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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

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nisation, nach den bekannten Naturgesetzen sich erklärenden Würkungen ungehindert erfolgen. Die besondere Organisation ist uns aus der Anatomie bekannt. Die Würkungen derselben aber wissen wir theils a priori aus den bekannten Gesetzen der Mechanik, theils aber auch durch Erfahrung und Beobachtung.

Was sollen wir aber in der Psychologie zum Grunde legen, um dadurch den Zustand der Seelengesundheit zu bestimmen? Oder mit andern Worten: wodurch erkennen wir, ob die Seele gesund sey, und alle ihrem Wesen mögliche Verrichtungen ungehindert erfolgen?

Wird man sagen, wir erkennen es daraus, daß alle uns bekannten Seelenvermögen ihre Würkungen in einer solchen Proportion äußern, daß dadurch die größte Summe aller Würkungen hervorgebracht wird; so frage ich abermals: wodurch erkennen wir diese heilsame Proportion, und nach welchem gemeinschaftlichen Maasstabe sollen wir diese verschiedenen Seelenvermögen abmessen, um dadurch diese Proportion herauszubringen?

Wird man sagen, daß diese Proportion nicht an sich, sondern blos durch ihren guten Erfolg in Beziehung auf das besondere Subjekt, durch die dadurch hervorgebrachte Zufriedenheit mit sich selbst oder Glückseeligkeit erkannt werde; so müßte man manchen aus dem Tollhause, der sich in seiner Tollheit glücklich dünkt, für keinen Seelenkranken halten.



nisation, nach den bekannten Naturgesetzen sich erklaͤrenden Wuͤrkungen ungehindert erfolgen. Die besondere Organisation ist uns aus der Anatomie bekannt. Die Wuͤrkungen derselben aber wissen wir theils a priori aus den bekannten Gesetzen der Mechanik, theils aber auch durch Erfahrung und Beobachtung.

Was sollen wir aber in der Psychologie zum Grunde legen, um dadurch den Zustand der Seelengesundheit zu bestimmen? Oder mit andern Worten: wodurch erkennen wir, ob die Seele gesund sey, und alle ihrem Wesen moͤgliche Verrichtungen ungehindert erfolgen?

Wird man sagen, wir erkennen es daraus, daß alle uns bekannten Seelenvermoͤgen ihre Wuͤrkungen in einer solchen Proportion aͤußern, daß dadurch die groͤßte Summe aller Wuͤrkungen hervorgebracht wird; so frage ich abermals: wodurch erkennen wir diese heilsame Proportion, und nach welchem gemeinschaftlichen Maasstabe sollen wir diese verschiedenen Seelenvermoͤgen abmessen, um dadurch diese Proportion herauszubringen?

Wird man sagen, daß diese Proportion nicht an sich, sondern blos durch ihren guten Erfolg in Beziehung auf das besondere Subjekt, durch die dadurch hervorgebrachte Zufriedenheit mit sich selbst oder Gluͤckseeligkeit erkannt werde; so muͤßte man manchen aus dem Tollhause, der sich in seiner Tollheit gluͤcklich duͤnkt, fuͤr keinen Seelenkranken halten.


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[12/0014] nisation, nach den bekannten Naturgesetzen sich erklaͤrenden Wuͤrkungen ungehindert erfolgen. Die besondere Organisation ist uns aus der Anatomie bekannt. Die Wuͤrkungen derselben aber wissen wir theils a priori aus den bekannten Gesetzen der Mechanik, theils aber auch durch Erfahrung und Beobachtung. Was sollen wir aber in der Psychologie zum Grunde legen, um dadurch den Zustand der Seelengesundheit zu bestimmen? Oder mit andern Worten: wodurch erkennen wir, ob die Seele gesund sey, und alle ihrem Wesen moͤgliche Verrichtungen ungehindert erfolgen? Wird man sagen, wir erkennen es daraus, daß alle uns bekannten Seelenvermoͤgen ihre Wuͤrkungen in einer solchen Proportion aͤußern, daß dadurch die groͤßte Summe aller Wuͤrkungen hervorgebracht wird; so frage ich abermals: wodurch erkennen wir diese heilsame Proportion, und nach welchem gemeinschaftlichen Maasstabe sollen wir diese verschiedenen Seelenvermoͤgen abmessen, um dadurch diese Proportion herauszubringen? Wird man sagen, daß diese Proportion nicht an sich, sondern blos durch ihren guten Erfolg in Beziehung auf das besondere Subjekt, durch die dadurch hervorgebrachte Zufriedenheit mit sich selbst oder Gluͤckseeligkeit erkannt werde; so muͤßte man manchen aus dem Tollhause, der sich in seiner Tollheit gluͤcklich duͤnkt, fuͤr keinen Seelenkranken halten.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/14>, abgerufen am 21.11.2024.