Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0082" n="82"/><lb/> jenige in der That darin zu finden, was ich suchte. Aber meine aͤußern Umstaͤnde verschlimmerten sich. Jch gerieth in Schulden, der Friede in der Ehe wurde dadurch unterbrochen, und das daher ruͤhrende bestaͤndige Misvergnuͤgen machte, daß ich der vielfaͤltigen Gelegenheit einen Exzeß im Genuß starker Getraͤnke zu begehen zuweilen unterlag. Dieses alles durcheinander machte, daß ich nur periodenweise in den Schriften der Madam <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note>Guion</persName> las. Bei dem allen aber hatte ich dennoch immer die Hoffnung, endlich meinen Zweck zu erreichen. Bis diesen Sommer, auf der gedachten Reise, mir in Ansehung der Mystik alles zuwider wurde. Aber nun habe ich auch nichts, woran ich mich halten koͤnnte; denn auf diese Art waͤre ich ganz ohne Religion, und ob man so seyn kann, das weiß ich nicht. — Von dem Herrn <persName ref="#ref11"><note type="editorial">Fleischbein, Johann Friedrich von</note>von F....</persName> weiß ich im Kurzen weiter nichts zu sagen, als daß er alles, was ihm nur moͤglich war, anwendete, um die Schriften der Madam <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note>Guion</persName> allgemein bekannt zu machen; und bei dem merkwuͤrdigen Kriege, welchen der Koͤnig von Preußen fuͤhrte, war er der ganz festen Meinung, daß durch denselben das Reich Jesu empor kommen wuͤrde. Über den L.. aber habe ich mich gewundert, denn ich habe nichts mit ihm reden koͤnnen, und mir deucht, er weiß wenig von dem Jnhalt der Schriften der Madam <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note>Guion</persName> zu sagen, und vernuͤnftig laͤßt er sich auch nicht sprechen.« </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0082]
jenige in der That darin zu finden, was ich suchte. Aber meine aͤußern Umstaͤnde verschlimmerten sich. Jch gerieth in Schulden, der Friede in der Ehe wurde dadurch unterbrochen, und das daher ruͤhrende bestaͤndige Misvergnuͤgen machte, daß ich der vielfaͤltigen Gelegenheit einen Exzeß im Genuß starker Getraͤnke zu begehen zuweilen unterlag. Dieses alles durcheinander machte, daß ich nur periodenweise in den Schriften der Madam Guion las. Bei dem allen aber hatte ich dennoch immer die Hoffnung, endlich meinen Zweck zu erreichen. Bis diesen Sommer, auf der gedachten Reise, mir in Ansehung der Mystik alles zuwider wurde. Aber nun habe ich auch nichts, woran ich mich halten koͤnnte; denn auf diese Art waͤre ich ganz ohne Religion, und ob man so seyn kann, das weiß ich nicht. — Von dem Herrn von F.... weiß ich im Kurzen weiter nichts zu sagen, als daß er alles, was ihm nur moͤglich war, anwendete, um die Schriften der Madam Guion allgemein bekannt zu machen; und bei dem merkwuͤrdigen Kriege, welchen der Koͤnig von Preußen fuͤhrte, war er der ganz festen Meinung, daß durch denselben das Reich Jesu empor kommen wuͤrde. Über den L.. aber habe ich mich gewundert, denn ich habe nichts mit ihm reden koͤnnen, und mir deucht, er weiß wenig von dem Jnhalt der Schriften der Madam Guion zu sagen, und vernuͤnftig laͤßt er sich auch nicht sprechen.«
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