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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.

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gen hervorbringen könnten, welche noch nicht sobald ein Opfer der Verwesung werden sollen; alle Anatomie würde freilich hier nichts ausrichten; eher würde ich glauben, daß der Mann vermöge seiner feinen Geruchsnerven vielleicht ein Vorgefühl von dem Tode eines noch gesunden, aber leichenartig ausdunstenden Menschen haben könnte, welches ihm dann die blühenden Wangen durch einen Betrug der Phantasie als todtenbleich darstelle.

Doch ich wage es nicht hierüber etwas mit Gewißheit zu bestimmen, ehe wir nicht folgende Aufschlüsse über die ganze Sache bekommen, worum ich den Herrn Einsender dieses Beitrags ergebenst bitte.

1) Hat der angesehene glaubwürdige Mann würklich schon mehrern Menschen, die völlig gesund aussahen, ihren baldigen Tod vorhergesagt und - ist es eingetroffen?
2) Hat ihn sein Gefühl nie getäuscht?
3) Jn welcher Entfernung von der bald sterbenden Person fängt ihr Gesicht in seinen Augen bleich zu werden an, und geschieht dieß in einem Augenblick, oder nach und nach?
4) Hat er sich viel mit Physiognomie beschäftigt, und wenn hat ungefähr sein Ahndungsvermögen sich in ihm zu äußern angefangen?
5) Sind seine Aussagen vornehmlich im strengsten Verstande glaubwürdig und ehrlich, und sind mehrere unpartheiische Zeugen, de-


gen hervorbringen koͤnnten, welche noch nicht sobald ein Opfer der Verwesung werden sollen; alle Anatomie wuͤrde freilich hier nichts ausrichten; eher wuͤrde ich glauben, daß der Mann vermoͤge seiner feinen Geruchsnerven vielleicht ein Vorgefuͤhl von dem Tode eines noch gesunden, aber leichenartig ausdunstenden Menschen haben koͤnnte, welches ihm dann die bluͤhenden Wangen durch einen Betrug der Phantasie als todtenbleich darstelle.

Doch ich wage es nicht hieruͤber etwas mit Gewißheit zu bestimmen, ehe wir nicht folgende Aufschluͤsse uͤber die ganze Sache bekommen, worum ich den Herrn Einsender dieses Beitrags ergebenst bitte.

1) Hat der angesehene glaubwuͤrdige Mann wuͤrklich schon mehrern Menschen, die voͤllig gesund aussahen, ihren baldigen Tod vorhergesagt und – ist es eingetroffen?
2) Hat ihn sein Gefuͤhl nie getaͤuscht?
3) Jn welcher Entfernung von der bald sterbenden Person faͤngt ihr Gesicht in seinen Augen bleich zu werden an, und geschieht dieß in einem Augenblick, oder nach und nach?
4) Hat er sich viel mit Physiognomie beschaͤftigt, und wenn hat ungefaͤhr sein Ahndungsvermoͤgen sich in ihm zu aͤußern angefangen?
5) Sind seine Aussagen vornehmlich im strengsten Verstande glaubwuͤrdig und ehrlich, und sind mehrere unpartheiische Zeugen, de-
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[15/0017] gen hervorbringen koͤnnten, welche noch nicht sobald ein Opfer der Verwesung werden sollen; alle Anatomie wuͤrde freilich hier nichts ausrichten; eher wuͤrde ich glauben, daß der Mann vermoͤge seiner feinen Geruchsnerven vielleicht ein Vorgefuͤhl von dem Tode eines noch gesunden, aber leichenartig ausdunstenden Menschen haben koͤnnte, welches ihm dann die bluͤhenden Wangen durch einen Betrug der Phantasie als todtenbleich darstelle. Doch ich wage es nicht hieruͤber etwas mit Gewißheit zu bestimmen, ehe wir nicht folgende Aufschluͤsse uͤber die ganze Sache bekommen, worum ich den Herrn Einsender dieses Beitrags ergebenst bitte. 1) Hat der angesehene glaubwuͤrdige Mann wuͤrklich schon mehrern Menschen, die voͤllig gesund aussahen, ihren baldigen Tod vorhergesagt und – ist es eingetroffen? 2) Hat ihn sein Gefuͤhl nie getaͤuscht? 3) Jn welcher Entfernung von der bald sterbenden Person faͤngt ihr Gesicht in seinen Augen bleich zu werden an, und geschieht dieß in einem Augenblick, oder nach und nach? 4) Hat er sich viel mit Physiognomie beschaͤftigt, und wenn hat ungefaͤhr sein Ahndungsvermoͤgen sich in ihm zu aͤußern angefangen? 5) Sind seine Aussagen vornehmlich im strengsten Verstande glaubwuͤrdig und ehrlich, und sind mehrere unpartheiische Zeugen, de-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787/17>, abgerufen am 21.11.2024.