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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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Zufall und Ungefähr sind mir immer äusserst seltsame Aufklärung über unbegreifliche Wirkungen unserer Seele oder Körpers. Läßt Krankheit des Körpers solche Wirkungen der Seele entstehen? kann sie das, die an sich der Natur der Seele zuwider und entgegen ist.

Und wie läßt sich ein Bewußtsein von Dingen und Begebenheiten, die auf zehn Meilen von uns vorgehen, auch nur einigermaaßen erklären, da unsere Seele sehr oft und viel Dinge, die ausser und neben uns geschehen, nicht weiß, weil die Sinnen sie nicht fassen.

Die Belagerung von Dresden war indessen der letzte Vorgang dieser Art. Meine academische Studien und Aemter mußten natürlich meiner Jmagination nicht mehr die Zeit lassen, sich so sehr Dinge einzuprägen, daß die Seele durch ihre Eindrücke sich auf Meilen weit von mir entfernte; ob ich gleich noch vierzehn Jahr hindurch selbst in Wien, von meiner Krankheit oft ergriffen, und bis zum Ausbruch oft die wichtigsten Arbeiten mit möglichster Gegenwart des Geistes, Gedächtniß und Ordnung bearbeitet hatte, und die schwersten Sachen fast immer dahin sparte, weil ich denn besser und leichter zu arbeiten gewohnt war.

Graf von Grävenitz.


Zufall und Ungefaͤhr sind mir immer aͤusserst seltsame Aufklaͤrung uͤber unbegreifliche Wirkungen unserer Seele oder Koͤrpers. Laͤßt Krankheit des Koͤrpers solche Wirkungen der Seele entstehen? kann sie das, die an sich der Natur der Seele zuwider und entgegen ist.

Und wie laͤßt sich ein Bewußtsein von Dingen und Begebenheiten, die auf zehn Meilen von uns vorgehen, auch nur einigermaaßen erklaͤren, da unsere Seele sehr oft und viel Dinge, die ausser und neben uns geschehen, nicht weiß, weil die Sinnen sie nicht fassen.

Die Belagerung von Dresden war indessen der letzte Vorgang dieser Art. Meine academische Studien und Aemter mußten natuͤrlich meiner Jmagination nicht mehr die Zeit lassen, sich so sehr Dinge einzupraͤgen, daß die Seele durch ihre Eindruͤcke sich auf Meilen weit von mir entfernte; ob ich gleich noch vierzehn Jahr hindurch selbst in Wien, von meiner Krankheit oft ergriffen, und bis zum Ausbruch oft die wichtigsten Arbeiten mit moͤglichster Gegenwart des Geistes, Gedaͤchtniß und Ordnung bearbeitet hatte, und die schwersten Sachen fast immer dahin sparte, weil ich denn besser und leichter zu arbeiten gewohnt war.

Graf von Graͤvenitz.

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[54/0056] Zufall und Ungefaͤhr sind mir immer aͤusserst seltsame Aufklaͤrung uͤber unbegreifliche Wirkungen unserer Seele oder Koͤrpers. Laͤßt Krankheit des Koͤrpers solche Wirkungen der Seele entstehen? kann sie das, die an sich der Natur der Seele zuwider und entgegen ist. Und wie laͤßt sich ein Bewußtsein von Dingen und Begebenheiten, die auf zehn Meilen von uns vorgehen, auch nur einigermaaßen erklaͤren, da unsere Seele sehr oft und viel Dinge, die ausser und neben uns geschehen, nicht weiß, weil die Sinnen sie nicht fassen. Die Belagerung von Dresden war indessen der letzte Vorgang dieser Art. Meine academische Studien und Aemter mußten natuͤrlich meiner Jmagination nicht mehr die Zeit lassen, sich so sehr Dinge einzupraͤgen, daß die Seele durch ihre Eindruͤcke sich auf Meilen weit von mir entfernte; ob ich gleich noch vierzehn Jahr hindurch selbst in Wien, von meiner Krankheit oft ergriffen, und bis zum Ausbruch oft die wichtigsten Arbeiten mit moͤglichster Gegenwart des Geistes, Gedaͤchtniß und Ordnung bearbeitet hatte, und die schwersten Sachen fast immer dahin sparte, weil ich denn besser und leichter zu arbeiten gewohnt war. Graf von Graͤvenitz.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/56>, abgerufen am 24.11.2024.