Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
Unempfindlichkeit gegen ihren Zustand bei Wahnwitzigen, von eben dem Verfasser. Seite 91. Herr van hatte verschiedene Jahre lang ein Mädchen von vierunddreißig bis sechsunddreißig Jahren beobachtet, die so rasend war, daß man sie nackend lassen mußte, weil sie alle ihre Kleider sogleich zerriß. Göns "Jch habe, sagt er, dieß arme Geschöpf, welches schon nichts als Haut und Knochen war, mehr als hundertmal nackend auf dem Stroh liegen gesehen, in einer Kammer, die nichts als ein eisernes Gitter hatte, wodurch das Licht hereinfiel, und
Unempfindlichkeit gegen ihren Zustand bei Wahnwitzigen, von eben dem Verfasser. Seite 91. Herr van hatte verschiedene Jahre lang ein Maͤdchen von vierunddreißig bis sechsunddreißig Jahren beobachtet, die so rasend war, daß man sie nackend lassen mußte, weil sie alle ihre Kleider sogleich zerriß. Goͤns »Jch habe, sagt er, dieß arme Geschoͤpf, welches schon nichts als Haut und Knochen war, mehr als hundertmal nackend auf dem Stroh liegen gesehen, in einer Kammer, die nichts als ein eisernes Gitter hatte, wodurch das Licht hereinfiel, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0027" n="25"/><lb/> finden, was wir doch selbst gefunden hatten. Daß oft die einfachsten Probleme von uns im Traume nicht aufgeloͤst werden koͤnnen, ist etwas sehr gewoͤhnliches, weil das Gedaͤchtniß oft seinen Faden so sehr verloren hat, daß es sich nicht einmal auf die alltaͤglichsten Dinge besinnen kann. Aus diesem Gedaͤchtnißmangel, der wohl vornehmlich durch die im Schlaf entstandene Erschlaffung der Gehirnfiebern herruͤhren mag, entstehen dann die sonderbarsten <hi rendition="#b">Umtauschungen</hi> von Vorstellungen und Empfindungen, und die haͤufigen Transgressionen der Einbildungskraft in idealische Welten, wozu es in der wirklichen kein Urbild giebt.</p> </div> <div n="3"> <head>Unempfindlichkeit gegen ihren Zustand bei Wahnwitzigen,<lb/> von eben dem Verfasser. Seite 91.</head><lb/> <p>Herr van <persName ref="#ref0007"><note type="editorial">Goens, Rijklof Michael van</note>Goͤns</persName> hatte verschiedene Jahre lang ein Maͤdchen von vierunddreißig bis sechsunddreißig Jahren beobachtet, die so rasend war, daß man sie nackend lassen mußte, weil sie alle ihre Kleider sogleich zerriß.</p> <p>»Jch habe, sagt er, dieß arme Geschoͤpf, welches schon nichts als Haut und Knochen war, mehr als hundertmal nackend auf dem Stroh liegen gesehen, in einer Kammer, die nichts als ein eisernes Gitter hatte, wodurch das Licht hereinfiel, und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0027]
finden, was wir doch selbst gefunden hatten. Daß oft die einfachsten Probleme von uns im Traume nicht aufgeloͤst werden koͤnnen, ist etwas sehr gewoͤhnliches, weil das Gedaͤchtniß oft seinen Faden so sehr verloren hat, daß es sich nicht einmal auf die alltaͤglichsten Dinge besinnen kann. Aus diesem Gedaͤchtnißmangel, der wohl vornehmlich durch die im Schlaf entstandene Erschlaffung der Gehirnfiebern herruͤhren mag, entstehen dann die sonderbarsten Umtauschungen von Vorstellungen und Empfindungen, und die haͤufigen Transgressionen der Einbildungskraft in idealische Welten, wozu es in der wirklichen kein Urbild giebt.
Unempfindlichkeit gegen ihren Zustand bei Wahnwitzigen,
von eben dem Verfasser. Seite 91.
Herr van Goͤns hatte verschiedene Jahre lang ein Maͤdchen von vierunddreißig bis sechsunddreißig Jahren beobachtet, die so rasend war, daß man sie nackend lassen mußte, weil sie alle ihre Kleider sogleich zerriß.
»Jch habe, sagt er, dieß arme Geschoͤpf, welches schon nichts als Haut und Knochen war, mehr als hundertmal nackend auf dem Stroh liegen gesehen, in einer Kammer, die nichts als ein eisernes Gitter hatte, wodurch das Licht hereinfiel, und
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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