Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite


gern glückselig und vergnügt seyn wollen, sie aber dieser Glückseligkeit sich auf immer und ewig beraubt zu seyn glauben, dennoch aber einen wüthenden Wolfshunger darnach haben, so verursachet dieses ihnen eine so unaussprechlich große Höllenqual, dafür auch die Teufel selbst erzitterten, da sie zu Jesu Christo sprachen: Du bist kommen uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist. Und dieser wüthende Wolfshunger ist der nagende Wurm, der nicht stirbt, wie Jesus Christus sagt. Hierzu kommen noch andre unaussprechliche Quaalen, und die Gesellschaft unzähliger anderer verdammten Geister, welche die verdammten Seelen und verdammten Geister werden leiden müssen. Gleichwie aber diese nach einer satisfaksanten Glückseligkeit hungernde und begehrende Eigenschaften von der Seele von den verdammten Seelen immer und in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten nicht kann getrennet werden, und eben dieses der allerpeinlichste Theil ihrer Höllenqual ist; so wird auch eben diese Eigenschaft Ursach zu ihrer endlichen Wiederbringung und Wiederaufrichtung in die göttliche Gnade seyn: denn wenn dieser nagende Wurm, der nicht stirbt, ferner die quälende Gesellschaft der andern verdammten Geister, und andre unaussprechlich große Quaalen, durch so viele Saecula Saeculorum hindurch gewähret, sie so abgemattet, ermüdet und in die Enge getrieben hat, daß sie es gar nicht mehr ertragen noch ausstehen können, Gott aber aus


gern gluͤckselig und vergnuͤgt seyn wollen, sie aber dieser Gluͤckseligkeit sich auf immer und ewig beraubt zu seyn glauben, dennoch aber einen wuͤthenden Wolfshunger darnach haben, so verursachet dieses ihnen eine so unaussprechlich große Hoͤllenqual, dafuͤr auch die Teufel selbst erzitterten, da sie zu Jesu Christo sprachen: Du bist kommen uns zu quaͤlen, ehe denn es Zeit ist. Und dieser wuͤthende Wolfshunger ist der nagende Wurm, der nicht stirbt, wie Jesus Christus sagt. Hierzu kommen noch andre unaussprechliche Quaalen, und die Gesellschaft unzaͤhliger anderer verdammten Geister, welche die verdammten Seelen und verdammten Geister werden leiden muͤssen. Gleichwie aber diese nach einer satisfaksanten Gluͤckseligkeit hungernde und begehrende Eigenschaften von der Seele von den verdammten Seelen immer und in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten nicht kann getrennet werden, und eben dieses der allerpeinlichste Theil ihrer Hoͤllenqual ist; so wird auch eben diese Eigenschaft Ursach zu ihrer endlichen Wiederbringung und Wiederaufrichtung in die goͤttliche Gnade seyn: denn wenn dieser nagende Wurm, der nicht stirbt, ferner die quaͤlende Gesellschaft der andern verdammten Geister, und andre unaussprechlich große Quaalen, durch so viele Saecula Saeculorum hindurch gewaͤhret, sie so abgemattet, ermuͤdet und in die Enge getrieben hat, daß sie es gar nicht mehr ertragen noch ausstehen koͤnnen, Gott aber aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0069" n="69"/><lb/>
gern glu&#x0364;ckselig und                         vergnu&#x0364;gt seyn wollen, sie aber dieser Glu&#x0364;ckseligkeit sich auf immer und ewig                         beraubt zu seyn glauben, dennoch aber einen wu&#x0364;thenden Wolfshunger darnach                         haben, so verursachet dieses ihnen eine so unaussprechlich große Ho&#x0364;llenqual,                         dafu&#x0364;r auch die Teufel selbst erzitterten, da sie zu Jesu Christo sprachen: <hi rendition="#b">Du bist kommen uns zu qua&#x0364;len, ehe denn es Zeit                             ist.</hi> Und dieser wu&#x0364;thende Wolfshunger ist der nagende <hi rendition="#b">Wurm, der nicht stirbt,</hi> wie Jesus Christus sagt.                         Hierzu kommen noch andre unaussprechliche Quaalen, und die Gesellschaft                         unza&#x0364;hliger anderer verdammten Geister, welche die verdammten Seelen und                         verdammten Geister werden leiden mu&#x0364;ssen. Gleichwie aber diese nach einer                         satisfaksanten Glu&#x0364;ckseligkeit hungernde und begehrende Eigenschaften von der                         Seele von den verdammten Seelen immer und in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten                         nicht kann getrennet werden, und eben dieses der allerpeinlichste Theil                         ihrer Ho&#x0364;llenqual ist; so wird auch eben diese Eigenschaft Ursach zu ihrer                         endlichen Wiederbringung und Wiederaufrichtung in die go&#x0364;ttliche Gnade seyn:                         denn wenn dieser nagende <hi rendition="#b">Wurm, der nicht stirbt,</hi> ferner die qua&#x0364;lende Gesellschaft der andern verdammten Geister, und andre                         unaussprechlich große Quaalen, durch so viele <hi rendition="#aq">Saecula                             Saeculorum</hi> hindurch gewa&#x0364;hret, sie so abgemattet, ermu&#x0364;det und in                         die Enge getrieben hat, daß sie es gar nicht mehr ertragen noch ausstehen                         ko&#x0364;nnen, Gott aber aus<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0069] gern gluͤckselig und vergnuͤgt seyn wollen, sie aber dieser Gluͤckseligkeit sich auf immer und ewig beraubt zu seyn glauben, dennoch aber einen wuͤthenden Wolfshunger darnach haben, so verursachet dieses ihnen eine so unaussprechlich große Hoͤllenqual, dafuͤr auch die Teufel selbst erzitterten, da sie zu Jesu Christo sprachen: Du bist kommen uns zu quaͤlen, ehe denn es Zeit ist. Und dieser wuͤthende Wolfshunger ist der nagende Wurm, der nicht stirbt, wie Jesus Christus sagt. Hierzu kommen noch andre unaussprechliche Quaalen, und die Gesellschaft unzaͤhliger anderer verdammten Geister, welche die verdammten Seelen und verdammten Geister werden leiden muͤssen. Gleichwie aber diese nach einer satisfaksanten Gluͤckseligkeit hungernde und begehrende Eigenschaften von der Seele von den verdammten Seelen immer und in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten nicht kann getrennet werden, und eben dieses der allerpeinlichste Theil ihrer Hoͤllenqual ist; so wird auch eben diese Eigenschaft Ursach zu ihrer endlichen Wiederbringung und Wiederaufrichtung in die goͤttliche Gnade seyn: denn wenn dieser nagende Wurm, der nicht stirbt, ferner die quaͤlende Gesellschaft der andern verdammten Geister, und andre unaussprechlich große Quaalen, durch so viele Saecula Saeculorum hindurch gewaͤhret, sie so abgemattet, ermuͤdet und in die Enge getrieben hat, daß sie es gar nicht mehr ertragen noch ausstehen koͤnnen, Gott aber aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/69
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/69>, abgerufen am 27.11.2024.