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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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und lächeln am Abend und in der Folgezeit oft über die durch den Traum ihm verursachte unnöthige Sorge. -- --

Ein ganzes Jahr vergeht ihm und seiner ganzen frommen Fürstenfamilie in aller Glückseligkeit und Heiterkeit des Lebens. Jm Anfange des Octobers 1770 wird seine Gemahlinn*) von einer Prinzessinn wohl entbunden. Nach der Niederkunft befindet sie sich in erwünschten Umständen, ihre Kräfte nehmen täglich zu, und am 9ten October fühlt sie sich so munter und gestärkt, daß sie zum erstenmal aus dem Wochenbett aufsteht, um eine Stunde im Sopha zu sitzen. Jhrem guten Gemahl eine Freude zu machen, läßt sie ihm sagen: er möge in ihr Zimmer kommen, er würde sie wieder gesund und munter ausser dem Bette finden.

Freudig eilt er die Treppe herunter -- aber -- indem er in ihr Zimmer tritt -- sieht er sie sterben -- noch einmal lächelt sie ihm zu -- und nun sinkt sie todt in seine Arme. --


*) Größe und Güte der Seele waren durch ihren ganzen Charakter verwebt. Von ihren edlen Gesinnungen und christlichen Handlungen, davon ich selbst Jahre lang ein täglicher Zeuge gewesen bin, sind schon manche Beyspiele in den Archiven der guten Menschheit aufbewahrt worden. Anmerk. d. Eins.


und laͤcheln am Abend und in der Folgezeit oft uͤber die durch den Traum ihm verursachte unnoͤthige Sorge. — —

Ein ganzes Jahr vergeht ihm und seiner ganzen frommen Fuͤrstenfamilie in aller Gluͤckseligkeit und Heiterkeit des Lebens. Jm Anfange des Octobers 1770 wird seine Gemahlinn*) von einer Prinzessinn wohl entbunden. Nach der Niederkunft befindet sie sich in erwuͤnschten Umstaͤnden, ihre Kraͤfte nehmen taͤglich zu, und am 9ten October fuͤhlt sie sich so munter und gestaͤrkt, daß sie zum erstenmal aus dem Wochenbett aufsteht, um eine Stunde im Sopha zu sitzen. Jhrem guten Gemahl eine Freude zu machen, laͤßt sie ihm sagen: er moͤge in ihr Zimmer kommen, er wuͤrde sie wieder gesund und munter ausser dem Bette finden.

Freudig eilt er die Treppe herunter — aber — indem er in ihr Zimmer tritt — sieht er sie sterben — noch einmal laͤchelt sie ihm zu — und nun sinkt sie todt in seine Arme. —


*) Groͤße und Guͤte der Seele waren durch ihren ganzen Charakter verwebt. Von ihren edlen Gesinnungen und christlichen Handlungen, davon ich selbst Jahre lang ein taͤglicher Zeuge gewesen bin, sind schon manche Beyspiele in den Archiven der guten Menschheit aufbewahrt worden. Anmerk. d. Eins.
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[76/0076] und laͤcheln am Abend und in der Folgezeit oft uͤber die durch den Traum ihm verursachte unnoͤthige Sorge. — — Ein ganzes Jahr vergeht ihm und seiner ganzen frommen Fuͤrstenfamilie in aller Gluͤckseligkeit und Heiterkeit des Lebens. Jm Anfange des Octobers 1770 wird seine Gemahlinn*) von einer Prinzessinn wohl entbunden. Nach der Niederkunft befindet sie sich in erwuͤnschten Umstaͤnden, ihre Kraͤfte nehmen taͤglich zu, und am 9ten October fuͤhlt sie sich so munter und gestaͤrkt, daß sie zum erstenmal aus dem Wochenbett aufsteht, um eine Stunde im Sopha zu sitzen. Jhrem guten Gemahl eine Freude zu machen, laͤßt sie ihm sagen: er moͤge in ihr Zimmer kommen, er wuͤrde sie wieder gesund und munter ausser dem Bette finden. Freudig eilt er die Treppe herunter — aber — indem er in ihr Zimmer tritt — sieht er sie sterben — noch einmal laͤchelt sie ihm zu — und nun sinkt sie todt in seine Arme. — *) Groͤße und Guͤte der Seele waren durch ihren ganzen Charakter verwebt. Von ihren edlen Gesinnungen und christlichen Handlungen, davon ich selbst Jahre lang ein taͤglicher Zeuge gewesen bin, sind schon manche Beyspiele in den Archiven der guten Menschheit aufbewahrt worden. Anmerk. d. Eins.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/76>, abgerufen am 24.11.2024.