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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

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"Nach Simmens Aussage geschahe es bei dem zweiten Schlage, der den Vater traf, und deswegen auch seine meiste Kraft verloren hatte, daß das Schmidtsche vierjährige Kind, welches beim Vater im Bette lag, und der Thäter vorher nicht bemerkt haben will, sich in die Höhe richtete, und mit von eben dem Schlage auf den Kopf getroffen ward, welches er denn, bevor er aus dem Hause gegangen, noch mit Kissen zugedeckt haben will, das aber nachmals nach des Vaters Füßen zu auf dem Gesichte liegend mit noch einigen Kennzeichen des Lebens gefunden ward."

"Eine ältere Tochter des Erschlagenen schlief indessen auf einer andern Kammer, und hörte von dem allen nichts. Simmen konnte deswegen nach verübten Verbrechen unbemerkt aus dem Hause gehn; das that er aber erst, nachdem er vorher aus der Weste des sinnlos liegenden Mannes den Schlüssel zu dessen Geldschränkchen gezogen, und demselben das darin vorräthige Geld, nach seiner Aussage beinahe ein Dutzend Thaler, weiter aber nichts, genommen hatte. Er hat auch eingestanden, auf dieses Geld zugleich mit Absicht gehabt zu haben. Jch glaube es leicht, vermuthe aber, wiewohl er damals wegen Geldes von mehr als einer Seite im Drang war, daß der Gedanke an dieses Geld sich doch erst spät an den ältern Gedanken auf Rache angeschlossen, und, weil er seinen Schwager als die Ursache seines Ruins ansahe, er sich für


»Nach Simmens Aussage geschahe es bei dem zweiten Schlage, der den Vater traf, und deswegen auch seine meiste Kraft verloren hatte, daß das Schmidtsche vierjaͤhrige Kind, welches beim Vater im Bette lag, und der Thaͤter vorher nicht bemerkt haben will, sich in die Hoͤhe richtete, und mit von eben dem Schlage auf den Kopf getroffen ward, welches er denn, bevor er aus dem Hause gegangen, noch mit Kissen zugedeckt haben will, das aber nachmals nach des Vaters Fuͤßen zu auf dem Gesichte liegend mit noch einigen Kennzeichen des Lebens gefunden ward.«

»Eine aͤltere Tochter des Erschlagenen schlief indessen auf einer andern Kammer, und hoͤrte von dem allen nichts. Simmen konnte deswegen nach veruͤbten Verbrechen unbemerkt aus dem Hause gehn; das that er aber erst, nachdem er vorher aus der Weste des sinnlos liegenden Mannes den Schluͤssel zu dessen Geldschraͤnkchen gezogen, und demselben das darin vorraͤthige Geld, nach seiner Aussage beinahe ein Dutzend Thaler, weiter aber nichts, genommen hatte. Er hat auch eingestanden, auf dieses Geld zugleich mit Absicht gehabt zu haben. Jch glaube es leicht, vermuthe aber, wiewohl er damals wegen Geldes von mehr als einer Seite im Drang war, daß der Gedanke an dieses Geld sich doch erst spaͤt an den aͤltern Gedanken auf Rache angeschlossen, und, weil er seinen Schwager als die Ursache seines Ruins ansahe, er sich fuͤr

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[47/0049] »Nach Simmens Aussage geschahe es bei dem zweiten Schlage, der den Vater traf, und deswegen auch seine meiste Kraft verloren hatte, daß das Schmidtsche vierjaͤhrige Kind, welches beim Vater im Bette lag, und der Thaͤter vorher nicht bemerkt haben will, sich in die Hoͤhe richtete, und mit von eben dem Schlage auf den Kopf getroffen ward, welches er denn, bevor er aus dem Hause gegangen, noch mit Kissen zugedeckt haben will, das aber nachmals nach des Vaters Fuͤßen zu auf dem Gesichte liegend mit noch einigen Kennzeichen des Lebens gefunden ward.« »Eine aͤltere Tochter des Erschlagenen schlief indessen auf einer andern Kammer, und hoͤrte von dem allen nichts. Simmen konnte deswegen nach veruͤbten Verbrechen unbemerkt aus dem Hause gehn; das that er aber erst, nachdem er vorher aus der Weste des sinnlos liegenden Mannes den Schluͤssel zu dessen Geldschraͤnkchen gezogen, und demselben das darin vorraͤthige Geld, nach seiner Aussage beinahe ein Dutzend Thaler, weiter aber nichts, genommen hatte. Er hat auch eingestanden, auf dieses Geld zugleich mit Absicht gehabt zu haben. Jch glaube es leicht, vermuthe aber, wiewohl er damals wegen Geldes von mehr als einer Seite im Drang war, daß der Gedanke an dieses Geld sich doch erst spaͤt an den aͤltern Gedanken auf Rache angeschlossen, und, weil er seinen Schwager als die Ursache seines Ruins ansahe, er sich fuͤr

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/49>, abgerufen am 23.11.2024.