Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.
Nun kommt noch die dritte Scene. An einem Feiertage zu Nacht fiel ihm ein, daß der Hofmeister der Kinder im Hause zu ihm gesagt habe: daß er ihm, wenn er diese Nacht mondsüchtig wäre, eine Suppe machen, sie ihm bringen, und ein Trinkgeld dafür erhalten sollte. Er stand daher des Nachts im Schlafe auf, und sagte ganz laut: daß er den Hofmeister anführen wolle. Er gieng in die Küche hinunter, um zu essen, begab sich sodann in das Zimmer des Hofmeisters, und bat ihn, sein Wort zu halten. Der Hofmeister gab ihm etliche Groschen, Negretti nahm sodann den Cammerdiener beim Arme, führte ihn in den Gasthof, erzählte ihm beim Trinken, wie er den Hofmeister auf eine feine Art angeführt, und Geld von ihm heraus gelockt habe. Er lachte von ganzem Her-
Nun kommt noch die dritte Scene. An einem Feiertage zu Nacht fiel ihm ein, daß der Hofmeister der Kinder im Hause zu ihm gesagt habe: daß er ihm, wenn er diese Nacht mondsuͤchtig waͤre, eine Suppe machen, sie ihm bringen, und ein Trinkgeld dafuͤr erhalten sollte. Er stand daher des Nachts im Schlafe auf, und sagte ganz laut: daß er den Hofmeister anfuͤhren wolle. Er gieng in die Kuͤche hinunter, um zu essen, begab sich sodann in das Zimmer des Hofmeisters, und bat ihn, sein Wort zu halten. Der Hofmeister gab ihm etliche Groschen, Negretti nahm sodann den Cammerdiener beim Arme, fuͤhrte ihn in den Gasthof, erzaͤhlte ihm beim Trinken, wie er den Hofmeister auf eine feine Art angefuͤhrt, und Geld von ihm heraus gelockt habe. Er lachte von ganzem Her- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0076" n="76"/><lb/> Man machte ihm auf; er ging hinein, rief den Wirth und foderte ein halbes Noͤßel Wein. <hi rendition="#b">Man gab ihm anstatt des Weins ein halbes Noͤßel Wasser, er trank es fuͤr Wein,</hi> und sagte, da er es ausgetrunken hatte: daß man ihm wohl bis morgen borgen wuͤrde. Hierauf ging er wieder aus dem Wirthshause nach dem Schlosse zuruͤk. Er kam in die Antichambre, und fragte die Bedienten: ob ihn der Herr gerufen habe? Er stellte sich ganz aufgeraͤumt an, und sagte, daß er einmal im Gasthofe getrunken habe, und ihm jezt besser um den Magen sey! Man oͤfnete ihm die Augen mit den Fingern, und er erwachte. —</p> <p>Nun kommt noch die dritte Scene. An einem Feiertage zu Nacht fiel ihm ein, daß der Hofmeister der Kinder im Hause zu ihm gesagt habe: daß er ihm, wenn er diese Nacht mondsuͤchtig waͤre, eine Suppe machen, sie ihm bringen, und ein Trinkgeld dafuͤr erhalten sollte. Er stand daher des Nachts im Schlafe auf, und sagte ganz laut: daß er den Hofmeister anfuͤhren wolle. Er gieng in die Kuͤche hinunter, um zu essen, begab sich sodann in das Zimmer des Hofmeisters, und bat ihn, sein Wort zu halten. Der Hofmeister gab ihm etliche Groschen, Negretti nahm sodann den Cammerdiener beim Arme, fuͤhrte ihn in den Gasthof, erzaͤhlte ihm beim Trinken, wie er den Hofmeister auf eine feine Art angefuͤhrt, und Geld von ihm heraus gelockt habe. Er lachte von ganzem Her-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0076]
Man machte ihm auf; er ging hinein, rief den Wirth und foderte ein halbes Noͤßel Wein. Man gab ihm anstatt des Weins ein halbes Noͤßel Wasser, er trank es fuͤr Wein, und sagte, da er es ausgetrunken hatte: daß man ihm wohl bis morgen borgen wuͤrde. Hierauf ging er wieder aus dem Wirthshause nach dem Schlosse zuruͤk. Er kam in die Antichambre, und fragte die Bedienten: ob ihn der Herr gerufen habe? Er stellte sich ganz aufgeraͤumt an, und sagte, daß er einmal im Gasthofe getrunken habe, und ihm jezt besser um den Magen sey! Man oͤfnete ihm die Augen mit den Fingern, und er erwachte. —
Nun kommt noch die dritte Scene. An einem Feiertage zu Nacht fiel ihm ein, daß der Hofmeister der Kinder im Hause zu ihm gesagt habe: daß er ihm, wenn er diese Nacht mondsuͤchtig waͤre, eine Suppe machen, sie ihm bringen, und ein Trinkgeld dafuͤr erhalten sollte. Er stand daher des Nachts im Schlafe auf, und sagte ganz laut: daß er den Hofmeister anfuͤhren wolle. Er gieng in die Kuͤche hinunter, um zu essen, begab sich sodann in das Zimmer des Hofmeisters, und bat ihn, sein Wort zu halten. Der Hofmeister gab ihm etliche Groschen, Negretti nahm sodann den Cammerdiener beim Arme, fuͤhrte ihn in den Gasthof, erzaͤhlte ihm beim Trinken, wie er den Hofmeister auf eine feine Art angefuͤhrt, und Geld von ihm heraus gelockt habe. Er lachte von ganzem Her-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |