auf irgend eine Weise beleidiget oder gekränket hätte, und ersuchte seinen Beichtvater, alle und jede zusammen, Stadt und Land, die er durch sein Verbrechen gedrückt, beschwert, betrübt und geärgert habe, in seinem Namen um Vergebung zu bitten."
"Sein Vater, ein zweiundachtzigjähriger Greis, wurde vermocht, den Sohn noch einmal zu besuchen, der von ihm Vergebung alles dessen, worin er etwa seine kindliche Pflicht aus den Augen gesetzt haben möchte, auch der letzten Kränkung durch sein Verbrechen, wehmüthig suchte, und sie unter guten Ermahnungen und Wünschen vollkommen erhielt, auch dagegen den kummervollen Greis bat, seines Endes wegen sich zu beruhigen: da er versichert sey, daß er Vergebung und Gnade von Gott habe, und ihn bat, seiner Kinder sich noch ferner anzunehmen, das der Greis auch willigst zusagte, und der Sohn ihm hingegen versprach, daß er auch seinen Kindern, dessen Enkeln, beim Abschied von ihm anbefehlen wollte, ihm in allen gehorsam und beiständig zu seyn. Der nun beruhigte Alte war so froh, daß er sich Kräfte wünschte, dem besten Fürsten sich zu Füßen zu werfen, und ihm für die seinem Sohn erwiesene unverdiente Gnade des gemilderten Todesurtheils danken zu können."
"Zween Tage vor seinem Ende nahm der Unglückliche, in Gegenwart seines Beichtvaters, von
auf irgend eine Weise beleidiget oder gekraͤnket haͤtte, und ersuchte seinen Beichtvater, alle und jede zusammen, Stadt und Land, die er durch sein Verbrechen gedruͤckt, beschwert, betruͤbt und geaͤrgert habe, in seinem Namen um Vergebung zu bitten.«
»Sein Vater, ein zweiundachtzigjaͤhriger Greis, wurde vermocht, den Sohn noch einmal zu besuchen, der von ihm Vergebung alles dessen, worin er etwa seine kindliche Pflicht aus den Augen gesetzt haben moͤchte, auch der letzten Kraͤnkung durch sein Verbrechen, wehmuͤthig suchte, und sie unter guten Ermahnungen und Wuͤnschen vollkommen erhielt, auch dagegen den kummervollen Greis bat, seines Endes wegen sich zu beruhigen: da er versichert sey, daß er Vergebung und Gnade von Gott habe, und ihn bat, seiner Kinder sich noch ferner anzunehmen, das der Greis auch willigst zusagte, und der Sohn ihm hingegen versprach, daß er auch seinen Kindern, dessen Enkeln, beim Abschied von ihm anbefehlen wollte, ihm in allen gehorsam und beistaͤndig zu seyn. Der nun beruhigte Alte war so froh, daß er sich Kraͤfte wuͤnschte, dem besten Fuͤrsten sich zu Fuͤßen zu werfen, und ihm fuͤr die seinem Sohn erwiesene unverdiente Gnade des gemilderten Todesurtheils danken zu koͤnnen.«
»Zween Tage vor seinem Ende nahm der Ungluͤckliche, in Gegenwart seines Beichtvaters, von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0064"n="62"/><lb/>
auf irgend eine Weise beleidiget oder gekraͤnket haͤtte, und ersuchte seinen Beichtvater, alle und jede zusammen, Stadt und Land, die er durch sein Verbrechen gedruͤckt, beschwert, betruͤbt und geaͤrgert habe, in seinem Namen um Vergebung zu bitten.«</p><p>»Sein Vater, ein zweiundachtzigjaͤhriger Greis, wurde vermocht, den Sohn noch einmal zu besuchen, der von ihm Vergebung alles dessen, worin er etwa seine kindliche Pflicht aus den Augen gesetzt haben moͤchte, auch der letzten Kraͤnkung durch sein Verbrechen, wehmuͤthig suchte, und sie unter guten Ermahnungen und Wuͤnschen vollkommen erhielt, auch dagegen den kummervollen Greis bat, seines Endes wegen sich zu beruhigen: da er versichert sey, daß er Vergebung und Gnade von Gott habe, und ihn bat, seiner Kinder sich noch ferner anzunehmen, das der Greis auch willigst zusagte, und der Sohn ihm hingegen versprach, daß er auch seinen Kindern, dessen Enkeln, beim Abschied von ihm anbefehlen wollte, ihm in allen gehorsam und beistaͤndig zu seyn. Der nun beruhigte Alte war so froh, daß er sich Kraͤfte wuͤnschte, dem besten Fuͤrsten sich zu Fuͤßen zu werfen, und ihm fuͤr die seinem Sohn erwiesene unverdiente Gnade des gemilderten Todesurtheils danken zu koͤnnen.«</p><p>»Zween Tage vor seinem Ende nahm der Ungluͤckliche, in Gegenwart seines Beichtvaters, von<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[62/0064]
auf irgend eine Weise beleidiget oder gekraͤnket haͤtte, und ersuchte seinen Beichtvater, alle und jede zusammen, Stadt und Land, die er durch sein Verbrechen gedruͤckt, beschwert, betruͤbt und geaͤrgert habe, in seinem Namen um Vergebung zu bitten.«
»Sein Vater, ein zweiundachtzigjaͤhriger Greis, wurde vermocht, den Sohn noch einmal zu besuchen, der von ihm Vergebung alles dessen, worin er etwa seine kindliche Pflicht aus den Augen gesetzt haben moͤchte, auch der letzten Kraͤnkung durch sein Verbrechen, wehmuͤthig suchte, und sie unter guten Ermahnungen und Wuͤnschen vollkommen erhielt, auch dagegen den kummervollen Greis bat, seines Endes wegen sich zu beruhigen: da er versichert sey, daß er Vergebung und Gnade von Gott habe, und ihn bat, seiner Kinder sich noch ferner anzunehmen, das der Greis auch willigst zusagte, und der Sohn ihm hingegen versprach, daß er auch seinen Kindern, dessen Enkeln, beim Abschied von ihm anbefehlen wollte, ihm in allen gehorsam und beistaͤndig zu seyn. Der nun beruhigte Alte war so froh, daß er sich Kraͤfte wuͤnschte, dem besten Fuͤrsten sich zu Fuͤßen zu werfen, und ihm fuͤr die seinem Sohn erwiesene unverdiente Gnade des gemilderten Todesurtheils danken zu koͤnnen.«
»Zween Tage vor seinem Ende nahm der Ungluͤckliche, in Gegenwart seines Beichtvaters, von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.
Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/64>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.