine Heiterkeit gar nicht unterbrochen. Aber nach einer Viertelstunde, da ich einem und dem andern etwas zur Arbeit gehoͤriges, wie gewoͤhnlich, gelassen in Erinnerung bringen und sagen wollte, fand ich mich unfaͤhig, meine Gedanken durch die gehoͤrige Zusammenfuͤgung der Worte, nach der wahren Folge, ordentlich vorzubringen: vielmehr kam das hinterste Wort bald vorne, das mittelste bald hinten, das vorderste bald in die Mitte, und auch umgekehrt. Es war eine solche unordentliche Mischung dieser Worte,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0023]
Die erste, der Spaldingschen aͤhnliche Erfahrung.
Als ich vor achtzehn Jahren noch auf meinem Landguthe B.. wohnte, und im Monath August die Gerstenerndte besorgte, ging ich, da ich denselben Morgen meine Dienstleute zum Binden vorausgeschickt hatte, eine Stunde hernach zu ihnen, um nachzusehen, ob alles befohlnermaßen befolget wuͤrde.
Jch war bei diesem guten Wetter ganz heiter und vergnuͤgt, hatte keine andre Geschaͤfte weiter gehabt, und spatzierte um benannte Stunde ganz gemaͤchlich nach; und dieser Spatziergang von Hause aus zu meinen Leuten bei der Gerste war nur ohngefaͤhr an die fuͤnfhundert Schritte.
Vergnuͤgt kam ich auch bei ihnen an; fand, daß meinem Auftrage voͤllig nachgelebet war; folglich wurde auch meine Heiterkeit gar nicht unterbrochen. Aber nach einer Viertelstunde, da ich einem und dem andern etwas zur Arbeit gehoͤriges, wie gewoͤhnlich, gelassen in Erinnerung bringen und sagen wollte, fand ich mich unfaͤhig, meine Gedanken durch die gehoͤrige Zusammenfuͤgung der Worte, nach der wahren Folge, ordentlich vorzubringen: vielmehr kam das hinterste Wort bald vorne, das mittelste bald hinten, das vorderste bald in die Mitte, und auch umgekehrt. Es war eine solche unordentliche Mischung dieser Worte,
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/23>, abgerufen am 16.07.2024. |