Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.
Jndessen thun in dem letzteren Falle Young's Nachtgedanken die nehmlichen Dienste. Auch diese haben weder mich noch manchen andern jemals in Betrübniß versetzt. Jch bin alsdann in der nehmlichen Stimmung, als wenn ich mich von den erdichteten Unglücksfällen des König Lear, des Othello, oder des Hamlet erschüttern lasse. (Jch sage dies mit der unbegränzten Bewunderung, welche dem grösten Genie aller Zeiten gebühret.) Es ist noch die Frage, ob J. Miller, und Till Eulenspiegel -- es verstehet sich, daß ich von dem alten rede; -- das non plus ultra der Heilungsmittel in dem non plus ultra der Melancholie, sind, wie Jhr Anonymus anzunehmen scheint. Jch kenne Grade der Melancholie oder der Hypochondrie, die bei weitem noch nicht die äußersten sind, wo ich noch
Jndessen thun in dem letzteren Falle Young's Nachtgedanken die nehmlichen Dienste. Auch diese haben weder mich noch manchen andern jemals in Betruͤbniß versetzt. Jch bin alsdann in der nehmlichen Stimmung, als wenn ich mich von den erdichteten Ungluͤcksfaͤllen des Koͤnig Lear, des Othello, oder des Hamlet erschuͤttern lasse. (Jch sage dies mit der unbegraͤnzten Bewunderung, welche dem groͤsten Genie aller Zeiten gebuͤhret.) Es ist noch die Frage, ob J. Miller, und Till Eulenspiegel — es verstehet sich, daß ich von dem alten rede; — das non plus ultra der Heilungsmittel in dem non plus ultra der Melancholie, sind, wie Jhr Anonymus anzunehmen scheint. Jch kenne Grade der Melancholie oder der Hypochondrie, die bei weitem noch nicht die aͤußersten sind, wo ich noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0099" n="99"/><lb/> mehr werth als <hi rendition="#b">Petrarka</hi>. Noch jetzt sehe ich meine Freunde, den <hi rendition="#b">Dottor Bolonese,</hi> den <hi rendition="#b">Signor Fastidio di Fastidii,</hi> und den Kapitain <hi rendition="#b">Spavento</hi> und den lieben <hi rendition="#b">Policinello</hi> u.s.w. lieber auf dem Theater als alle Mahomete und Mithridate, im tragischen Cothurn. Die letztern interessiren und zerstreuen mich nur in den Stuͤcken des <hi rendition="#b">Shakespear,</hi> wenn ich mich einschließe, um in der Einsamkeit daruͤber nachzudenken, oder wenn <hi rendition="#b">Garrik</hi> oder die Mistr. <hi rendition="#b">Siddons</hi> sie durch ihr <hi rendition="#b">einziges</hi> Spiel beleben. </p> <p>Jndessen thun in dem letzteren Falle <hi rendition="#b">Young's Nachtgedanken</hi> die nehmlichen Dienste. Auch diese haben weder mich noch manchen andern jemals in Betruͤbniß versetzt. Jch bin alsdann in der nehmlichen Stimmung, als wenn ich mich von den erdichteten Ungluͤcksfaͤllen des <hi rendition="#b">Koͤnig Lear,</hi> des <hi rendition="#b">Othello,</hi> oder des <hi rendition="#b">Hamlet</hi> erschuͤttern lasse. (Jch sage dies mit der unbegraͤnzten Bewunderung, welche dem groͤsten Genie aller Zeiten gebuͤhret.) </p> <p>Es ist noch die Frage, ob <hi rendition="#b">J. Miller,</hi> und <hi rendition="#b">Till Eulenspiegel</hi> — es verstehet sich, daß ich von dem <hi rendition="#b">alten</hi> rede; — das <hi rendition="#i">non plus ultra</hi> der Heilungsmittel in dem <hi rendition="#i">non plus ultra</hi> der Melancholie, sind, wie Jhr Anonymus anzunehmen scheint. Jch kenne Grade der Melancholie oder der Hypochondrie, die bei weitem noch nicht die aͤußersten sind, wo ich noch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0099]
mehr werth als Petrarka. Noch jetzt sehe ich meine Freunde, den Dottor Bolonese, den Signor Fastidio di Fastidii, und den Kapitain Spavento und den lieben Policinello u.s.w. lieber auf dem Theater als alle Mahomete und Mithridate, im tragischen Cothurn. Die letztern interessiren und zerstreuen mich nur in den Stuͤcken des Shakespear, wenn ich mich einschließe, um in der Einsamkeit daruͤber nachzudenken, oder wenn Garrik oder die Mistr. Siddons sie durch ihr einziges Spiel beleben.
Jndessen thun in dem letzteren Falle Young's Nachtgedanken die nehmlichen Dienste. Auch diese haben weder mich noch manchen andern jemals in Betruͤbniß versetzt. Jch bin alsdann in der nehmlichen Stimmung, als wenn ich mich von den erdichteten Ungluͤcksfaͤllen des Koͤnig Lear, des Othello, oder des Hamlet erschuͤttern lasse. (Jch sage dies mit der unbegraͤnzten Bewunderung, welche dem groͤsten Genie aller Zeiten gebuͤhret.)
Es ist noch die Frage, ob J. Miller, und Till Eulenspiegel — es verstehet sich, daß ich von dem alten rede; — das non plus ultra der Heilungsmittel in dem non plus ultra der Melancholie, sind, wie Jhr Anonymus anzunehmen scheint. Jch kenne Grade der Melancholie oder der Hypochondrie, die bei weitem noch nicht die aͤußersten sind, wo ich noch
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