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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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Das stete Eindringen der neuen Eindrücke von innen und außen, wenn sie auch oft von der stärker regen Vorstellung des Verlustes zurückgeschlagen worden, tritt endlich doch, wie wir gesehen haben, alle Spuren der Vorstellung des von dem verlornen Gegenstande aus; die Gehirnfibern, die ihn erweckten, nehmen durch die erhaltenen neuen Eindrücke auch neue und andere Bewegfertigkeiten an.

Die Thräne hingegen verschwemmt die Spuren, die den verlornen Gegenstand beherbergten.

Denn die Thränen sind Feuchtigkeiten, die sich aus den Thränendrüsen ergießen; diese stehen aber in Verbindung mit dem Gehirn und Nerven, und besonders mit dem Sehnerven. Jede Drüse besteht in einem Geflechte von Adern und Nerven, und ihre Verrichtungen beruhen nicht bloß auf physischen Gesetzen, sondern auch mit auf dem Einfluße der Nervenkräfte, und zuweilen sind sie auch Seelenwirkungen.*)

Da nun auch durch die Seele es bewirkt wird, daß die Thränendrüsen sich öfnen und ergießen, so kann man nach der Verbindung und dem vorhandenen gegenseitigen Einfluß dieser Drüsen mit dem

*) Man sehe hierüber Unzers erste Gründe einer Physiologie. §. 156, 172, 209, 285, 471. Hallers Grundriß der Physiologie, nach Meckels Ausgabe von 1788. p. 205, 382. etc. 401. Carlegius de passionibus. Art. 128, 129.

Das stete Eindringen der neuen Eindruͤcke von innen und außen, wenn sie auch oft von der staͤrker regen Vorstellung des Verlustes zuruͤckgeschlagen worden, tritt endlich doch, wie wir gesehen haben, alle Spuren der Vorstellung des von dem verlornen Gegenstande aus; die Gehirnfibern, die ihn erweckten, nehmen durch die erhaltenen neuen Eindruͤcke auch neue und andere Bewegfertigkeiten an.

Die Thraͤne hingegen verschwemmt die Spuren, die den verlornen Gegenstand beherbergten.

Denn die Thraͤnen sind Feuchtigkeiten, die sich aus den Thraͤnendruͤsen ergießen; diese stehen aber in Verbindung mit dem Gehirn und Nerven, und besonders mit dem Sehnerven. Jede Druͤse besteht in einem Geflechte von Adern und Nerven, und ihre Verrichtungen beruhen nicht bloß auf physischen Gesetzen, sondern auch mit auf dem Einfluße der Nervenkraͤfte, und zuweilen sind sie auch Seelenwirkungen.*)

Da nun auch durch die Seele es bewirkt wird, daß die Thraͤnendruͤsen sich oͤfnen und ergießen, so kann man nach der Verbindung und dem vorhandenen gegenseitigen Einfluß dieser Druͤsen mit dem

*) Man sehe hieruͤber Unzers erste Gruͤnde einer Physiologie. §. 156, 172, 209, 285, 471. Hallers Grundriß der Physiologie, nach Meckels Ausgabe von 1788. p. 205, 382. etc. 401. Carlegius de passionibus. Art. 128, 129.
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[20/0022] Das stete Eindringen der neuen Eindruͤcke von innen und außen, wenn sie auch oft von der staͤrker regen Vorstellung des Verlustes zuruͤckgeschlagen worden, tritt endlich doch, wie wir gesehen haben, alle Spuren der Vorstellung des von dem verlornen Gegenstande aus; die Gehirnfibern, die ihn erweckten, nehmen durch die erhaltenen neuen Eindruͤcke auch neue und andere Bewegfertigkeiten an. Die Thraͤne hingegen verschwemmt die Spuren, die den verlornen Gegenstand beherbergten. Denn die Thraͤnen sind Feuchtigkeiten, die sich aus den Thraͤnendruͤsen ergießen; diese stehen aber in Verbindung mit dem Gehirn und Nerven, und besonders mit dem Sehnerven. Jede Druͤse besteht in einem Geflechte von Adern und Nerven, und ihre Verrichtungen beruhen nicht bloß auf physischen Gesetzen, sondern auch mit auf dem Einfluße der Nervenkraͤfte, und zuweilen sind sie auch Seelenwirkungen.*) Da nun auch durch die Seele es bewirkt wird, daß die Thraͤnendruͤsen sich oͤfnen und ergießen, so kann man nach der Verbindung und dem vorhandenen gegenseitigen Einfluß dieser Druͤsen mit dem *) Man sehe hieruͤber Unzers erste Gruͤnde einer Physiologie. §. 156, 172, 209, 285, 471. Hallers Grundriß der Physiologie, nach Meckels Ausgabe von 1788. p. 205, 382. etc. 401. Carlegius de passionibus. Art. 128, 129.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/22>, abgerufen am 21.11.2024.