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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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diese Art den angeschauten Urbildern gewisse Copien nach, denen sie jetzt durch Vergrößerungen und Zusatz an der Quantität, jetzt durch Verwechselungen und Umänderungen der Qualität den scheinbaren Anstrich von Urbildern, und zwar größern und vollkommnern Urbildern giebt, als diejenigen selbst sind, welche ihnen als Anschauungen und würkliche Empfindungen zum Grunde liegen. Da also bey jedem vorkommenden Urtheil über die letztern, die erstern als Erkenntniß- und Erklärungsgründe derselben der Seele nothwendig mit vorschweben; so ist dies ausser den bey unserer Erklärung der Schwärmerey angeführten Gründen, die hier nicht weniger eintreffen, ein Grund mehr, um hier Bilder für Empfindungen, Jdealitäten für Würklichkeiten zu halten.

Es ist hieraus klar, wie der menschliche Geist auf diesem Wege, den ihn keine Sophisterey, sondern die Natur mit eigener Hand geführt, die grossen Jdeen von Gott, Religion, Geist, Uebersinnlichkeit und intelligibeln Welt, gefunden. Alle Philosophen, bis auf Mendelsohn herab, haben in ihren feinsten Speculationen nichts mehr gethan, als daß sie jene rohen Begriffe des wilden Naturmenschen geläutert und erhöhet haben, -- und ein Malebranche sieht, hört und fühlt auf der höchsten Stufe der Speculation gerade so den Urheber aller Dinge, als ein Adam nach seiner ersten Entwickelung aus dem thierischen Stande, denselben in jeder


diese Art den angeschauten Urbildern gewisse Copien nach, denen sie jetzt durch Vergroͤßerungen und Zusatz an der Quantitaͤt, jetzt durch Verwechselungen und Umaͤnderungen der Qualitaͤt den scheinbaren Anstrich von Urbildern, und zwar groͤßern und vollkommnern Urbildern giebt, als diejenigen selbst sind, welche ihnen als Anschauungen und wuͤrkliche Empfindungen zum Grunde liegen. Da also bey jedem vorkommenden Urtheil uͤber die letztern, die erstern als Erkenntniß- und Erklaͤrungsgruͤnde derselben der Seele nothwendig mit vorschweben; so ist dies ausser den bey unserer Erklaͤrung der Schwaͤrmerey angefuͤhrten Gruͤnden, die hier nicht weniger eintreffen, ein Grund mehr, um hier Bilder fuͤr Empfindungen, Jdealitaͤten fuͤr Wuͤrklichkeiten zu halten.

Es ist hieraus klar, wie der menschliche Geist auf diesem Wege, den ihn keine Sophisterey, sondern die Natur mit eigener Hand gefuͤhrt, die grossen Jdeen von Gott, Religion, Geist, Uebersinnlichkeit und intelligibeln Welt, gefunden. Alle Philosophen, bis auf Mendelsohn herab, haben in ihren feinsten Speculationen nichts mehr gethan, als daß sie jene rohen Begriffe des wilden Naturmenschen gelaͤutert und erhoͤhet haben, — und ein Malebranche sieht, hoͤrt und fuͤhlt auf der hoͤchsten Stufe der Speculation gerade so den Urheber aller Dinge, als ein Adam nach seiner ersten Entwickelung aus dem thierischen Stande, denselben in jeder

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[38/0038] diese Art den angeschauten Urbildern gewisse Copien nach, denen sie jetzt durch Vergroͤßerungen und Zusatz an der Quantitaͤt, jetzt durch Verwechselungen und Umaͤnderungen der Qualitaͤt den scheinbaren Anstrich von Urbildern, und zwar groͤßern und vollkommnern Urbildern giebt, als diejenigen selbst sind, welche ihnen als Anschauungen und wuͤrkliche Empfindungen zum Grunde liegen. Da also bey jedem vorkommenden Urtheil uͤber die letztern, die erstern als Erkenntniß- und Erklaͤrungsgruͤnde derselben der Seele nothwendig mit vorschweben; so ist dies ausser den bey unserer Erklaͤrung der Schwaͤrmerey angefuͤhrten Gruͤnden, die hier nicht weniger eintreffen, ein Grund mehr, um hier Bilder fuͤr Empfindungen, Jdealitaͤten fuͤr Wuͤrklichkeiten zu halten. Es ist hieraus klar, wie der menschliche Geist auf diesem Wege, den ihn keine Sophisterey, sondern die Natur mit eigener Hand gefuͤhrt, die grossen Jdeen von Gott, Religion, Geist, Uebersinnlichkeit und intelligibeln Welt, gefunden. Alle Philosophen, bis auf Mendelsohn herab, haben in ihren feinsten Speculationen nichts mehr gethan, als daß sie jene rohen Begriffe des wilden Naturmenschen gelaͤutert und erhoͤhet haben, — und ein Malebranche sieht, hoͤrt und fuͤhlt auf der hoͤchsten Stufe der Speculation gerade so den Urheber aller Dinge, als ein Adam nach seiner ersten Entwickelung aus dem thierischen Stande, denselben in jeder

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/38>, abgerufen am 21.11.2024.