Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.3. Fortsetzung des Tagebuchs. Sonnabends den 3. Julii 1782. Sollte man es wohl dahin bringen können, daß man sich immer selbst gleich bliebe? Mittwoch den 14. Julii. Wohl mir! daß ich wenigstens aufs neue einen guten Vorsatz wieder fassen kann, den ich sonst Jahre lang vergaß. -- Noch einmal -- nein! -- so oft es nöthig ist -- will ich es versuchen, diese unruhige Leidenschaft zu besiegen, die mich so oft zu jeder guten That unfähig, und mit. mir selbst so unzufrieden macht. Morgen will ich den Anfang machen, und wenn sich meine ganze Seele dagegen empören sollte, das zu thun, was ich thun soll, es mag mir nun so unangenehm und widrig seyn, wie es wolle; und von nun an, will ich die Vorsätze, die ich auf den folgenden Tag fasse, in mein Tagebuch schreiben, und mir am Abend desselben Rechenschaft ablegen, in wie ferne ich sie ins Werk gerichtet habe. Jst es nur halb geschehen, so sey dies H. ein beschämendes Zeichen für mich; ist es ganz geschehen, so soll mir dies G. ein selbstbelohnendes Merk- 3. Fortsetzung des Tagebuchs. Sonnabends den 3. Julii 1782. Sollte man es wohl dahin bringen koͤnnen, daß man sich immer selbst gleich bliebe? Mittwoch den 14. Julii. Wohl mir! daß ich wenigstens aufs neue einen guten Vorsatz wieder fassen kann, den ich sonst Jahre lang vergaß. — Noch einmal — nein! — so oft es noͤthig ist — will ich es versuchen, diese unruhige Leidenschaft zu besiegen, die mich so oft zu jeder guten That unfaͤhig, und mit. mir selbst so unzufrieden macht. Morgen will ich den Anfang machen, und wenn sich meine ganze Seele dagegen empoͤren sollte, das zu thun, was ich thun soll, es mag mir nun so unangenehm und widrig seyn, wie es wolle; und von nun an, will ich die Vorsaͤtze, die ich auf den folgenden Tag fasse, in mein Tagebuch schreiben, und mir am Abend desselben Rechenschaft ablegen, in wie ferne ich sie ins Werk gerichtet habe. Jst es nur halb geschehen, so sey dies H. ein beschaͤmendes Zeichen fuͤr mich; ist es ganz geschehen, so soll mir dies G. ein selbstbelohnendes Merk- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0048" n="48"/><lb/><lb/> </div> <div n="3"> <head>3. Fortsetzung des Tagebuchs.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref1"><note type="editorial"/><Moritz, Karl Philipp></persName> </bibl> </note> <p rend="center">Sonnabends den 3. Julii 1782. </p> <p>Sollte man es wohl dahin bringen koͤnnen, daß man sich immer selbst gleich bliebe?</p> <p rend="center">Mittwoch den 14. Julii. </p> <p>Wohl mir! daß ich wenigstens aufs neue einen guten Vorsatz wieder fassen kann, den ich sonst Jahre lang vergaß. —</p> <p>Noch einmal — nein! — so oft es noͤthig ist — will ich es versuchen, diese unruhige Leidenschaft zu besiegen, die mich so oft zu jeder guten That unfaͤhig, und mit. mir selbst so unzufrieden macht.</p> <p>Morgen will ich den Anfang machen, und wenn sich meine ganze Seele dagegen empoͤren sollte, das zu thun, was ich thun soll, es mag mir nun so unangenehm und widrig seyn, wie es wolle; und von nun an, will ich die Vorsaͤtze, die ich auf den folgenden Tag fasse, in mein Tagebuch schreiben, und mir am Abend desselben Rechenschaft ablegen, in wie ferne ich sie ins Werk gerichtet habe.</p> <p>Jst es nur halb geschehen, so sey dies H. ein beschaͤmendes Zeichen fuͤr mich; ist es ganz geschehen, so soll mir dies G. ein selbstbelohnendes Merk-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0048]
3. Fortsetzung des Tagebuchs.
Sonnabends den 3. Julii 1782.
Sollte man es wohl dahin bringen koͤnnen, daß man sich immer selbst gleich bliebe?
Mittwoch den 14. Julii.
Wohl mir! daß ich wenigstens aufs neue einen guten Vorsatz wieder fassen kann, den ich sonst Jahre lang vergaß. —
Noch einmal — nein! — so oft es noͤthig ist — will ich es versuchen, diese unruhige Leidenschaft zu besiegen, die mich so oft zu jeder guten That unfaͤhig, und mit. mir selbst so unzufrieden macht.
Morgen will ich den Anfang machen, und wenn sich meine ganze Seele dagegen empoͤren sollte, das zu thun, was ich thun soll, es mag mir nun so unangenehm und widrig seyn, wie es wolle; und von nun an, will ich die Vorsaͤtze, die ich auf den folgenden Tag fasse, in mein Tagebuch schreiben, und mir am Abend desselben Rechenschaft ablegen, in wie ferne ich sie ins Werk gerichtet habe.
Jst es nur halb geschehen, so sey dies H. ein beschaͤmendes Zeichen fuͤr mich; ist es ganz geschehen, so soll mir dies G. ein selbstbelohnendes Merk-
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