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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der Bewohner dieses Orts.

So oft die Glocke auf dem Thürmchen angezogen wurde, tönte sie in Reisers Ohren, wie die Sterbeglocke aller irrdischen Wünsche und Aussichten, in die Zukunft dieses Lebens. --

Denn hier war nun das Ziel von allem -- nie durfte der Fuß des Eingeweihten wieder aus den Bezirk dieser Mauren treten -- er fand hier seine immerwährende Wohnung, und sein Grab. --

Das Geläute der Kartheuser wird noch mehr durch die Art, mit der es geschieht, und durch seine Langsamkeit traurig und melancholisch. --

So wie nehmlich die Kartheuser sich auf dem Chor versammlen, thut jeder nach der Reihe einen Zug an der Glocke, und nimmt darauf seinen Platz ein, bis alle vom Aeltesten bis zum Jüngsten hereingetreten sind.

Nun horchte Reiser auf den Schall dieser Glocke zuweilen in der stillen Mittagsstunde, zuweilen um Mitternacht, oder bei frühem Morgen, und jedesmal erneuerte sich der Eindruck davon so lebhaft in seinem Gemüthe, daß immer das ganze Bild der Einsamkeit und Stille des Grabes mit erwachte. --

Es kam ihm vor, als ob diese abgeschiedenen Menschen ihren eigenen Tod überlebten, in ihren Gräbern umher wandelten, und sich einander die Hände reichten --



die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der Bewohner dieses Orts.

So oft die Glocke auf dem Thuͤrmchen angezogen wurde, toͤnte sie in Reisers Ohren, wie die Sterbeglocke aller irrdischen Wuͤnsche und Aussichten, in die Zukunft dieses Lebens. —

Denn hier war nun das Ziel von allem — nie durfte der Fuß des Eingeweihten wieder aus den Bezirk dieser Mauren treten — er fand hier seine immerwaͤhrende Wohnung, und sein Grab. —

Das Gelaͤute der Kartheuser wird noch mehr durch die Art, mit der es geschieht, und durch seine Langsamkeit traurig und melancholisch. —

So wie nehmlich die Kartheuser sich auf dem Chor versammlen, thut jeder nach der Reihe einen Zug an der Glocke, und nimmt darauf seinen Platz ein, bis alle vom Aeltesten bis zum Juͤngsten hereingetreten sind.

Nun horchte Reiser auf den Schall dieser Glocke zuweilen in der stillen Mittagsstunde, zuweilen um Mitternacht, oder bei fruͤhem Morgen, und jedesmal erneuerte sich der Eindruck davon so lebhaft in seinem Gemuͤthe, daß immer das ganze Bild der Einsamkeit und Stille des Grabes mit erwachte. —

Es kam ihm vor, als ob diese abgeschiedenen Menschen ihren eigenen Tod uͤberlebten, in ihren Graͤbern umher wandelten, und sich einander die Haͤnde reichten —


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[94/0096] die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der Bewohner dieses Orts. So oft die Glocke auf dem Thuͤrmchen angezogen wurde, toͤnte sie in Reisers Ohren, wie die Sterbeglocke aller irrdischen Wuͤnsche und Aussichten, in die Zukunft dieses Lebens. — Denn hier war nun das Ziel von allem — nie durfte der Fuß des Eingeweihten wieder aus den Bezirk dieser Mauren treten — er fand hier seine immerwaͤhrende Wohnung, und sein Grab. — Das Gelaͤute der Kartheuser wird noch mehr durch die Art, mit der es geschieht, und durch seine Langsamkeit traurig und melancholisch. — So wie nehmlich die Kartheuser sich auf dem Chor versammlen, thut jeder nach der Reihe einen Zug an der Glocke, und nimmt darauf seinen Platz ein, bis alle vom Aeltesten bis zum Juͤngsten hereingetreten sind. Nun horchte Reiser auf den Schall dieser Glocke zuweilen in der stillen Mittagsstunde, zuweilen um Mitternacht, oder bei fruͤhem Morgen, und jedesmal erneuerte sich der Eindruck davon so lebhaft in seinem Gemuͤthe, daß immer das ganze Bild der Einsamkeit und Stille des Grabes mit erwachte. — Es kam ihm vor, als ob diese abgeschiedenen Menschen ihren eigenen Tod uͤberlebten, in ihren Graͤbern umher wandelten, und sich einander die Haͤnde reichten —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/96>, abgerufen am 24.11.2024.