Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0074" n="74"/><lb/> einige Aufschluͤsse uͤber die Ehestandsgeschichtchen des alten Testaments zu finden hofte; allein alles Suchens ohnerachtet fand er das Buch nicht, hatte auch nicht Zeit genug, den ganzen Buͤcherschatz seines Vaters durchzuwuͤhlen. Endlich war sein Vater einmahl verreist. Jetzt meinte Schack muͤßte er die Gelegenheit nutzen, um Buch fuͤr Buch zu durchblaͤttern. Er fing bei den Duodezbaͤnden an, und hatte bereits eine ziemliche Anzahl durchsucht, als er zu seiner unaussprechlichen Freude hinter den Buͤchern das laͤngst gewuͤnschte Buch fand. Er zitterte vor Freude und Neugierde, als er es in seinen Haͤnden hielt, sah und hoͤrte nicht mehr, und verkroch sich in einem Winkel der Stube, um den neugefundenen Schatz naͤher kennen zu lernen. Die fuͤrchterlichen Misgeburten, die darin mit Schweins- und Elephantenruͤsseln abgezeichnet waren, erschuͤtterten ihn zwar anfangs; aber diese waren es nicht eigentlich, was er suchte. Er hatte sich nun einmahl die Vorstellung gemacht, daß darin alle Geheimnisse des Ehestandes vorkommen muͤßten, er irrte sich; indessen glaubte er doch durch dieses Buch mehr Licht uͤber eine Sache bekommen zu haben, wonach alle Kinder eine unersaͤttliche Neugierde verrathen. Nachdem er die Hauptartikel des Buchs durchlaufen hatte, versteckte er das Buch wieder an seine Stelle, und beschloß es naͤchstens mit mehrerer Aufmerksamkeit durchzulesen. So unbedeutend der ganze Umstand in Schacks Ju-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0074]
einige Aufschluͤsse uͤber die Ehestandsgeschichtchen des alten Testaments zu finden hofte; allein alles Suchens ohnerachtet fand er das Buch nicht, hatte auch nicht Zeit genug, den ganzen Buͤcherschatz seines Vaters durchzuwuͤhlen. Endlich war sein Vater einmahl verreist. Jetzt meinte Schack muͤßte er die Gelegenheit nutzen, um Buch fuͤr Buch zu durchblaͤttern. Er fing bei den Duodezbaͤnden an, und hatte bereits eine ziemliche Anzahl durchsucht, als er zu seiner unaussprechlichen Freude hinter den Buͤchern das laͤngst gewuͤnschte Buch fand. Er zitterte vor Freude und Neugierde, als er es in seinen Haͤnden hielt, sah und hoͤrte nicht mehr, und verkroch sich in einem Winkel der Stube, um den neugefundenen Schatz naͤher kennen zu lernen. Die fuͤrchterlichen Misgeburten, die darin mit Schweins- und Elephantenruͤsseln abgezeichnet waren, erschuͤtterten ihn zwar anfangs; aber diese waren es nicht eigentlich, was er suchte. Er hatte sich nun einmahl die Vorstellung gemacht, daß darin alle Geheimnisse des Ehestandes vorkommen muͤßten, er irrte sich; indessen glaubte er doch durch dieses Buch mehr Licht uͤber eine Sache bekommen zu haben, wonach alle Kinder eine unersaͤttliche Neugierde verrathen. Nachdem er die Hauptartikel des Buchs durchlaufen hatte, versteckte er das Buch wieder an seine Stelle, und beschloß es naͤchstens mit mehrerer Aufmerksamkeit durchzulesen. So unbedeutend der ganze Umstand in Schacks Ju-
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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