Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0057" n="57"/><lb/> rei; beinahe Aergerlichkeit uͤber den, mit dem ich nicht sympathisiren kann. — Achtung fuͤr's Gute, so fern es recht und erhaben ist. — Gewohnheit, das Mangelhafte, die Schranken des Guten und Boͤsen zu bemerken. — Maͤßigung in der Liebe und im Abscheu, Billigkeit, affectfreies Urtheil — Gewohnheit, Unaͤhnlichkeiten schnell zu bemerken, Scharfsinn. — Unterlassungssuͤnden aus Mangel an Eifer. Diese halte ich meist fuͤr schlimmer, als Begehungssuͤnden aus Stolz und groͤberer Sinnlichkeit. — Uebergewicht der vorstellenden Kraͤfte. — Hang zur Sonderbarkeit. — Langsamer Wechsel der Vorstellungen. — Festigkeit einmal befestigter Meinungen und Gewohnheiten, weil solche Lagen der Vorstellungen, worin Neigungen anfangen, selten sind, also leichter vorhandne fortdauern, als neue entstehen. — Absondrung des Denkens vom Empfinden und Handeln. — Feste Freundschaft. Wenn auch aͤussere Ursachen Trennung veranlassen, und die Empfindung geschwaͤcht ist, so ist doch die innerste verborgne Neigung kaum zu erschuͤttern. — Wenig Eitelkeit, viel Stolz. — Lebhafte Aeusserung und Gefuͤhl eigner Maͤngel; Verbergung des Guten; eine gewisse Scham, gut zu scheinen, und Empfindungen, Eifer mit Worten zu zeigen, die Beifall erhalten koͤnnten. — Schwierigkeit, sich jedesmal in die gehoͤrige Stimmung zu versetzen. — Schwaͤche des Triebs, andern zu gefallen, in gewissen Stuͤcken. —</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0057]
rei; beinahe Aergerlichkeit uͤber den, mit dem ich nicht sympathisiren kann. — Achtung fuͤr's Gute, so fern es recht und erhaben ist. — Gewohnheit, das Mangelhafte, die Schranken des Guten und Boͤsen zu bemerken. — Maͤßigung in der Liebe und im Abscheu, Billigkeit, affectfreies Urtheil — Gewohnheit, Unaͤhnlichkeiten schnell zu bemerken, Scharfsinn. — Unterlassungssuͤnden aus Mangel an Eifer. Diese halte ich meist fuͤr schlimmer, als Begehungssuͤnden aus Stolz und groͤberer Sinnlichkeit. — Uebergewicht der vorstellenden Kraͤfte. — Hang zur Sonderbarkeit. — Langsamer Wechsel der Vorstellungen. — Festigkeit einmal befestigter Meinungen und Gewohnheiten, weil solche Lagen der Vorstellungen, worin Neigungen anfangen, selten sind, also leichter vorhandne fortdauern, als neue entstehen. — Absondrung des Denkens vom Empfinden und Handeln. — Feste Freundschaft. Wenn auch aͤussere Ursachen Trennung veranlassen, und die Empfindung geschwaͤcht ist, so ist doch die innerste verborgne Neigung kaum zu erschuͤttern. — Wenig Eitelkeit, viel Stolz. — Lebhafte Aeusserung und Gefuͤhl eigner Maͤngel; Verbergung des Guten; eine gewisse Scham, gut zu scheinen, und Empfindungen, Eifer mit Worten zu zeigen, die Beifall erhalten koͤnnten. — Schwierigkeit, sich jedesmal in die gehoͤrige Stimmung zu versetzen. — Schwaͤche des Triebs, andern zu gefallen, in gewissen Stuͤcken. —
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