Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
P. 2. Ein Traum. Weder in der Natur der menschlichen Seele, noch in den moralischen Eigenschaften der Gottheit scheint ein mehr als bloß wahrscheinlicher Beweis für die Unsterblichkeit unsrer Seele zu liegen. Darüber hatte ich mich einst mit meinem seligen Freunde bis um Mitternacht hin gestritten. Meine ganze Seele war voll von Gedanken über diesen Gegenstand, und ich ging mit einiger Unruhe über die Unbeweisbarkeit der Unsterblichkeit zu Bette. Jch hatte noch nicht lange geschlafen, als ich zu träumen anfing, und mein Traum, an den ich noch mit Schrecken denke, war folgender:
P. 2. Ein Traum. Weder in der Natur der menschlichen Seele, noch in den moralischen Eigenschaften der Gottheit scheint ein mehr als bloß wahrscheinlicher Beweis fuͤr die Unsterblichkeit unsrer Seele zu liegen. Daruͤber hatte ich mich einst mit meinem seligen Freunde bis um Mitternacht hin gestritten. Meine ganze Seele war voll von Gedanken uͤber diesen Gegenstand, und ich ging mit einiger Unruhe uͤber die Unbeweisbarkeit der Unsterblichkeit zu Bette. Jch hatte noch nicht lange geschlafen, als ich zu traͤumen anfing, und mein Traum, an den ich noch mit Schrecken denke, war folgender: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0048" n="48"/><lb/> traͤgt, und da er sich uͤber die Welt so sehr erhaben glaubt; so bleibt ihm eigentlich kein unerfuͤllter Wunsch mehr uͤbrig. Er haͤlt sich fuͤr den gluͤcklichsten Menschen — wenn ihm selbst aͤußere Gluͤcksguͤter fehlen; ja er rechnet ihren Mangel zu seinem Gluͤck, und sieht auf die mit einer Art Verachtung herab, die sie besitzen.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>P.</persName> </hi> </p><lb/> </div> <div n="3"> <head>2. Ein Traum.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref2"><note type="editorial"/>Pockels, C. F.</persName> </bibl> </note> <p><hi rendition="#b">Weder in der Natur der menschlichen Seele, noch in den moralischen Eigenschaften der Gottheit scheint ein mehr als bloß wahrscheinlicher Beweis fuͤr die Unsterblichkeit unsrer Seele zu liegen.</hi> Daruͤber hatte ich mich einst mit meinem seligen Freunde bis um Mitternacht hin gestritten. Meine ganze Seele war voll von Gedanken uͤber diesen Gegenstand, und ich ging mit einiger Unruhe uͤber die Unbeweisbarkeit der Unsterblichkeit zu Bette.</p> <p>Jch hatte noch nicht lange geschlafen, als ich zu traͤumen anfing, und mein Traum, an den ich noch mit Schrecken denke, war folgender:</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0048]
traͤgt, und da er sich uͤber die Welt so sehr erhaben glaubt; so bleibt ihm eigentlich kein unerfuͤllter Wunsch mehr uͤbrig. Er haͤlt sich fuͤr den gluͤcklichsten Menschen — wenn ihm selbst aͤußere Gluͤcksguͤter fehlen; ja er rechnet ihren Mangel zu seinem Gluͤck, und sieht auf die mit einer Art Verachtung herab, die sie besitzen.
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2. Ein Traum.
Weder in der Natur der menschlichen Seele, noch in den moralischen Eigenschaften der Gottheit scheint ein mehr als bloß wahrscheinlicher Beweis fuͤr die Unsterblichkeit unsrer Seele zu liegen. Daruͤber hatte ich mich einst mit meinem seligen Freunde bis um Mitternacht hin gestritten. Meine ganze Seele war voll von Gedanken uͤber diesen Gegenstand, und ich ging mit einiger Unruhe uͤber die Unbeweisbarkeit der Unsterblichkeit zu Bette.
Jch hatte noch nicht lange geschlafen, als ich zu traͤumen anfing, und mein Traum, an den ich noch mit Schrecken denke, war folgender:
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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