Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.2. Schreiben über Täuschung und besonders vom Traume. Aus einigen Aeusserungen welche in Erfahrungsseelenkunde vorkommen, aus dem eigentlichen Zwecke welchen Sie sich vorgesetzt zu haben scheinen, und aus der Natur der Sache muß ich vermuthen, daß Jhnen wenigstens nunmehr, da Sie schon eine ziemliche Anzahl von Thatsachen gesammlet haben, auch Betrachtungen willkommen seyn werden, wenn sie Aufschlüsse zur Erklärung dieser Thatsachen enthalten, oder zur Feststellung psychologischer Gesetze beitragen. Jhrer Jn dieser Hinsicht theile ich Jhnen die Resultate mit, welche ich nach Durchlesung des ersten Stückes von dem ersten Bande ihrer psychologischen Schrift gefaßt habe. Sollten sie Jhrem Urtheile nach eine Stelle in Jhrer Seelenkunde verdienen, so habe ich meiner Seits nichts dagegen. Jch schreite zur Sache. Die Verrücktheit, Faselei und der Traum haben das miteinander gemein, daß 1) in diesen Zuständen Gedankendinge für außer uns vorhandene Dinge gehalten werden. 2) haben wir in dem Augenblicke in dem dieser Trug geschiehet, oft ein Bewußtseyn von dem Truge. Man träumt, und weiß im Traume, daß man träumt; auch geben 2. Schreiben uͤber Taͤuschung und besonders vom Traume. Aus einigen Aeusserungen welche in Erfahrungsseelenkunde vorkommen, aus dem eigentlichen Zwecke welchen Sie sich vorgesetzt zu haben scheinen, und aus der Natur der Sache muß ich vermuthen, daß Jhnen wenigstens nunmehr, da Sie schon eine ziemliche Anzahl von Thatsachen gesammlet haben, auch Betrachtungen willkommen seyn werden, wenn sie Aufschluͤsse zur Erklaͤrung dieser Thatsachen enthalten, oder zur Feststellung psychologischer Gesetze beitragen. Jhrer Jn dieser Hinsicht theile ich Jhnen die Resultate mit, welche ich nach Durchlesung des ersten Stuͤckes von dem ersten Bande ihrer psychologischen Schrift gefaßt habe. Sollten sie Jhrem Urtheile nach eine Stelle in Jhrer Seelenkunde verdienen, so habe ich meiner Seits nichts dagegen. Jch schreite zur Sache. Die Verruͤcktheit, Faselei und der Traum haben das miteinander gemein, daß 1) in diesen Zustaͤnden Gedankendinge fuͤr außer uns vorhandene Dinge gehalten werden. 2) haben wir in dem Augenblicke in dem dieser Trug geschiehet, oft ein Bewußtseyn von dem Truge. Man traͤumt, und weiß im Traume, daß man traͤumt; auch geben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0017" n="17"/><lb/><lb/> </div> <div n="3"> <head>2. Schreiben uͤber Taͤuschung und besonders vom Traume.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref24"><note type="editorial"/>Veit<, David></persName> </bibl> </note> <p>Aus einigen Aeusserungen welche in <persName ref="#ref1"><note type="editorial">Moritz, Karl Philipp</note>Jhrer</persName> Erfahrungsseelenkunde vorkommen, aus dem eigentlichen Zwecke welchen Sie sich vorgesetzt zu haben scheinen, und aus der Natur der Sache muß ich vermuthen, daß Jhnen wenigstens nunmehr, da Sie schon eine ziemliche Anzahl von Thatsachen gesammlet haben, auch Betrachtungen willkommen seyn werden, wenn sie Aufschluͤsse zur Erklaͤrung dieser Thatsachen enthalten, oder zur Feststellung psychologischer Gesetze beitragen. </p> <p>Jn dieser Hinsicht theile ich Jhnen die Resultate mit, welche ich nach Durchlesung des ersten Stuͤckes von dem ersten Bande ihrer psychologischen Schrift gefaßt habe. Sollten sie Jhrem Urtheile nach eine Stelle in Jhrer Seelenkunde verdienen, so habe ich meiner Seits nichts dagegen. Jch schreite zur Sache. </p> <p>Die Verruͤcktheit, Faselei und der Traum haben das miteinander gemein, daß 1) in diesen Zustaͤnden Gedankendinge fuͤr außer uns vorhandene Dinge gehalten werden. 2) haben wir in dem Augenblicke in dem dieser Trug geschiehet, oft ein Bewußtseyn von dem Truge. Man traͤumt, und weiß im Traume, daß man traͤumt; auch geben<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0017]
2. Schreiben uͤber Taͤuschung und besonders vom Traume.
Aus einigen Aeusserungen welche in Jhrer Erfahrungsseelenkunde vorkommen, aus dem eigentlichen Zwecke welchen Sie sich vorgesetzt zu haben scheinen, und aus der Natur der Sache muß ich vermuthen, daß Jhnen wenigstens nunmehr, da Sie schon eine ziemliche Anzahl von Thatsachen gesammlet haben, auch Betrachtungen willkommen seyn werden, wenn sie Aufschluͤsse zur Erklaͤrung dieser Thatsachen enthalten, oder zur Feststellung psychologischer Gesetze beitragen.
Jn dieser Hinsicht theile ich Jhnen die Resultate mit, welche ich nach Durchlesung des ersten Stuͤckes von dem ersten Bande ihrer psychologischen Schrift gefaßt habe. Sollten sie Jhrem Urtheile nach eine Stelle in Jhrer Seelenkunde verdienen, so habe ich meiner Seits nichts dagegen. Jch schreite zur Sache.
Die Verruͤcktheit, Faselei und der Traum haben das miteinander gemein, daß 1) in diesen Zustaͤnden Gedankendinge fuͤr außer uns vorhandene Dinge gehalten werden. 2) haben wir in dem Augenblicke in dem dieser Trug geschiehet, oft ein Bewußtseyn von dem Truge. Man traͤumt, und weiß im Traume, daß man traͤumt; auch geben
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