Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0108" n="108"/><lb/> mystischen Traͤume ein. Jch bat, ich beschwur ihn bey Gott und seinem Leben, davon abzulassen, weil dieß eben der Weg sey, wodurch er sich seine Krankheit zugezogen, und weil er unvermeidlich den Tod wagte, wenn er ihnen weiter nachhienge. So macht ich nach und nach die <hi rendition="#b">Furcht vor dem Tode</hi> zum Gegengift seiner verirrten Gruͤbeleien. So oft sich sein Blik in Apokaliptische Gesichte verlor, so oft er uͤber die Nachtgestalten seiner Fantasey zu rasen begann, erhob ich meine Stimme noch maͤchtiger als er, droht' ich ihm, meine Hand ganz von ihm abzuziehen, und ihn dem Tode zu uͤberlassen, wenn er den Unsinn nicht fahren liesse. Auch seinen Waͤrter wies ich an, eben so gegen ihn zu verfahren, und ihm sogar mit Schlaͤgen zu drohen, wenn er von den scheußlichen Bildern nicht abliesse. Außerdem entfernt ich von ihm jede physische, und moralische Ursache, die in ihm Furcht, Schreken, Aufwallungen, oder andere violente Empfindnisse, und Leidenschaften haͤtte erregen koͤnnen. Seinen Blutsfreunden, besonders seinem Vater verbot ich es, so sehr er in mich drang, ihn zu besuchen, weil ich bemerkt hatte, daß, obgleich seine Gegenwart anfangs heilsame Wuͤrkungen bey ihm zu haben schien, am Ende doch immer ein Anfall erfolgte, der all das Gute vereitelte, was ich bei ihm mit viel Muͤhe und Zeitaufwand hervorgebracht hatte.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0108]
mystischen Traͤume ein. Jch bat, ich beschwur ihn bey Gott und seinem Leben, davon abzulassen, weil dieß eben der Weg sey, wodurch er sich seine Krankheit zugezogen, und weil er unvermeidlich den Tod wagte, wenn er ihnen weiter nachhienge. So macht ich nach und nach die Furcht vor dem Tode zum Gegengift seiner verirrten Gruͤbeleien. So oft sich sein Blik in Apokaliptische Gesichte verlor, so oft er uͤber die Nachtgestalten seiner Fantasey zu rasen begann, erhob ich meine Stimme noch maͤchtiger als er, droht' ich ihm, meine Hand ganz von ihm abzuziehen, und ihn dem Tode zu uͤberlassen, wenn er den Unsinn nicht fahren liesse. Auch seinen Waͤrter wies ich an, eben so gegen ihn zu verfahren, und ihm sogar mit Schlaͤgen zu drohen, wenn er von den scheußlichen Bildern nicht abliesse. Außerdem entfernt ich von ihm jede physische, und moralische Ursache, die in ihm Furcht, Schreken, Aufwallungen, oder andere violente Empfindnisse, und Leidenschaften haͤtte erregen koͤnnen. Seinen Blutsfreunden, besonders seinem Vater verbot ich es, so sehr er in mich drang, ihn zu besuchen, weil ich bemerkt hatte, daß, obgleich seine Gegenwart anfangs heilsame Wuͤrkungen bey ihm zu haben schien, am Ende doch immer ein Anfall erfolgte, der all das Gute vereitelte, was ich bei ihm mit viel Muͤhe und Zeitaufwand hervorgebracht hatte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |