Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
Schon seit dem Maymonat hab' ich Euch, liebste Leser und Leserinnen, dieser vermischten monatlichen Gedanken weiter nichts mitgetheilt, und jetzt muß ich sagen, daß ich Euch eine Zeitlang auch weiter nichts mittheilen kann. Jch muß mich noch mehr einschränken, als ich bisher gethan habe, und den Zirkel meiner Würksamkeit enger machen, um desto kräftiger würken zu können. Das ist ein Hauptgrund, warum ich diese Gedanken jetzo weiter nicht fortsetzen kann. Ein anderer ist, -- weil sie das nicht blieben, was sie seyn sollten: Manuscript für Freunde, -- sie wurden zu weit ausgebreitet, und sogar in öffentlichen Blättern angezeigt. Bey meiner neulichen Reise durch einen Theil von Deutschland hab' ich zu oft mit Bestürzung wahrnehmen müssen, wie öffentlich ich geschrieben habe, da ich geheim schreiben wollte. Jch will deswegen keinem Vorwürfe machen. Jch weis,
Schon seit dem Maymonat hab' ich Euch, liebste Leser und Leserinnen, dieser vermischten monatlichen Gedanken weiter nichts mitgetheilt, und jetzt muß ich sagen, daß ich Euch eine Zeitlang auch weiter nichts mittheilen kann. Jch muß mich noch mehr einschraͤnken, als ich bisher gethan habe, und den Zirkel meiner Wuͤrksamkeit enger machen, um desto kraͤftiger wuͤrken zu koͤnnen. Das ist ein Hauptgrund, warum ich diese Gedanken jetzo weiter nicht fortsetzen kann. Ein anderer ist, — weil sie das nicht blieben, was sie seyn sollten: Manuscript fuͤr Freunde, — sie wurden zu weit ausgebreitet, und sogar in oͤffentlichen Blaͤttern angezeigt. Bey meiner neulichen Reise durch einen Theil von Deutschland hab' ich zu oft mit Bestuͤrzung wahrnehmen muͤssen, wie oͤffentlich ich geschrieben habe, da ich geheim schreiben wollte. Jch will deswegen keinem Vorwuͤrfe machen. Jch weis, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0097" n="97"/><lb/> fuhr damit bis im May obigen Jahrs treulich fort. Aber auf einmal nimmt er von seinen Freunden in einer langen Epistel auf einige Zeit Abschied, und diese Epistel ist es, welche wegen ihres merkwuͤrdigen Jnhalts zu naͤchst folgt, und kein unmerkwuͤrdiges Stuͤck von der eigentlichen Denkungsart jenes sonderbaren Mannes ist, dessen Geist und Herz fuͤr den Psychologen gewiß ein sehr interessanter Gegenstand seyn muß.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Schon seit dem Maymonat hab' ich Euch, liebste Leser und Leserinnen, dieser vermischten monatlichen Gedanken weiter nichts mitgetheilt, und jetzt muß ich sagen, daß ich Euch eine Zeitlang auch weiter nichts mittheilen kann. Jch muß mich noch mehr einschraͤnken, als ich bisher gethan habe, und den Zirkel meiner Wuͤrksamkeit enger machen, um desto kraͤftiger wuͤrken zu koͤnnen. Das ist ein Hauptgrund, warum ich diese Gedanken jetzo weiter nicht fortsetzen kann. Ein anderer ist, — weil sie das nicht blieben, was sie seyn sollten: Manuscript fuͤr Freunde, — sie wurden zu weit ausgebreitet, und sogar in oͤffentlichen Blaͤttern angezeigt. Bey meiner neulichen Reise durch einen Theil von Deutschland hab' ich zu oft mit Bestuͤrzung wahrnehmen muͤssen, wie oͤffentlich ich geschrieben habe, da ich <hi rendition="#b">geheim</hi> schreiben wollte. Jch will deswegen keinem Vorwuͤrfe machen. Jch weis,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0097]
fuhr damit bis im May obigen Jahrs treulich fort. Aber auf einmal nimmt er von seinen Freunden in einer langen Epistel auf einige Zeit Abschied, und diese Epistel ist es, welche wegen ihres merkwuͤrdigen Jnhalts zu naͤchst folgt, und kein unmerkwuͤrdiges Stuͤck von der eigentlichen Denkungsart jenes sonderbaren Mannes ist, dessen Geist und Herz fuͤr den Psychologen gewiß ein sehr interessanter Gegenstand seyn muß.
Schon seit dem Maymonat hab' ich Euch, liebste Leser und Leserinnen, dieser vermischten monatlichen Gedanken weiter nichts mitgetheilt, und jetzt muß ich sagen, daß ich Euch eine Zeitlang auch weiter nichts mittheilen kann. Jch muß mich noch mehr einschraͤnken, als ich bisher gethan habe, und den Zirkel meiner Wuͤrksamkeit enger machen, um desto kraͤftiger wuͤrken zu koͤnnen. Das ist ein Hauptgrund, warum ich diese Gedanken jetzo weiter nicht fortsetzen kann. Ein anderer ist, — weil sie das nicht blieben, was sie seyn sollten: Manuscript fuͤr Freunde, — sie wurden zu weit ausgebreitet, und sogar in oͤffentlichen Blaͤttern angezeigt. Bey meiner neulichen Reise durch einen Theil von Deutschland hab' ich zu oft mit Bestuͤrzung wahrnehmen muͤssen, wie oͤffentlich ich geschrieben habe, da ich geheim schreiben wollte. Jch will deswegen keinem Vorwuͤrfe machen. Jch weis,
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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