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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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und Gemeine im Umgange, und fühlt sich glücklich dabei.

Jn die menschlichen Verhältnisse kann er sich nicht fügen, und glücklicherweise setzt seine Lage ihn in den Stand, daß er es nicht braucht. --

Wenn er etwas beweisen und demonstriren will, so hat er eine Bewegung mit der Hand und dem Arme an sich, womit er allen Widerspruch weit von sich wegschleudert.

Um den Mund bildet sich zuweilen der sanfteste Zug, den man sich nur denken kann, und zuweilen bezeichnet sich darin Erschlaffung, Unempfindlichkeit, und Gleichgültigkeit in hohem Grade -- gleichsam als ob hier die Extreme zusammentreten.

M... war von Kindheit auf kühn in Gefahren, und hat doch überhaupt eine große Furcht vor dem Tode -- es schmerzt ihn immer, wenn er denkt, daß er sterben könne, ehe er sein Werk vollendet hat. --

Er kann wie der subtilste Metaphysiker über die abstraktesten Dinge nachdenken; aber wenn er es thut, so schämt er sich darüber.

Von feinen Dingen redet er gern mit groben Ausdrücken -- er spricht einen mäßigen Baß; seine Stimme hebt sich gar leicht, und wird aufrührisch.

Er kann gar keinen Reverenz machen -- Eine spöttische Miene ist ihm nicht wohl möglich -- sie ist zu klein für die Züge seines Gesichts.



und Gemeine im Umgange, und fuͤhlt sich gluͤcklich dabei.

Jn die menschlichen Verhaͤltnisse kann er sich nicht fuͤgen, und gluͤcklicherweise setzt seine Lage ihn in den Stand, daß er es nicht braucht. —

Wenn er etwas beweisen und demonstriren will, so hat er eine Bewegung mit der Hand und dem Arme an sich, womit er allen Widerspruch weit von sich wegschleudert.

Um den Mund bildet sich zuweilen der sanfteste Zug, den man sich nur denken kann, und zuweilen bezeichnet sich darin Erschlaffung, Unempfindlichkeit, und Gleichguͤltigkeit in hohem Grade — gleichsam als ob hier die Extreme zusammentreten.

M... war von Kindheit auf kuͤhn in Gefahren, und hat doch uͤberhaupt eine große Furcht vor dem Tode — es schmerzt ihn immer, wenn er denkt, daß er sterben koͤnne, ehe er sein Werk vollendet hat. —

Er kann wie der subtilste Metaphysiker uͤber die abstraktesten Dinge nachdenken; aber wenn er es thut, so schaͤmt er sich daruͤber.

Von feinen Dingen redet er gern mit groben Ausdruͤcken — er spricht einen maͤßigen Baß; seine Stimme hebt sich gar leicht, und wird aufruͤhrisch.

Er kann gar keinen Reverenz machen — Eine spoͤttische Miene ist ihm nicht wohl moͤglich — sie ist zu klein fuͤr die Zuͤge seines Gesichts.


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[107/0109] und Gemeine im Umgange, und fuͤhlt sich gluͤcklich dabei. Jn die menschlichen Verhaͤltnisse kann er sich nicht fuͤgen, und gluͤcklicherweise setzt seine Lage ihn in den Stand, daß er es nicht braucht. — Wenn er etwas beweisen und demonstriren will, so hat er eine Bewegung mit der Hand und dem Arme an sich, womit er allen Widerspruch weit von sich wegschleudert. Um den Mund bildet sich zuweilen der sanfteste Zug, den man sich nur denken kann, und zuweilen bezeichnet sich darin Erschlaffung, Unempfindlichkeit, und Gleichguͤltigkeit in hohem Grade — gleichsam als ob hier die Extreme zusammentreten. M... war von Kindheit auf kuͤhn in Gefahren, und hat doch uͤberhaupt eine große Furcht vor dem Tode — es schmerzt ihn immer, wenn er denkt, daß er sterben koͤnne, ehe er sein Werk vollendet hat. — Er kann wie der subtilste Metaphysiker uͤber die abstraktesten Dinge nachdenken; aber wenn er es thut, so schaͤmt er sich daruͤber. Von feinen Dingen redet er gern mit groben Ausdruͤcken — er spricht einen maͤßigen Baß; seine Stimme hebt sich gar leicht, und wird aufruͤhrisch. Er kann gar keinen Reverenz machen — Eine spoͤttische Miene ist ihm nicht wohl moͤglich — sie ist zu klein fuͤr die Zuͤge seines Gesichts.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/109>, abgerufen am 27.11.2024.