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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

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der Wand des Ofens in der Wohnstube gegen die Stubenthür, und hinter dem Ofen eben daselbst an der Wand. Es wurde uns auch von dem Schwiegersohn G. der Patientinn Schlafmütze und Kopftuch voller Blut und Hiebe, benebst einem ziemlich schweren und scharfen Küchenbeil und scharfen mittelmäßigen Messerchen gezeigt, welches die mörderischen Jnstrumente gewesen seyn sollten, die auch beide noch mit Blut beflekt waren. Wir ließen hierauf von dem noch gegenwärtigen Chirurgo K. die angelegten Bandagen wieder abnehmen, weil die Verblutung stille geworden war, und fanden folgende 13 Wunden an der Patientinn u.s.w. Die Wunden, welche hier weitläuftig beschrieben werden, kann man füglich übergehen.

Weil nun die Empfindsamkeit der Wunden zu groß war, auch leicht neue gefährliche Verblutungen und Ohnmächten bei dem ohnehin schon geschwinden und febrilischen, jedoch schwachen Puls, nicht weniger auch noch künftige Schmerzen beim nöthigen Heften der großen Wunden zu besorgen stunden, so konnte man vorjetzo keine Visitation der sämmtlichen Hauptwunden vornehmen und bemerken, wie tief solche ins Cranium gegangen wären. Man vermuthete aber doch, daß das Cranium und besonders das Gehirn dabei nicht so viel gelitten haben konnte, weil die Patientinn völligen Verstand und gar kein Erbrechen hatte, wie bei verleztem Gehirn und niedergedrukter oder gespalteter Hirnschaale ge-


der Wand des Ofens in der Wohnstube gegen die Stubenthuͤr, und hinter dem Ofen eben daselbst an der Wand. Es wurde uns auch von dem Schwiegersohn G. der Patientinn Schlafmuͤtze und Kopftuch voller Blut und Hiebe, benebst einem ziemlich schweren und scharfen Kuͤchenbeil und scharfen mittelmaͤßigen Messerchen gezeigt, welches die moͤrderischen Jnstrumente gewesen seyn sollten, die auch beide noch mit Blut beflekt waren. Wir ließen hierauf von dem noch gegenwaͤrtigen Chirurgo K. die angelegten Bandagen wieder abnehmen, weil die Verblutung stille geworden war, und fanden folgende 13 Wunden an der Patientinn u.s.w. Die Wunden, welche hier weitlaͤuftig beschrieben werden, kann man fuͤglich uͤbergehen.

Weil nun die Empfindsamkeit der Wunden zu groß war, auch leicht neue gefaͤhrliche Verblutungen und Ohnmaͤchten bei dem ohnehin schon geschwinden und febrilischen, jedoch schwachen Puls, nicht weniger auch noch kuͤnftige Schmerzen beim noͤthigen Heften der großen Wunden zu besorgen stunden, so konnte man vorjetzo keine Visitation der saͤmmtlichen Hauptwunden vornehmen und bemerken, wie tief solche ins Cranium gegangen waͤren. Man vermuthete aber doch, daß das Cranium und besonders das Gehirn dabei nicht so viel gelitten haben konnte, weil die Patientinn voͤlligen Verstand und gar kein Erbrechen hatte, wie bei verleztem Gehirn und niedergedrukter oder gespalteter Hirnschaale ge-

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[26/0026] der Wand des Ofens in der Wohnstube gegen die Stubenthuͤr, und hinter dem Ofen eben daselbst an der Wand. Es wurde uns auch von dem Schwiegersohn G. der Patientinn Schlafmuͤtze und Kopftuch voller Blut und Hiebe, benebst einem ziemlich schweren und scharfen Kuͤchenbeil und scharfen mittelmaͤßigen Messerchen gezeigt, welches die moͤrderischen Jnstrumente gewesen seyn sollten, die auch beide noch mit Blut beflekt waren. Wir ließen hierauf von dem noch gegenwaͤrtigen Chirurgo K. die angelegten Bandagen wieder abnehmen, weil die Verblutung stille geworden war, und fanden folgende 13 Wunden an der Patientinn u.s.w. Die Wunden, welche hier weitlaͤuftig beschrieben werden, kann man fuͤglich uͤbergehen. Weil nun die Empfindsamkeit der Wunden zu groß war, auch leicht neue gefaͤhrliche Verblutungen und Ohnmaͤchten bei dem ohnehin schon geschwinden und febrilischen, jedoch schwachen Puls, nicht weniger auch noch kuͤnftige Schmerzen beim noͤthigen Heften der großen Wunden zu besorgen stunden, so konnte man vorjetzo keine Visitation der saͤmmtlichen Hauptwunden vornehmen und bemerken, wie tief solche ins Cranium gegangen waͤren. Man vermuthete aber doch, daß das Cranium und besonders das Gehirn dabei nicht so viel gelitten haben konnte, weil die Patientinn voͤlligen Verstand und gar kein Erbrechen hatte, wie bei verleztem Gehirn und niedergedrukter oder gespalteter Hirnschaale ge-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/26>, abgerufen am 30.04.2024.