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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

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und setzet man voraus, was gesagt worden, daß es der allerhöchsten Wesenheit eine Nothwendigkeit ist, alle ihr gleichförmige Wesen zu sich zu ziehen; so ist es unmöglich, daß diese allerhöchste Wesenheit sich nicht mit demselben vereinige, welches wahrhaftig einfach und rein ist; denn weil diese allerhöchste Wesenheit sich diesen Geist ähnlich gemacht hat, so muß es auch diesen Geist mit sich vereinigen.

Die Reinigkeit des Geistes bestehet demnach ohnwidersprechlich in seiner Blöße und Einfältigkeit. Nun aber ist zu wissen, daß gleichwie es ohnmöglich ist, daß Gott eine reine und in der Einfältigkeit stehende Seele nicht mit sich selbst vereinigen sollte, also ist es auch auf eine gleiche Weise ohnmöglich, daß diese Seele könne gereiniget werden, bis zu einem solchen Grad, der erfordert wird, um mit Gott vereiniget zu werden, ohne nur durch Gott selbst. Die Creatur, vermittelst des Beistandes der Gnade, kann sich zwar wohl durch ihre Würksamkeit in die Gemüthsfassung setzen, um von Gott gereiniget werden zu können; allein diese Creatur kann doch niemals durch sich selbst sich bis zu einem solchen Grade reinigen, als es erfordert wird, um mit Gott vereiniget zu werden. Die Ursach davon liegt in der Natur und Eigenschaft eben dieser Vereinigung.

Wir haben gesehen, daß die Reinigkeit, die uns mit Gott vereiniget, der Natur Gottes müsse theilhaftig gemacht werden, und uns Gott gleich-


und setzet man voraus, was gesagt worden, daß es der allerhoͤchsten Wesenheit eine Nothwendigkeit ist, alle ihr gleichfoͤrmige Wesen zu sich zu ziehen; so ist es unmoͤglich, daß diese allerhoͤchste Wesenheit sich nicht mit demselben vereinige, welches wahrhaftig einfach und rein ist; denn weil diese allerhoͤchste Wesenheit sich diesen Geist aͤhnlich gemacht hat, so muß es auch diesen Geist mit sich vereinigen.

Die Reinigkeit des Geistes bestehet demnach ohnwidersprechlich in seiner Bloͤße und Einfaͤltigkeit. Nun aber ist zu wissen, daß gleichwie es ohnmoͤglich ist, daß Gott eine reine und in der Einfaͤltigkeit stehende Seele nicht mit sich selbst vereinigen sollte, also ist es auch auf eine gleiche Weise ohnmoͤglich, daß diese Seele koͤnne gereiniget werden, bis zu einem solchen Grad, der erfordert wird, um mit Gott vereiniget zu werden, ohne nur durch Gott selbst. Die Creatur, vermittelst des Beistandes der Gnade, kann sich zwar wohl durch ihre Wuͤrksamkeit in die Gemuͤthsfassung setzen, um von Gott gereiniget werden zu koͤnnen; allein diese Creatur kann doch niemals durch sich selbst sich bis zu einem solchen Grade reinigen, als es erfordert wird, um mit Gott vereiniget zu werden. Die Ursach davon liegt in der Natur und Eigenschaft eben dieser Vereinigung.

Wir haben gesehen, daß die Reinigkeit, die uns mit Gott vereiniget, der Natur Gottes muͤsse theilhaftig gemacht werden, und uns Gott gleich-

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[105/0107] und setzet man voraus, was gesagt worden, daß es der allerhoͤchsten Wesenheit eine Nothwendigkeit ist, alle ihr gleichfoͤrmige Wesen zu sich zu ziehen; so ist es unmoͤglich, daß diese allerhoͤchste Wesenheit sich nicht mit demselben vereinige, welches wahrhaftig einfach und rein ist; denn weil diese allerhoͤchste Wesenheit sich diesen Geist aͤhnlich gemacht hat, so muß es auch diesen Geist mit sich vereinigen. Die Reinigkeit des Geistes bestehet demnach ohnwidersprechlich in seiner Bloͤße und Einfaͤltigkeit. Nun aber ist zu wissen, daß gleichwie es ohnmoͤglich ist, daß Gott eine reine und in der Einfaͤltigkeit stehende Seele nicht mit sich selbst vereinigen sollte, also ist es auch auf eine gleiche Weise ohnmoͤglich, daß diese Seele koͤnne gereiniget werden, bis zu einem solchen Grad, der erfordert wird, um mit Gott vereiniget zu werden, ohne nur durch Gott selbst. Die Creatur, vermittelst des Beistandes der Gnade, kann sich zwar wohl durch ihre Wuͤrksamkeit in die Gemuͤthsfassung setzen, um von Gott gereiniget werden zu koͤnnen; allein diese Creatur kann doch niemals durch sich selbst sich bis zu einem solchen Grade reinigen, als es erfordert wird, um mit Gott vereiniget zu werden. Die Ursach davon liegt in der Natur und Eigenschaft eben dieser Vereinigung. Wir haben gesehen, daß die Reinigkeit, die uns mit Gott vereiniget, der Natur Gottes muͤsse theilhaftig gemacht werden, und uns Gott gleich-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/107>, abgerufen am 21.11.2024.