Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.
Jch setzte in großer Eil ein Billet auf, um dem letztern anzuzeigen, daß er sogleich den Eid leiste, und auf diese Art die gegen ihn gerichtete Kabale scheitern mache. Er thut es, und ist im Besitze des Regiments. Jch erzähle alles dieses vorläufig, um zu zeigen, wie weit ich damals von jeder Partheilichkeit gegen den Herrn von S.. entfernt war. Er war mir völlig unbekannt, und ich hatte ihm dennoch einen wichtigen Dienst geleistet. Einige Zeit hernach gieng ich eines Abends ins Schauspielhaus. Beim Hereintreten erschrecke ich über die Physiognomie eines neben mir stehenden Officiers. Sie war mir so verhaßt, so unausstehlich, daß ich mich gerne entfernt hätte; ich konnte mich kaum enthalten, ihm auf den Fuß zu treten, oder ins Gesicht zu speien. Kurz, ich habe niemals eine größere Abneigung gefühlt; ich konnte nicht länger ausdauern, und mußte mitten im Schauspiel herausgehen. Wenige Tage darauf gehe ich zu meinem Freunde, welchem ich damals das Billet, den Herrn von S.. betreffend, geschrieben hatte. Jch finde ihn eben beim Nachtische mit seiner Frau und diesem abscheulichen Originalmenschen, der mich im Schauspiele so sehr empört hatte.
Jch setzte in großer Eil ein Billet auf, um dem letztern anzuzeigen, daß er sogleich den Eid leiste, und auf diese Art die gegen ihn gerichtete Kabale scheitern mache. Er thut es, und ist im Besitze des Regiments. Jch erzaͤhle alles dieses vorlaͤufig, um zu zeigen, wie weit ich damals von jeder Partheilichkeit gegen den Herrn von S.. entfernt war. Er war mir voͤllig unbekannt, und ich hatte ihm dennoch einen wichtigen Dienst geleistet. Einige Zeit hernach gieng ich eines Abends ins Schauspielhaus. Beim Hereintreten erschrecke ich uͤber die Physiognomie eines neben mir stehenden Officiers. Sie war mir so verhaßt, so unausstehlich, daß ich mich gerne entfernt haͤtte; ich konnte mich kaum enthalten, ihm auf den Fuß zu treten, oder ins Gesicht zu speien. Kurz, ich habe niemals eine groͤßere Abneigung gefuͤhlt; ich konnte nicht laͤnger ausdauern, und mußte mitten im Schauspiel herausgehen. Wenige Tage darauf gehe ich zu meinem Freunde, welchem ich damals das Billet, den Herrn von S.. betreffend, geschrieben hatte. Jch finde ihn eben beim Nachtische mit seiner Frau und diesem abscheulichen Originalmenschen, der mich im Schauspiele so sehr empoͤrt hatte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0064" n="64"/><lb/> von B.. kam mit dem Herrn von S.. dann und wann zusammen. </p> <p>Jch setzte in großer Eil ein Billet auf, um dem letztern anzuzeigen, daß er sogleich den Eid leiste, und auf diese Art die gegen ihn gerichtete Kabale scheitern mache. Er thut es, und ist im Besitze des Regiments. </p> <p>Jch erzaͤhle alles dieses vorlaͤufig, um zu zeigen, wie weit ich damals von jeder Partheilichkeit gegen den Herrn von S.. entfernt war. Er war mir voͤllig unbekannt, und ich hatte ihm dennoch einen wichtigen Dienst geleistet. </p> <p>Einige Zeit hernach gieng ich eines Abends ins Schauspielhaus. Beim Hereintreten erschrecke ich uͤber die Physiognomie eines neben mir stehenden Officiers. Sie war mir so verhaßt, so unausstehlich, daß ich mich gerne entfernt haͤtte; ich konnte mich kaum enthalten, ihm auf den Fuß zu treten, oder ins Gesicht zu speien. Kurz, ich habe niemals eine groͤßere Abneigung gefuͤhlt; ich konnte nicht laͤnger ausdauern, und mußte mitten im Schauspiel herausgehen. </p> <p>Wenige Tage darauf gehe ich zu meinem Freunde, welchem ich damals das Billet, den Herrn von S.. betreffend, geschrieben hatte. Jch finde ihn eben beim Nachtische mit seiner Frau und diesem abscheulichen Originalmenschen, der mich im Schauspiele so sehr empoͤrt hatte. </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0064]
von B.. kam mit dem Herrn von S.. dann und wann zusammen.
Jch setzte in großer Eil ein Billet auf, um dem letztern anzuzeigen, daß er sogleich den Eid leiste, und auf diese Art die gegen ihn gerichtete Kabale scheitern mache. Er thut es, und ist im Besitze des Regiments.
Jch erzaͤhle alles dieses vorlaͤufig, um zu zeigen, wie weit ich damals von jeder Partheilichkeit gegen den Herrn von S.. entfernt war. Er war mir voͤllig unbekannt, und ich hatte ihm dennoch einen wichtigen Dienst geleistet.
Einige Zeit hernach gieng ich eines Abends ins Schauspielhaus. Beim Hereintreten erschrecke ich uͤber die Physiognomie eines neben mir stehenden Officiers. Sie war mir so verhaßt, so unausstehlich, daß ich mich gerne entfernt haͤtte; ich konnte mich kaum enthalten, ihm auf den Fuß zu treten, oder ins Gesicht zu speien. Kurz, ich habe niemals eine groͤßere Abneigung gefuͤhlt; ich konnte nicht laͤnger ausdauern, und mußte mitten im Schauspiel herausgehen.
Wenige Tage darauf gehe ich zu meinem Freunde, welchem ich damals das Billet, den Herrn von S.. betreffend, geschrieben hatte. Jch finde ihn eben beim Nachtische mit seiner Frau und diesem abscheulichen Originalmenschen, der mich im Schauspiele so sehr empoͤrt hatte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/64 |
Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/64>, abgerufen am 26.06.2024. |