Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.Aber ich will Dich nicht länger aufhalten, sondern jetzt anfangen." "Du wirst Dich noch erinnern, daß ich einst -- es sind freilich jetzt schon viele Jahre -- als wir noch mit einander auf dem Gymnasio zu S... studirten, eine solche unüberwindliche Neigung zum Theaterwesen bekam, daß sie mich an allen ernsthaften Arbeiten hinderte. Weißt Du noch, daß in selbigem Sommer die Sch.....sche Komödiantenbande zu S... war? Die, glaube ich, war der Grund meines Unglücks." "Jch war einigemal in der Komödie, und diese Schauspiele gefielen mir so wohl, daß ich nachher nichts anderes mehr denken konnte, als das Theater, das ich gesehen hatte, und die Stücke, die ich hatte aufführen sehen, und all das Zeug, das zur Komödie gehört. Jch hatte freilich vorher nicht viel dergleichen gesehen, daher nimmt michs nun nicht Wunder, daß es mir so gar wohl gefiel. Aber, lieber Freund, wenns doch nur so eine vorüberrauschende Betäubung gewesen wäre! allein Du weißt, wie tief es sich in meiner Seele festsetzte, und wie viel ich darüber habe ausstehen müssen." "Du weißt nicht, was ich zu Haus oft ganze Tage über gethan habe, damit ich meinen heißen Durst nach diesen Vergnügungen stillen möchte. Nichts denken konnte ich mehr als Komödie, konnte mich auch mit nichts mehr beschäftigen, als damit." -- Aber ich will Dich nicht laͤnger aufhalten, sondern jetzt anfangen.« »Du wirst Dich noch erinnern, daß ich einst — es sind freilich jetzt schon viele Jahre — als wir noch mit einander auf dem Gymnasio zu S... studirten, eine solche unuͤberwindliche Neigung zum Theaterwesen bekam, daß sie mich an allen ernsthaften Arbeiten hinderte. Weißt Du noch, daß in selbigem Sommer die Sch.....sche Komoͤdiantenbande zu S... war? Die, glaube ich, war der Grund meines Ungluͤcks.« »Jch war einigemal in der Komoͤdie, und diese Schauspiele gefielen mir so wohl, daß ich nachher nichts anderes mehr denken konnte, als das Theater, das ich gesehen hatte, und die Stuͤcke, die ich hatte auffuͤhren sehen, und all das Zeug, das zur Komoͤdie gehoͤrt. Jch hatte freilich vorher nicht viel dergleichen gesehen, daher nimmt michs nun nicht Wunder, daß es mir so gar wohl gefiel. Aber, lieber Freund, wenns doch nur so eine voruͤberrauschende Betaͤubung gewesen waͤre! allein Du weißt, wie tief es sich in meiner Seele festsetzte, und wie viel ich daruͤber habe ausstehen muͤssen.« »Du weißt nicht, was ich zu Haus oft ganze Tage uͤber gethan habe, damit ich meinen heißen Durst nach diesen Vergnuͤgungen stillen moͤchte. Nichts denken konnte ich mehr als Komoͤdie, konnte mich auch mit nichts mehr beschaͤftigen, als damit.« — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0108" n="108"/><lb/> <p>Aber ich will Dich nicht laͤnger aufhalten, sondern jetzt anfangen.«</p> <p>»Du wirst Dich noch erinnern, daß ich einst — es sind freilich jetzt schon viele Jahre — als wir noch mit einander auf dem Gymnasio zu S... studirten, eine solche unuͤberwindliche Neigung zum Theaterwesen bekam, daß sie mich an allen ernsthaften Arbeiten hinderte. Weißt Du noch, daß in selbigem Sommer die Sch.....sche Komoͤdiantenbande zu S... war? Die, glaube ich, war der Grund meines Ungluͤcks.«</p> <p>»Jch war einigemal in der Komoͤdie, und diese Schauspiele gefielen mir so wohl, daß ich nachher nichts anderes mehr denken konnte, als das Theater, das ich gesehen hatte, und die Stuͤcke, die ich hatte auffuͤhren sehen, und all das Zeug, das zur Komoͤdie gehoͤrt. Jch hatte freilich vorher nicht viel dergleichen gesehen, daher nimmt michs nun nicht Wunder, daß es mir so gar wohl gefiel. Aber, lieber Freund, wenns doch nur so eine voruͤberrauschende Betaͤubung gewesen waͤre! allein Du weißt, wie tief es sich in meiner Seele festsetzte, und wie viel ich daruͤber habe ausstehen muͤssen.«</p> <p>»Du weißt nicht, was ich zu Haus oft ganze Tage uͤber gethan habe, damit ich meinen heißen Durst nach diesen Vergnuͤgungen stillen moͤchte. Nichts denken konnte ich mehr als Komoͤdie, konnte mich auch mit nichts mehr beschaͤftigen, als damit.« —</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0108]
Aber ich will Dich nicht laͤnger aufhalten, sondern jetzt anfangen.«
»Du wirst Dich noch erinnern, daß ich einst — es sind freilich jetzt schon viele Jahre — als wir noch mit einander auf dem Gymnasio zu S... studirten, eine solche unuͤberwindliche Neigung zum Theaterwesen bekam, daß sie mich an allen ernsthaften Arbeiten hinderte. Weißt Du noch, daß in selbigem Sommer die Sch.....sche Komoͤdiantenbande zu S... war? Die, glaube ich, war der Grund meines Ungluͤcks.«
»Jch war einigemal in der Komoͤdie, und diese Schauspiele gefielen mir so wohl, daß ich nachher nichts anderes mehr denken konnte, als das Theater, das ich gesehen hatte, und die Stuͤcke, die ich hatte auffuͤhren sehen, und all das Zeug, das zur Komoͤdie gehoͤrt. Jch hatte freilich vorher nicht viel dergleichen gesehen, daher nimmt michs nun nicht Wunder, daß es mir so gar wohl gefiel. Aber, lieber Freund, wenns doch nur so eine voruͤberrauschende Betaͤubung gewesen waͤre! allein Du weißt, wie tief es sich in meiner Seele festsetzte, und wie viel ich daruͤber habe ausstehen muͤssen.«
»Du weißt nicht, was ich zu Haus oft ganze Tage uͤber gethan habe, damit ich meinen heißen Durst nach diesen Vergnuͤgungen stillen moͤchte. Nichts denken konnte ich mehr als Komoͤdie, konnte mich auch mit nichts mehr beschaͤftigen, als damit.« —
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