Phänomens einzulassen*), sich mehr bemüht hätten, dabei Untersuchungen über die Denkkraft überhaupt, über die Eigenheit, Stärke und Associationen der Jdeen dieser Leute, sowie über die Natur des Traums selbst und über die Uebereinstimmung ihrer Handlungen bei verschlossenen Sinnen mit äußern Objecten und Umständen anzustellen.
Es gab eine Zeit, wo die sogenannten Philosophen fast nichts aus eigenthümlichen und natürlichen Gründen zu erklären suchten, wo man sich gewisse Principien gewisser Erscheinungen fingirte, und die Folgerungen aus solchen unrichtig angenommenen Gründen für ausgemachte Erklärungen der Naturphänomene hielt, ohne sich weiter darum zu bekümmern, ob der Erfolg auch nur einigermaßen mit der Natur der Dinge homogen seyn könne. Die Alten haben, wenige Hypothesen ausgenommen, viel richtiger über die Natur der menschlichen Seele gedacht, als die Psychologen des mittlern Zeitalters, die sich die Köpfe durch eine Menge willkührlich angenommener verborgener Kräfte, die nach ihrer Meinung die Phänomene des Denkens, so wie auch alles übrige Unerklärbare erklären sollten, verwirren ließen. Man hätte nur immer
*) Oder mühsam zu untersuchen, ob der Harmonist, Jnfluxionist, oder der Schüler des Cartesius das Nachtwandeln am besten mit seinem System vereinigen könne.
Phaͤnomens einzulassen*), sich mehr bemuͤht haͤtten, dabei Untersuchungen uͤber die Denkkraft uͤberhaupt, uͤber die Eigenheit, Staͤrke und Associationen der Jdeen dieser Leute, sowie uͤber die Natur des Traums selbst und uͤber die Uebereinstimmung ihrer Handlungen bei verschlossenen Sinnen mit aͤußern Objecten und Umstaͤnden anzustellen.
Es gab eine Zeit, wo die sogenannten Philosophen fast nichts aus eigenthuͤmlichen und natuͤrlichen Gruͤnden zu erklaͤren suchten, wo man sich gewisse Principien gewisser Erscheinungen fingirte, und die Folgerungen aus solchen unrichtig angenommenen Gruͤnden fuͤr ausgemachte Erklaͤrungen der Naturphaͤnomene hielt, ohne sich weiter darum zu bekuͤmmern, ob der Erfolg auch nur einigermaßen mit der Natur der Dinge homogen seyn koͤnne. Die Alten haben, wenige Hypothesen ausgenommen, viel richtiger uͤber die Natur der menschlichen Seele gedacht, als die Psychologen des mittlern Zeitalters, die sich die Koͤpfe durch eine Menge willkuͤhrlich angenommener verborgener Kraͤfte, die nach ihrer Meinung die Phaͤnomene des Denkens, so wie auch alles uͤbrige Unerklaͤrbare erklaͤren sollten, verwirren ließen. Man haͤtte nur immer
*) Oder muͤhsam zu untersuchen, ob der Harmonist, Jnfluxionist, oder der Schuͤler des Cartesius das Nachtwandeln am besten mit seinem System vereinigen koͤnne.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0078"n="76"/><lb/><choice><corr>Phaͤnomens</corr><sic>Phoͤnomens</sic></choice> einzulassen*)<noteplace="foot"><p>*) Oder muͤhsam zu untersuchen, ob der Harmonist, Jnfluxionist, oder der Schuͤler des Cartesius das Nachtwandeln am besten mit seinem System vereinigen koͤnne.</p></note>, sich mehr bemuͤht haͤtten, dabei Untersuchungen uͤber die Denkkraft uͤberhaupt, uͤber die Eigenheit, Staͤrke und Associationen der Jdeen dieser Leute, sowie uͤber die Natur des Traums selbst und uͤber die Uebereinstimmung ihrer Handlungen bei verschlossenen Sinnen mit aͤußern Objecten und Umstaͤnden anzustellen.</p><p>Es gab eine Zeit, wo die sogenannten Philosophen fast nichts aus eigenthuͤmlichen und natuͤrlichen Gruͤnden zu erklaͤren suchten, wo man sich gewisse Principien gewisser Erscheinungen fingirte, und die Folgerungen aus solchen unrichtig angenommenen Gruͤnden fuͤr ausgemachte Erklaͤrungen der <choice><corr>Naturphaͤnomene</corr><sic>Naturphoͤnomene</sic></choice> hielt, ohne sich weiter darum zu bekuͤmmern, ob der Erfolg auch nur einigermaßen mit der Natur der Dinge homogen seyn koͤnne. Die Alten haben, wenige Hypothesen ausgenommen, viel richtiger uͤber die Natur der menschlichen Seele gedacht, als die Psychologen des mittlern Zeitalters, die sich die Koͤpfe durch eine Menge willkuͤhrlich angenommener verborgener Kraͤfte, die nach ihrer Meinung die <choice><corr>Phaͤnomene</corr><sic>Phoͤnomene</sic></choice> des Denkens, so wie auch alles uͤbrige Unerklaͤrbare erklaͤren sollten, verwirren ließen. Man haͤtte nur immer<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[76/0078]
Phaͤnomens einzulassen*) , sich mehr bemuͤht haͤtten, dabei Untersuchungen uͤber die Denkkraft uͤberhaupt, uͤber die Eigenheit, Staͤrke und Associationen der Jdeen dieser Leute, sowie uͤber die Natur des Traums selbst und uͤber die Uebereinstimmung ihrer Handlungen bei verschlossenen Sinnen mit aͤußern Objecten und Umstaͤnden anzustellen.
Es gab eine Zeit, wo die sogenannten Philosophen fast nichts aus eigenthuͤmlichen und natuͤrlichen Gruͤnden zu erklaͤren suchten, wo man sich gewisse Principien gewisser Erscheinungen fingirte, und die Folgerungen aus solchen unrichtig angenommenen Gruͤnden fuͤr ausgemachte Erklaͤrungen der Naturphaͤnomene hielt, ohne sich weiter darum zu bekuͤmmern, ob der Erfolg auch nur einigermaßen mit der Natur der Dinge homogen seyn koͤnne. Die Alten haben, wenige Hypothesen ausgenommen, viel richtiger uͤber die Natur der menschlichen Seele gedacht, als die Psychologen des mittlern Zeitalters, die sich die Koͤpfe durch eine Menge willkuͤhrlich angenommener verborgener Kraͤfte, die nach ihrer Meinung die Phaͤnomene des Denkens, so wie auch alles uͤbrige Unerklaͤrbare erklaͤren sollten, verwirren ließen. Man haͤtte nur immer
*) Oder muͤhsam zu untersuchen, ob der Harmonist, Jnfluxionist, oder der Schuͤler des Cartesius das Nachtwandeln am besten mit seinem System vereinigen koͤnne.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.
Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/78>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.