mußten. Das Schimpfliche der letzten machte ein großes davon aus, und vielleicht war es ihm gewissermaßen schwerer, als das Sterben selbst; es kränkte ihn besonders die Schande dabei, die er auf die Seinigen zu laden fürchtete. Wenn auch in einem Gesang das Sterbbette vorkam, so ward immer seine Bewegung merklich, und bei den Worten: der Leib habe in der Erde seine Ruh, entfuhr ihm die Wehklage: und der meinige nicht! Doch auch diesen Schauder hatte er überwunden, als er den traurigsten Anblick in den Augen hatte, und doch noch zu den Zuschauern seines Todes reden konnte."
"Bei der Bekanntmachung der ihm angediehenen Milderung brachen seine Dankbarkeit und Freude in Minen, Worten und Gebehrden auf das lebhafteste aus; er bezeugte, daß er so viel Gnade nicht gehoft hätte, und nun gerne sterben wolle."
"Die Bekanntmachung des Todestages selbst hat er mit dem gesetztesten Wesen und einer Art von Zufriedenheit angenommen, auch dabei nochmals mit Thränen für die gnädigste Milderung gedanket."
"Während der Zeit, da er nun ein verurtheiltes Opfer der Gerechtigkeit war, blieb seine Bereitung dazu sein ganzes Geschäfte; wie er aber auch in dieser Zeit in härtern Banden gehalten wurde, so behielt er ebenfalls die größte Gelassenheit und
mußten. Das Schimpfliche der letzten machte ein großes davon aus, und vielleicht war es ihm gewissermaßen schwerer, als das Sterben selbst; es kraͤnkte ihn besonders die Schande dabei, die er auf die Seinigen zu laden fuͤrchtete. Wenn auch in einem Gesang das Sterbbette vorkam, so ward immer seine Bewegung merklich, und bei den Worten: der Leib habe in der Erde seine Ruh, entfuhr ihm die Wehklage: und der meinige nicht! Doch auch diesen Schauder hatte er uͤberwunden, als er den traurigsten Anblick in den Augen hatte, und doch noch zu den Zuschauern seines Todes reden konnte.«
»Bei der Bekanntmachung der ihm angediehenen Milderung brachen seine Dankbarkeit und Freude in Minen, Worten und Gebehrden auf das lebhafteste aus; er bezeugte, daß er so viel Gnade nicht gehoft haͤtte, und nun gerne sterben wolle.«
»Die Bekanntmachung des Todestages selbst hat er mit dem gesetztesten Wesen und einer Art von Zufriedenheit angenommen, auch dabei nochmals mit Thraͤnen fuͤr die gnaͤdigste Milderung gedanket.«
»Waͤhrend der Zeit, da er nun ein verurtheiltes Opfer der Gerechtigkeit war, blieb seine Bereitung dazu sein ganzes Geschaͤfte; wie er aber auch in dieser Zeit in haͤrtern Banden gehalten wurde, so behielt er ebenfalls die groͤßte Gelassenheit und
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mußten. Das Schimpfliche der letzten machte ein großes davon aus, und vielleicht war es ihm gewissermaßen schwerer, als das Sterben selbst; es kraͤnkte ihn besonders die Schande dabei, die er auf die Seinigen zu laden fuͤrchtete. Wenn auch in einem Gesang das <hirendition="#b">Sterbbette</hi> vorkam, so ward immer seine Bewegung merklich, und bei den Worten: <hirendition="#b">der Leib habe in der Erde seine Ruh,</hi> entfuhr ihm die Wehklage: <hirendition="#b">und der meinige nicht!</hi> Doch auch diesen Schauder hatte er uͤberwunden, als er den traurigsten Anblick in den Augen hatte, und doch noch zu den Zuschauern seines Todes reden konnte.«</p><p>»Bei der Bekanntmachung der ihm angediehenen Milderung brachen seine Dankbarkeit und Freude in Minen, Worten und Gebehrden auf das lebhafteste aus; er bezeugte, daß er so viel Gnade nicht gehoft haͤtte, und nun gerne sterben wolle.«</p><p>»Die Bekanntmachung des Todestages selbst hat er mit dem gesetztesten Wesen und einer Art von Zufriedenheit angenommen, auch dabei nochmals mit Thraͤnen fuͤr die gnaͤdigste Milderung gedanket.«</p><p>»Waͤhrend der Zeit, da er nun ein verurtheiltes Opfer der Gerechtigkeit war, blieb seine Bereitung dazu sein ganzes Geschaͤfte; wie er aber auch in dieser Zeit in haͤrtern Banden gehalten wurde, so behielt er ebenfalls die groͤßte Gelassenheit und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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mußten. Das Schimpfliche der letzten machte ein großes davon aus, und vielleicht war es ihm gewissermaßen schwerer, als das Sterben selbst; es kraͤnkte ihn besonders die Schande dabei, die er auf die Seinigen zu laden fuͤrchtete. Wenn auch in einem Gesang das Sterbbette vorkam, so ward immer seine Bewegung merklich, und bei den Worten: der Leib habe in der Erde seine Ruh, entfuhr ihm die Wehklage: und der meinige nicht! Doch auch diesen Schauder hatte er uͤberwunden, als er den traurigsten Anblick in den Augen hatte, und doch noch zu den Zuschauern seines Todes reden konnte.«
»Bei der Bekanntmachung der ihm angediehenen Milderung brachen seine Dankbarkeit und Freude in Minen, Worten und Gebehrden auf das lebhafteste aus; er bezeugte, daß er so viel Gnade nicht gehoft haͤtte, und nun gerne sterben wolle.«
»Die Bekanntmachung des Todestages selbst hat er mit dem gesetztesten Wesen und einer Art von Zufriedenheit angenommen, auch dabei nochmals mit Thraͤnen fuͤr die gnaͤdigste Milderung gedanket.«
»Waͤhrend der Zeit, da er nun ein verurtheiltes Opfer der Gerechtigkeit war, blieb seine Bereitung dazu sein ganzes Geschaͤfte; wie er aber auch in dieser Zeit in haͤrtern Banden gehalten wurde, so behielt er ebenfalls die groͤßte Gelassenheit und
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/67>, abgerufen am 23.02.2025.
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