bringung der kleinen Reise gehörten, und immer nur auf einen Punkt concentrirt bleibt, -- und so erfolgen alle seine Handlungen durch eine im Schlummer erregte körperliche Disposition oder äußerer Einflüße veranlaßte Nachahmung der Geschäfte des Tages. Der Mann befand sich gleichsam im geringsten Grade des Schlummers, und seine Vorstellungen während des Traums waren zuerst so deutlich, als nöthig war, alle seine Schritte sicher zu leiten. -- Daß er in seinem Paroxismo kein Gefühl von Stechen, Kneipfen, Raufen, Stoßen und Rufen hatte, daß er den stärksten Spiritus nicht roch, nicht den Pistolenschuß hörte, -- rührt doch wohl wieder daher, daß seine ganze Seele auf einen einzigen Punkt gespannt ist, und für alle Sinne unterdessen gleichsam keine Aufmerksamkeit mehr hatte, welches bei mehrern Zuständen des menschlichen Körpers, bei Ohnmachten, Convulsionen, Entzückungen, heftigem Anstrengen des Kopfs, so wie schon bei außerordentlichen Aufwallungen der Leidenschaften sehr gewöhnlich der Fall ist. -- Endlich hat die Seele den Faden ihrer Vegetitionen abgesponnen -- sie ist gleichsam aus ihren Traumbildern hinausgeworfen, sie muß sich also von selbst wieder in die wirkliche Welt hineinfinden, denn sie hat keinen Stoff mehr, neue Jdeenassociationen anzuspinnen; die alten sind erschöpft; sie fängt durch das
bringung der kleinen Reise gehoͤrten, und immer nur auf einen Punkt concentrirt bleibt, — und so erfolgen alle seine Handlungen durch eine im Schlummer erregte koͤrperliche Disposition oder aͤußerer Einfluͤße veranlaßte Nachahmung der Geschaͤfte des Tages. Der Mann befand sich gleichsam im geringsten Grade des Schlummers, und seine Vorstellungen waͤhrend des Traums waren zuerst so deutlich, als noͤthig war, alle seine Schritte sicher zu leiten. — Daß er in seinem Paroxismo kein Gefuͤhl von Stechen, Kneipfen, Raufen, Stoßen und Rufen hatte, daß er den staͤrksten Spiritus nicht roch, nicht den Pistolenschuß hoͤrte, — ruͤhrt doch wohl wieder daher, daß seine ganze Seele auf einen einzigen Punkt gespannt ist, und fuͤr alle Sinne unterdessen gleichsam keine Aufmerksamkeit mehr hatte, welches bei mehrern Zustaͤnden des menschlichen Koͤrpers, bei Ohnmachten, Convulsionen, Entzuͤckungen, heftigem Anstrengen des Kopfs, so wie schon bei außerordentlichen Aufwallungen der Leidenschaften sehr gewoͤhnlich der Fall ist. — Endlich hat die Seele den Faden ihrer Vegetitionen abgesponnen — sie ist gleichsam aus ihren Traumbildern hinausgeworfen, sie muß sich also von selbst wieder in die wirkliche Welt hineinfinden, denn sie hat keinen Stoff mehr, neue Jdeenassociationen anzuspinnen; die alten sind erschoͤpft; sie faͤngt durch das
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bringung der kleinen Reise gehoͤrten, und immer nur auf einen Punkt concentrirt bleibt, — und so erfolgen alle seine Handlungen durch eine im Schlummer erregte koͤrperliche Disposition oder aͤußerer Einfluͤße veranlaßte Nachahmung der Geschaͤfte des Tages. Der Mann befand sich gleichsam im geringsten Grade des Schlummers, und seine Vorstellungen waͤhrend des Traums waren zuerst so deutlich, als noͤthig war, alle seine Schritte sicher zu leiten. — Daß er in seinem Paroxismo kein Gefuͤhl von Stechen, Kneipfen, Raufen, Stoßen und Rufen hatte, daß er den staͤrksten Spiritus nicht roch, nicht den Pistolenschuß hoͤrte, — ruͤhrt doch wohl wieder daher, daß seine ganze Seele auf einen einzigen Punkt gespannt ist, und fuͤr alle Sinne unterdessen gleichsam keine Aufmerksamkeit mehr hatte, welches bei mehrern Zustaͤnden des menschlichen Koͤrpers, bei Ohnmachten, Convulsionen, Entzuͤckungen, heftigem Anstrengen des Kopfs, so wie schon bei außerordentlichen Aufwallungen der Leidenschaften sehr gewoͤhnlich der Fall ist. — Endlich hat die Seele den Faden ihrer Vegetitionen abgesponnen — sie ist gleichsam aus ihren Traumbildern hinausgeworfen, sie muß sich also von selbst wieder in die wirkliche Welt hineinfinden, denn sie hat keinen Stoff mehr, neue Jdeenassociationen anzuspinnen; die alten sind erschoͤpft; sie faͤngt durch das
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/98>, abgerufen am 23.02.2025.
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