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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

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immer auf eine gesittete Art betrug, und die von ihr vermeinte Verachtung seiner Ehegenossin doch immer gewiß nicht so grob war, daß sie K... hätte auffallen können, und wenn er ja einmal bei Gelegenheit ein wenig zu viel hatte trinken müssen, K... eben gar nicht böse darüber seyn konnte, weil er eben dann am aufgeräumtesten, und also für K... am angenehmsten war. Diese beiden Dinge waren es aber eigentlich, welche sie ihm in den Briefen an ihre Schwestern Schuld gab, und worüber K... doch auf alle Fälle gar leicht hätte eine zweideutige Meinung von seinen Eltern bekommen können, wenn ihn seine Mutter nicht dabei stets mit den oberwehnten Worten mit wichtiger und bedeutender Mine vermahnt hätte.

6) Er fieng aber nun nach gerade auch an für sich etwas zu schreiben. Das bestand denn vorzüglich in Briefen an seine Muhmen und an einen Bruder, der zu H... auf die Schule gieng. Aber die Begierde, alles gleich nachzumachen was ihm gefiel, äußerte sich auch jetzt wieder bei ihm; denn er bekam Hagedorns Gedichte zu lesen, welche ihm, ob er solche damals gleich noch, einige kleine ausgenommen, nicht verstehen konnte, ein unbeschreibliches Vergnügen machten; und nun wollte er nebst Schulmeister auch ein Poet werden. Er machte daher allerlei poetische Versuche, von welchen ein


immer auf eine gesittete Art betrug, und die von ihr vermeinte Verachtung seiner Ehegenossin doch immer gewiß nicht so grob war, daß sie K... haͤtte auffallen koͤnnen, und wenn er ja einmal bei Gelegenheit ein wenig zu viel hatte trinken muͤssen, K... eben gar nicht boͤse daruͤber seyn konnte, weil er eben dann am aufgeraͤumtesten, und also fuͤr K... am angenehmsten war. Diese beiden Dinge waren es aber eigentlich, welche sie ihm in den Briefen an ihre Schwestern Schuld gab, und woruͤber K... doch auf alle Faͤlle gar leicht haͤtte eine zweideutige Meinung von seinen Eltern bekommen koͤnnen, wenn ihn seine Mutter nicht dabei stets mit den oberwehnten Worten mit wichtiger und bedeutender Mine vermahnt haͤtte.

6) Er fieng aber nun nach gerade auch an fuͤr sich etwas zu schreiben. Das bestand denn vorzuͤglich in Briefen an seine Muhmen und an einen Bruder, der zu H... auf die Schule gieng. Aber die Begierde, alles gleich nachzumachen was ihm gefiel, aͤußerte sich auch jetzt wieder bei ihm; denn er bekam Hagedorns Gedichte zu lesen, welche ihm, ob er solche damals gleich noch, einige kleine ausgenommen, nicht verstehen konnte, ein unbeschreibliches Vergnuͤgen machten; und nun wollte er nebst Schulmeister auch ein Poet werden. Er machte daher allerlei poetische Versuche, von welchen ein

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[116/0116] immer auf eine gesittete Art betrug, und die von ihr vermeinte Verachtung seiner Ehegenossin doch immer gewiß nicht so grob war, daß sie K... haͤtte auffallen koͤnnen, und wenn er ja einmal bei Gelegenheit ein wenig zu viel hatte trinken muͤssen, K... eben gar nicht boͤse daruͤber seyn konnte, weil er eben dann am aufgeraͤumtesten, und also fuͤr K... am angenehmsten war. Diese beiden Dinge waren es aber eigentlich, welche sie ihm in den Briefen an ihre Schwestern Schuld gab, und woruͤber K... doch auf alle Faͤlle gar leicht haͤtte eine zweideutige Meinung von seinen Eltern bekommen koͤnnen, wenn ihn seine Mutter nicht dabei stets mit den oberwehnten Worten mit wichtiger und bedeutender Mine vermahnt haͤtte. 6) Er fieng aber nun nach gerade auch an fuͤr sich etwas zu schreiben. Das bestand denn vorzuͤglich in Briefen an seine Muhmen und an einen Bruder, der zu H... auf die Schule gieng. Aber die Begierde, alles gleich nachzumachen was ihm gefiel, aͤußerte sich auch jetzt wieder bei ihm; denn er bekam Hagedorns Gedichte zu lesen, welche ihm, ob er solche damals gleich noch, einige kleine ausgenommen, nicht verstehen konnte, ein unbeschreibliches Vergnuͤgen machten; und nun wollte er nebst Schulmeister auch ein Poet werden. Er machte daher allerlei poetische Versuche, von welchen ein

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/116>, abgerufen am 21.11.2024.