Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.Nachtrag zur Fortsetzung der Revision. Nicht unwichtig, sondern sehr lehrreich für die Seelenkunde sind die Selbstgeständnisse des Herrn Basedow*), **) Semler, Jung***), und Anton Reiser von ihrem Charakter, und die Erzählungen ihrer Jugend- und Männerjahre überhaupt. So leicht mit der gleichen Charakterschilderungen ein Mißbrauch getrieben werden kann, und auch wirklich seit der Zeit, daß Rousseau so viele, freylich sehr unrousseauische Nachahmer gefunden hat, damit getrieben wird; so interessant können jene Schilderungen werden, wenn sie von aufgeklärten Männern herkommen, und wirkliche philosophische Auflösungen gewisser wichtigen, geistigen und moralischen Phänomene der menschlichen Natur in sich enthalten. Durch dergleichen Auflösungen muß die Wissenschaft durchaus gewinnen, und sie werden uns oft zu einer richtigern Kenntniß des Menschen führen, als es die Speculation thun kann. Je früher jene aufgeklärten Männer sich zu beobachten angefangen haben, und je aufrichtiger sie in ih- *) 1. B. 2. St. S. 34. ff. **) 2. B. 1. St. S. 96. ff. ***) S. 115.
Nachtrag zur Fortsetzung der Revision. Nicht unwichtig, sondern sehr lehrreich fuͤr die Seelenkunde sind die Selbstgestaͤndnisse des Herrn Basedow*), **) Semler, Jung***), und Anton Reiser von ihrem Charakter, und die Erzaͤhlungen ihrer Jugend- und Maͤnnerjahre uͤberhaupt. So leicht mit der gleichen Charakterschilderungen ein Mißbrauch getrieben werden kann, und auch wirklich seit der Zeit, daß Rousseau so viele, freylich sehr unrousseauische Nachahmer gefunden hat, damit getrieben wird; so interessant koͤnnen jene Schilderungen werden, wenn sie von aufgeklaͤrten Maͤnnern herkommen, und wirkliche philosophische Aufloͤsungen gewisser wichtigen, geistigen und moralischen Phaͤnomene der menschlichen Natur in sich enthalten. Durch dergleichen Aufloͤsungen muß die Wissenschaft durchaus gewinnen, und sie werden uns oft zu einer richtigern Kenntniß des Menschen fuͤhren, als es die Speculation thun kann. Je fruͤher jene aufgeklaͤrten Maͤnner sich zu beobachten angefangen haben, und je aufrichtiger sie in ih- *) 1. B. 2. St. S. 34. ff. **) 2. B. 1. St. S. 96. ff. ***) S. 115.
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Nachtrag zur Fortsetzung der Revision.
Nicht unwichtig, sondern sehr lehrreich fuͤr die Seelenkunde sind die Selbstgestaͤndnisse des Herrn Basedow*) , Semler**) , Jung***) , und Anton Reiser von ihrem Charakter, und die Erzaͤhlungen ihrer Jugend- und Maͤnnerjahre uͤberhaupt. So leicht mit der gleichen Charakterschilderungen ein Mißbrauch getrieben werden kann, und auch wirklich seit der Zeit, daß Rousseau so viele, freylich sehr unrousseauische Nachahmer gefunden hat, damit getrieben wird; so interessant koͤnnen jene Schilderungen werden, wenn sie von aufgeklaͤrten Maͤnnern herkommen, und wirkliche philosophische Aufloͤsungen gewisser wichtigen, geistigen und moralischen Phaͤnomene der menschlichen Natur in sich enthalten. Durch dergleichen Aufloͤsungen muß die Wissenschaft durchaus gewinnen, und sie werden uns oft zu einer richtigern Kenntniß des Menschen fuͤhren, als es die Speculation thun kann. Je fruͤher jene aufgeklaͤrten Maͤnner sich zu beobachten angefangen haben, und je aufrichtiger sie in ih-
*) 1. B. 2. St. S. 34. ff.
**) 2. B. 1. St. S. 96. ff.
***) S. 115.
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