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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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Momente aber war mir alles neu, und ich wußte doch alles zu unterscheiden.

Es war angenehmes Wetter -- das ganz umher verbreitete Dunkel machte mit den Lichtern in den grünen Bäumen einen schönen Kontrast, so wie auch die von den Lichtern in der Stille der Nacht herschallende Musik. --

Es war, als ob mich einer durch die Luft dahin ziehen wollte, aber der Schuster ging wieder mit mir zurück.

Der Schuster mit seiner Gestalt, seiner Kleidung, seinem schlotternden Schurzfell, ist mir noch wie gegenwärtig. Auf den Rückweg aber kann ich mich nicht bis dahin besinnen, daß wir wieder zu Haus gekommen, auch sonst nicht weiter auf den Schuster und den Ort; obgleich meine Eltern nachher noch da gewesen sind, und der Schuster mich alle Abend auf seinem Arm herumgetragen hat.

Es scheint mir indessen merkwürdig, daß ich aus diesem Zeitpunkt meiner ersten Lebensjahre gerade dies im Gedächtniß behalten habe, und zwar nicht die Hauptsache allein, sondern mit ihr alle Nebensachen.

Meine Eltern haben mir nachher auch nicht etwa davon vorgeredet, daß ich es daher ins Gedächtniß bekommen hätte. Sie haben sich aber, seitdem ich es erzählen können, zum Höchsten darüber gewundert, indem sie es in allen Punkten wahr befunden.



Momente aber war mir alles neu, und ich wußte doch alles zu unterscheiden.

Es war angenehmes Wetter — das ganz umher verbreitete Dunkel machte mit den Lichtern in den gruͤnen Baͤumen einen schoͤnen Kontrast, so wie auch die von den Lichtern in der Stille der Nacht herschallende Musik. —

Es war, als ob mich einer durch die Luft dahin ziehen wollte, aber der Schuster ging wieder mit mir zuruͤck.

Der Schuster mit seiner Gestalt, seiner Kleidung, seinem schlotternden Schurzfell, ist mir noch wie gegenwaͤrtig. Auf den Ruͤckweg aber kann ich mich nicht bis dahin besinnen, daß wir wieder zu Haus gekommen, auch sonst nicht weiter auf den Schuster und den Ort; obgleich meine Eltern nachher noch da gewesen sind, und der Schuster mich alle Abend auf seinem Arm herumgetragen hat.

Es scheint mir indessen merkwuͤrdig, daß ich aus diesem Zeitpunkt meiner ersten Lebensjahre gerade dies im Gedaͤchtniß behalten habe, und zwar nicht die Hauptsache allein, sondern mit ihr alle Nebensachen.

Meine Eltern haben mir nachher auch nicht etwa davon vorgeredet, daß ich es daher ins Gedaͤchtniß bekommen haͤtte. Sie haben sich aber, seitdem ich es erzaͤhlen koͤnnen, zum Hoͤchsten daruͤber gewundert, indem sie es in allen Punkten wahr befunden.


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[84/0086] Momente aber war mir alles neu, und ich wußte doch alles zu unterscheiden. Es war angenehmes Wetter — das ganz umher verbreitete Dunkel machte mit den Lichtern in den gruͤnen Baͤumen einen schoͤnen Kontrast, so wie auch die von den Lichtern in der Stille der Nacht herschallende Musik. — Es war, als ob mich einer durch die Luft dahin ziehen wollte, aber der Schuster ging wieder mit mir zuruͤck. Der Schuster mit seiner Gestalt, seiner Kleidung, seinem schlotternden Schurzfell, ist mir noch wie gegenwaͤrtig. Auf den Ruͤckweg aber kann ich mich nicht bis dahin besinnen, daß wir wieder zu Haus gekommen, auch sonst nicht weiter auf den Schuster und den Ort; obgleich meine Eltern nachher noch da gewesen sind, und der Schuster mich alle Abend auf seinem Arm herumgetragen hat. Es scheint mir indessen merkwuͤrdig, daß ich aus diesem Zeitpunkt meiner ersten Lebensjahre gerade dies im Gedaͤchtniß behalten habe, und zwar nicht die Hauptsache allein, sondern mit ihr alle Nebensachen. Meine Eltern haben mir nachher auch nicht etwa davon vorgeredet, daß ich es daher ins Gedaͤchtniß bekommen haͤtte. Sie haben sich aber, seitdem ich es erzaͤhlen koͤnnen, zum Hoͤchsten daruͤber gewundert, indem sie es in allen Punkten wahr befunden.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/86>, abgerufen am 09.11.2024.