Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.
Ein Mann, der seine Eitelkeit nicht mehr überwinden kann, ist in meinen Augen ein sehr verachtenswürdiges Geschöpf der Erde; alle seine Handlungen, selbst die besten, die schönsten die er thun kann, kommen mir äußerst verdächtig vor, -- weil sie seine alberne Eitelkeit gewiß hervorgebracht hat, -- weil alles moralische Gute seines Herzens aus keiner andern, als dieser unreinen Quelle, fließt,
Ein Mann, der seine Eitelkeit nicht mehr uͤberwinden kann, ist in meinen Augen ein sehr verachtenswuͤrdiges Geschoͤpf der Erde; alle seine Handlungen, selbst die besten, die schoͤnsten die er thun kann, kommen mir aͤußerst verdaͤchtig vor, — weil sie seine alberne Eitelkeit gewiß hervorgebracht hat, — weil alles moralische Gute seines Herzens aus keiner andern, als dieser unreinen Quelle, fließt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0114" n="114"/><lb/> Narren mit uns treiben; die Gleichguͤltigkeit derselben gegen alles, was nicht ein Licht auf sie <choice><corr>wirft</corr><sic>wirkt</sic></choice>; der abgeschmackte Egoismus, den sie in allen ihren Handlungen und Gespraͤchen an den Tag legen; die erbaͤrmliche Kleingeistigkeit, an Farben und Federn sich zu ergoͤtzen; die dumme Betriebsamkeit sich in Gesellschaften immer hervorzudraͤngen, und das große Wort daselbst zu fuͤhren; die fade Manier, mit welcher sie von uns eine demuͤthige Hochachtung — selbst gegen die jaͤmmerlichen Bloͤßen ihres Geistes und Herzens von uns fodern; die gnaͤdigen Blicke, mit welchen sich ihr beifallgieriges Auge zuweilen gegen uns herablaͤßt; die uͤberspannte Dankbarkeit, die sie von uns fuͤr oft sehr unbedeutende Dienste fodern; die ekelhafte Rangsucht <hi rendition="#b">dieser</hi> affenartigen Menschen, — alle diese Dinge haben nach und nach in mir einen unausloͤschlichen Abscheu gegen ihre Handlungen eingepraͤgt; ich kann sie nicht mehr belachen; ich fuͤhle mich geneigt, sie <hi rendition="#b">zu hassen,</hi> und meiner Spoͤtterei uͤber sie, so oft ich kann, freien Lauf zu laßen. —</p> <p>Ein Mann, der seine Eitelkeit nicht mehr uͤberwinden kann, ist in meinen Augen ein sehr verachtenswuͤrdiges Geschoͤpf der Erde; alle seine Handlungen, selbst die besten, die schoͤnsten die er thun kann, kommen mir aͤußerst <hi rendition="#b">verdaͤchtig</hi> vor, — weil sie seine alberne Eitelkeit gewiß hervorgebracht hat, — weil alles moralische Gute seines Herzens aus keiner andern, als dieser unreinen Quelle, fließt,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0114]
Narren mit uns treiben; die Gleichguͤltigkeit derselben gegen alles, was nicht ein Licht auf sie wirft; der abgeschmackte Egoismus, den sie in allen ihren Handlungen und Gespraͤchen an den Tag legen; die erbaͤrmliche Kleingeistigkeit, an Farben und Federn sich zu ergoͤtzen; die dumme Betriebsamkeit sich in Gesellschaften immer hervorzudraͤngen, und das große Wort daselbst zu fuͤhren; die fade Manier, mit welcher sie von uns eine demuͤthige Hochachtung — selbst gegen die jaͤmmerlichen Bloͤßen ihres Geistes und Herzens von uns fodern; die gnaͤdigen Blicke, mit welchen sich ihr beifallgieriges Auge zuweilen gegen uns herablaͤßt; die uͤberspannte Dankbarkeit, die sie von uns fuͤr oft sehr unbedeutende Dienste fodern; die ekelhafte Rangsucht dieser affenartigen Menschen, — alle diese Dinge haben nach und nach in mir einen unausloͤschlichen Abscheu gegen ihre Handlungen eingepraͤgt; ich kann sie nicht mehr belachen; ich fuͤhle mich geneigt, sie zu hassen, und meiner Spoͤtterei uͤber sie, so oft ich kann, freien Lauf zu laßen. —
Ein Mann, der seine Eitelkeit nicht mehr uͤberwinden kann, ist in meinen Augen ein sehr verachtenswuͤrdiges Geschoͤpf der Erde; alle seine Handlungen, selbst die besten, die schoͤnsten die er thun kann, kommen mir aͤußerst verdaͤchtig vor, — weil sie seine alberne Eitelkeit gewiß hervorgebracht hat, — weil alles moralische Gute seines Herzens aus keiner andern, als dieser unreinen Quelle, fließt,
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