Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.Ohne jene ersten sinnlichen Grundbegriffe läßt sich eben so wenig eine Aeußerung der menschlichen Denkkraft überhaupt sowohl als insbesondere, als eine Zahl ohne Einheit denken. Sie sind die Fäden, an welche sich alle folgende Vorstellungen bald auf eine nähere, bald eine entferntere Art anknüpfen, ohne daß die Seele einmahl darauf merkt. Aus diesem Anknüpfen unsrer Jdeen an jene ersten Grundbegriffe lassen sich viele Erscheinungen in der empirischen Psychologie erklären, die anfangs widernatürlich schienen. Es giebt keine Jdee, welche isolirt in der Seele befindlich seyn könnte, sondern sie steht allemahl mit mehrern in einem Zusammenhange, dieser Zusammenhang mag nun willkürlich oder unwillkürlich seyn. Aus der angenommenen Einfachheit der Vorstellung kann also nicht wohl auf die Einfachheit der menschlichen Seele geschlossen werden. Die Art und Weise, wie Jdeen andere in uns erzeugen, ist unendlich verschieden; unterdessen liegen doch nur einige psychologische Gesetze zum Grunde, nach welchen jene Aufweckung der Jdeen durch andere geschehen muß, diese Gesetze sind im Wachen und Traume die nehmlichen und lassen sich unter folgende Classen der Association allgemein zusammenfassen. Jdeen erzeugen andere theils ähnliche, theils unähnliche, Ohne jene ersten sinnlichen Grundbegriffe laͤßt sich eben so wenig eine Aeußerung der menschlichen Denkkraft uͤberhaupt sowohl als insbesondere, als eine Zahl ohne Einheit denken. Sie sind die Faͤden, an welche sich alle folgende Vorstellungen bald auf eine naͤhere, bald eine entferntere Art anknuͤpfen, ohne daß die Seele einmahl darauf merkt. Aus diesem Anknuͤpfen unsrer Jdeen an jene ersten Grundbegriffe lassen sich viele Erscheinungen in der empirischen Psychologie erklaͤren, die anfangs widernatuͤrlich schienen. Es giebt keine Jdee, welche isolirt in der Seele befindlich seyn koͤnnte, sondern sie steht allemahl mit mehrern in einem Zusammenhange, dieser Zusammenhang mag nun willkuͤrlich oder unwillkuͤrlich seyn. Aus der angenommenen Einfachheit der Vorstellung kann also nicht wohl auf die Einfachheit der menschlichen Seele geschlossen werden. Die Art und Weise, wie Jdeen andere in uns erzeugen, ist unendlich verschieden; unterdessen liegen doch nur einige psychologische Gesetze zum Grunde, nach welchen jene Aufweckung der Jdeen durch andere geschehen muß, diese Gesetze sind im Wachen und Traume die nehmlichen und lassen sich unter folgende Classen der Association allgemein zusammenfassen. Jdeen erzeugen andere theils aͤhnliche, theils unaͤhnliche, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0060" n="60"/><lb/> <p>Ohne jene ersten sinnlichen Grundbegriffe laͤßt sich eben so wenig eine Aeußerung der menschlichen Denkkraft uͤberhaupt sowohl als insbesondere, als eine Zahl ohne Einheit denken. Sie sind die Faͤden, an welche sich alle folgende Vorstellungen bald auf eine naͤhere, bald eine entferntere Art anknuͤpfen, ohne daß die Seele einmahl darauf merkt. Aus diesem Anknuͤpfen unsrer Jdeen an jene ersten Grundbegriffe lassen sich viele Erscheinungen in der empirischen Psychologie erklaͤren, die anfangs widernatuͤrlich schienen.</p> <p>Es giebt keine Jdee, welche <hi rendition="#b">isolirt</hi> in der Seele befindlich seyn koͤnnte, sondern sie steht allemahl mit mehrern in einem Zusammenhange, dieser Zusammenhang mag nun <hi rendition="#b">willkuͤrlich</hi> oder <hi rendition="#b">unwillkuͤrlich</hi> seyn. Aus der angenommenen <hi rendition="#b">Einfachheit der Vorstellung</hi> kann also nicht wohl auf die Einfachheit der menschlichen Seele geschlossen werden.</p> <p>Die Art und Weise, <hi rendition="#b">wie</hi> Jdeen andere in uns erzeugen, ist unendlich verschieden; unterdessen liegen doch nur einige psychologische Gesetze zum Grunde, nach welchen jene Aufweckung der Jdeen durch andere geschehen muß, diese Gesetze sind im Wachen und Traume die nehmlichen und lassen sich unter folgende Classen der Association allgemein zusammenfassen. Jdeen erzeugen andere theils <hi rendition="#b">aͤhnliche,</hi> theils <hi rendition="#b">unaͤhnliche,</hi></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0060]
Ohne jene ersten sinnlichen Grundbegriffe laͤßt sich eben so wenig eine Aeußerung der menschlichen Denkkraft uͤberhaupt sowohl als insbesondere, als eine Zahl ohne Einheit denken. Sie sind die Faͤden, an welche sich alle folgende Vorstellungen bald auf eine naͤhere, bald eine entferntere Art anknuͤpfen, ohne daß die Seele einmahl darauf merkt. Aus diesem Anknuͤpfen unsrer Jdeen an jene ersten Grundbegriffe lassen sich viele Erscheinungen in der empirischen Psychologie erklaͤren, die anfangs widernatuͤrlich schienen.
Es giebt keine Jdee, welche isolirt in der Seele befindlich seyn koͤnnte, sondern sie steht allemahl mit mehrern in einem Zusammenhange, dieser Zusammenhang mag nun willkuͤrlich oder unwillkuͤrlich seyn. Aus der angenommenen Einfachheit der Vorstellung kann also nicht wohl auf die Einfachheit der menschlichen Seele geschlossen werden.
Die Art und Weise, wie Jdeen andere in uns erzeugen, ist unendlich verschieden; unterdessen liegen doch nur einige psychologische Gesetze zum Grunde, nach welchen jene Aufweckung der Jdeen durch andere geschehen muß, diese Gesetze sind im Wachen und Traume die nehmlichen und lassen sich unter folgende Classen der Association allgemein zusammenfassen. Jdeen erzeugen andere theils aͤhnliche, theils unaͤhnliche,
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