seinen grausamen Leidenschaften zu widerstehen, die doch in seinen Kräften gewesen, nicht angewandt, daß ihm sein Gewissen Warnung genug gegeben habe, die er nicht geachtet, die er unterdrückt hätte. Er hat auch freimüthig bezeugt, sein Verbrechen wäre ihm so erschrecklich vorgekommen, daß er zur Verzweiflung an Gottes Gnade gebracht werden wollen; er habe sich aber an die Verheissungen des göttlichen Worts und die evangelischen Trostgründe festgehalten, eifrigst gebetet, und dadurch zu der Barmherzigkeit und Gnade Gottes, durch Christum, wieder ein Vertrauen gewonnen."
"Er gab Beweise einer innigen Reue, nicht nur über seine letzten Missethaten, sondern auch über alles Gott mißfällige, das er nun in seinem Wesen und Thun gewahr werde. Jch müßte mir, sagte er, selbst feind seyn, wenn ich diese Zeit, die ich noch habe, nicht rechtschaffen anwendete, meiner Begnadigung von Gott und guter Hoffnung in und nach dem Tode mich zu versichern, -- und die That bewies es." --
"Der Ausdruck, den er auf die Befragung, wie er sich finde? mehrmals in der letzten Zeit brauchte: traurig und freudig, und in den letzten Tagen: -- mehr fröhlich als traurig, -- war so natürlich, daß man ihn für die Sprache des Herzens halten mußte, und begriff wohl nichts weniger, als was man von Reue und Glauben in der christ-
seinen grausamen Leidenschaften zu widerstehen, die doch in seinen Kraͤften gewesen, nicht angewandt, daß ihm sein Gewissen Warnung genug gegeben habe, die er nicht geachtet, die er unterdruͤckt haͤtte. Er hat auch freimuͤthig bezeugt, sein Verbrechen waͤre ihm so erschrecklich vorgekommen, daß er zur Verzweiflung an Gottes Gnade gebracht werden wollen; er habe sich aber an die Verheissungen des goͤttlichen Worts und die evangelischen Trostgruͤnde festgehalten, eifrigst gebetet, und dadurch zu der Barmherzigkeit und Gnade Gottes, durch Christum, wieder ein Vertrauen gewonnen.«
»Er gab Beweise einer innigen Reue, nicht nur uͤber seine letzten Missethaten, sondern auch uͤber alles Gott mißfaͤllige, das er nun in seinem Wesen und Thun gewahr werde. Jch muͤßte mir, sagte er, selbst feind seyn, wenn ich diese Zeit, die ich noch habe, nicht rechtschaffen anwendete, meiner Begnadigung von Gott und guter Hoffnung in und nach dem Tode mich zu versichern, — und die That bewies es.« —
»Der Ausdruck, den er auf die Befragung, wie er sich finde? mehrmals in der letzten Zeit brauchte: traurig und freudig, und in den letzten Tagen: — mehr froͤhlich als traurig, — war so natuͤrlich, daß man ihn fuͤr die Sprache des Herzens halten mußte, und begriff wohl nichts weniger, als was man von Reue und Glauben in der christ-
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seinen grausamen Leidenschaften zu widerstehen, die doch in seinen Kraͤften gewesen, nicht angewandt, daß ihm sein Gewissen Warnung genug gegeben habe, die er nicht geachtet, die er unterdruͤckt haͤtte. Er hat auch freimuͤthig bezeugt, sein Verbrechen waͤre ihm so erschrecklich vorgekommen, daß er zur Verzweiflung an Gottes Gnade gebracht werden wollen; er habe sich aber an die Verheissungen des goͤttlichen Worts und die evangelischen Trostgruͤnde festgehalten, eifrigst gebetet, und dadurch zu der Barmherzigkeit und Gnade Gottes, durch Christum, wieder ein Vertrauen gewonnen.«</p><p>»Er gab Beweise einer innigen Reue, nicht nur uͤber seine letzten Missethaten, sondern auch uͤber alles Gott mißfaͤllige, das er nun in seinem Wesen und Thun gewahr werde. Jch muͤßte mir, sagte er, selbst feind seyn, wenn ich diese Zeit, die ich noch habe, nicht rechtschaffen anwendete, meiner Begnadigung von Gott und guter Hoffnung in und nach dem Tode mich zu versichern, — und die That bewies es.« —</p><p>»Der Ausdruck, den er auf die Befragung, wie er sich finde? mehrmals in der letzten Zeit brauchte: traurig und freudig, und in den letzten Tagen: — mehr froͤhlich als traurig, — war so natuͤrlich, daß man ihn fuͤr die Sprache des Herzens halten mußte, und begriff wohl nichts weniger, als was man von Reue und Glauben in der christ-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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seinen grausamen Leidenschaften zu widerstehen, die doch in seinen Kraͤften gewesen, nicht angewandt, daß ihm sein Gewissen Warnung genug gegeben habe, die er nicht geachtet, die er unterdruͤckt haͤtte. Er hat auch freimuͤthig bezeugt, sein Verbrechen waͤre ihm so erschrecklich vorgekommen, daß er zur Verzweiflung an Gottes Gnade gebracht werden wollen; er habe sich aber an die Verheissungen des goͤttlichen Worts und die evangelischen Trostgruͤnde festgehalten, eifrigst gebetet, und dadurch zu der Barmherzigkeit und Gnade Gottes, durch Christum, wieder ein Vertrauen gewonnen.«
»Er gab Beweise einer innigen Reue, nicht nur uͤber seine letzten Missethaten, sondern auch uͤber alles Gott mißfaͤllige, das er nun in seinem Wesen und Thun gewahr werde. Jch muͤßte mir, sagte er, selbst feind seyn, wenn ich diese Zeit, die ich noch habe, nicht rechtschaffen anwendete, meiner Begnadigung von Gott und guter Hoffnung in und nach dem Tode mich zu versichern, — und die That bewies es.« —
»Der Ausdruck, den er auf die Befragung, wie er sich finde? mehrmals in der letzten Zeit brauchte: traurig und freudig, und in den letzten Tagen: — mehr froͤhlich als traurig, — war so natuͤrlich, daß man ihn fuͤr die Sprache des Herzens halten mußte, und begriff wohl nichts weniger, als was man von Reue und Glauben in der christ-
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/60>, abgerufen am 23.02.2025.
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