Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
Auch durch manche Prüfung, geliebte Freunde, ging meine Religion. Manche, die schwiegen, und manche, die sprachen, legten sie auf die Wage. Jch merkte und hörte Einwendungen, die ich noch niemals gehört, nie erwartet hatte. -- "Aber ists nichts als dies"? Das war doch allemal das Resultat aller dieser Prüfungen. -- Jsts nur dies, was man wider meinen Glauben einzuwenden hat? Muß man sich so aus der Frage herausziehen; so antworten? (und ich sehe nicht, warum man nicht das Beste und Stärkste sollte gesagt haben, was man sagen konnte.) Hocherhabner Jesus! Wie fest ist dein Evangelium! wie unerschütterlich dein Leben, und deine allwürksame Gotteskraft und Gottesliebe! -- Auch seufzen hab' ich gehört, nicht nur von blöden, kurzsichtigen Seelen, ohne Kraft und Heldenstärke, -- auch von männlichen Seelen hier und dort über den erbärmlichen Verfall der menschlichsten und göttlichsten Religion; -- "Aber unter aller Kritik hört ich doch auch sehr vernünftige Leute sagen, unter aller Kritik sind die Bemühungen einiger Gottesgelehrten zur Läuterung, d.h. Verschwem- *) Gott bewahre uns dafür!!
Auch durch manche Pruͤfung, geliebte Freunde, ging meine Religion. Manche, die schwiegen, und manche, die sprachen, legten sie auf die Wage. Jch merkte und hoͤrte Einwendungen, die ich noch niemals gehoͤrt, nie erwartet hatte. — »Aber ists nichts als dies«? Das war doch allemal das Resultat aller dieser Pruͤfungen. — Jsts nur dies, was man wider meinen Glauben einzuwenden hat? Muß man sich so aus der Frage herausziehen; so antworten? (und ich sehe nicht, warum man nicht das Beste und Staͤrkste sollte gesagt haben, was man sagen konnte.) Hocherhabner Jesus! Wie fest ist dein Evangelium! wie unerschuͤtterlich dein Leben, und deine allwuͤrksame Gotteskraft und Gottesliebe! — Auch seufzen hab' ich gehoͤrt, nicht nur von bloͤden, kurzsichtigen Seelen, ohne Kraft und Heldenstaͤrke, — auch von maͤnnlichen Seelen hier und dort uͤber den erbaͤrmlichen Verfall der menschlichsten und goͤttlichsten Religion; — »Aber unter aller Kritik hoͤrt ich doch auch sehr vernuͤnftige Leute sagen, unter aller Kritik sind die Bemuͤhungen einiger Gottesgelehrten zur Laͤuterung, d.h. Verschwem- *) Gott bewahre uns dafuͤr!!
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gezuͤndet waͤre!*) — und wie ist mir so bange!—
Auch durch manche Pruͤfung, geliebte Freunde, ging meine Religion. Manche, die schwiegen, und manche, die sprachen, legten sie auf die Wage. Jch merkte und hoͤrte Einwendungen, die ich noch niemals gehoͤrt, nie erwartet hatte. — »Aber ists nichts als dies«? Das war doch allemal das Resultat aller dieser Pruͤfungen. — Jsts nur dies, was man wider meinen Glauben einzuwenden hat? Muß man sich so aus der Frage herausziehen; so antworten? (und ich sehe nicht, warum man nicht das Beste und Staͤrkste sollte gesagt haben, was man sagen konnte.) Hocherhabner Jesus! Wie fest ist dein Evangelium! wie unerschuͤtterlich dein Leben, und deine allwuͤrksame Gotteskraft und Gottesliebe! —
Auch seufzen hab' ich gehoͤrt, nicht nur von bloͤden, kurzsichtigen Seelen, ohne Kraft und Heldenstaͤrke, — auch von maͤnnlichen Seelen hier und dort uͤber den erbaͤrmlichen Verfall der menschlichsten und goͤttlichsten Religion; — »Aber unter aller Kritik hoͤrt ich doch auch sehr vernuͤnftige Leute sagen, unter aller Kritik sind die Bemuͤhungen einiger Gottesgelehrten zur Laͤuterung, d.h. Verschwem-
*) Gott bewahre uns dafuͤr!!
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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