Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite


unsere Untersuchung seyn. So wie aber einer einen Weg auf dreierlei Weise machen kann, indem er entweder im Finstern tappt, oder, wenn er nur wenig sieht, von der Hand eines andern geführt wird, oder derselbe endlich seinen Schritt nach einem vollen Lichte richtet, so gleicht auch einer der alle Arten von Versuchen ohne eine Ordnung oder Methode macht, blos einem im Finstern Tappenden. Richtet er sich bei seinen Versuchen nach einiger Anweisung und Ordnung, so ist dieses eben so viel, als wenn er an der Hand geleitet würde. Allein die wahre Ordnung der Erfahrung zündet erst ein Licht an, und bezeichnet durch solches den Weg, indem sie von den in Ordnung gebrachten gehörig durchgearbeiteten und nicht falschen Erfahrungen anfängt, aus solchen gewisse allgemeine Grundsätze herleitet, und auf diese Letztern wieder neue Versuche gründet. Alles dieses ist um desto nöthiger, weil nicht einmal Gott, da er die Welt erschuf, auf die Masse der Dinge ohne eine gewisse Ordnung gewürkt hat."

"Es dürfen sich daher, fährt Bakon weiter fort, die Menschen gar nicht verwundern, daß sie die Wissenschaft noch nicht zu der nothwendigsten Vollkommenheit gebracht haben, weil sie dabei so oft von dem wahren Wege abgewichen sind, und die Erfahrung entweder ganz verlassen, oder in solcher, da sie keiner gewissen Ordnung folgten, sich verwirrt und herumgeschweift haben; da uns blos eine gehörig eingerichtete Ordnung beständig durch


unsere Untersuchung seyn. So wie aber einer einen Weg auf dreierlei Weise machen kann, indem er entweder im Finstern tappt, oder, wenn er nur wenig sieht, von der Hand eines andern gefuͤhrt wird, oder derselbe endlich seinen Schritt nach einem vollen Lichte richtet, so gleicht auch einer der alle Arten von Versuchen ohne eine Ordnung oder Methode macht, blos einem im Finstern Tappenden. Richtet er sich bei seinen Versuchen nach einiger Anweisung und Ordnung, so ist dieses eben so viel, als wenn er an der Hand geleitet wuͤrde. Allein die wahre Ordnung der Erfahrung zuͤndet erst ein Licht an, und bezeichnet durch solches den Weg, indem sie von den in Ordnung gebrachten gehoͤrig durchgearbeiteten und nicht falschen Erfahrungen anfaͤngt, aus solchen gewisse allgemeine Grundsaͤtze herleitet, und auf diese Letztern wieder neue Versuche gruͤndet. Alles dieses ist um desto noͤthiger, weil nicht einmal Gott, da er die Welt erschuf, auf die Masse der Dinge ohne eine gewisse Ordnung gewuͤrkt hat.«

»Es duͤrfen sich daher, faͤhrt Bakon weiter fort, die Menschen gar nicht verwundern, daß sie die Wissenschaft noch nicht zu der nothwendigsten Vollkommenheit gebracht haben, weil sie dabei so oft von dem wahren Wege abgewichen sind, und die Erfahrung entweder ganz verlassen, oder in solcher, da sie keiner gewissen Ordnung folgten, sich verwirrt und herumgeschweift haben; da uns blos eine gehoͤrig eingerichtete Ordnung bestaͤndig durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0023" n="21"/><lb/>
unsere Untersuchung seyn. So wie aber einer                         einen Weg auf dreierlei Weise machen kann, indem er entweder im Finstern                         tappt, oder, wenn er nur wenig sieht, von der Hand eines andern gefu&#x0364;hrt                         wird, oder derselbe endlich seinen Schritt nach einem vollen Lichte richtet,                         so gleicht auch einer der alle Arten von Versuchen ohne eine Ordnung oder                         Methode macht, blos einem im Finstern Tappenden. Richtet er sich bei seinen                         Versuchen nach einiger Anweisung und Ordnung, so ist dieses eben so viel,                         als wenn er an der Hand geleitet wu&#x0364;rde. Allein die wahre Ordnung der                         Erfahrung zu&#x0364;ndet erst ein Licht an, und bezeichnet durch solches den Weg,                         indem sie von den in Ordnung gebrachten geho&#x0364;rig durchgearbeiteten und nicht                         falschen Erfahrungen anfa&#x0364;ngt, aus solchen gewisse allgemeine Grundsa&#x0364;tze                         herleitet, und auf diese Letztern wieder neue Versuche gru&#x0364;ndet. Alles dieses                         ist um desto no&#x0364;thiger, weil nicht einmal Gott, da er die Welt erschuf, auf                         die Masse der Dinge ohne eine gewisse Ordnung gewu&#x0364;rkt hat.«</p>
            <p>»Es du&#x0364;rfen sich daher, fa&#x0364;hrt Bakon weiter fort, die Menschen gar nicht                         verwundern, daß sie die Wissenschaft noch nicht zu der nothwendigsten                         Vollkommenheit gebracht haben, weil sie dabei so oft von dem wahren Wege                         abgewichen sind, und die Erfahrung entweder ganz verlassen, oder in solcher,                         da sie keiner gewissen Ordnung folgten, sich verwirrt und herumgeschweift                         haben; da uns blos eine geho&#x0364;rig eingerichtete Ordnung besta&#x0364;ndig durch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0023] unsere Untersuchung seyn. So wie aber einer einen Weg auf dreierlei Weise machen kann, indem er entweder im Finstern tappt, oder, wenn er nur wenig sieht, von der Hand eines andern gefuͤhrt wird, oder derselbe endlich seinen Schritt nach einem vollen Lichte richtet, so gleicht auch einer der alle Arten von Versuchen ohne eine Ordnung oder Methode macht, blos einem im Finstern Tappenden. Richtet er sich bei seinen Versuchen nach einiger Anweisung und Ordnung, so ist dieses eben so viel, als wenn er an der Hand geleitet wuͤrde. Allein die wahre Ordnung der Erfahrung zuͤndet erst ein Licht an, und bezeichnet durch solches den Weg, indem sie von den in Ordnung gebrachten gehoͤrig durchgearbeiteten und nicht falschen Erfahrungen anfaͤngt, aus solchen gewisse allgemeine Grundsaͤtze herleitet, und auf diese Letztern wieder neue Versuche gruͤndet. Alles dieses ist um desto noͤthiger, weil nicht einmal Gott, da er die Welt erschuf, auf die Masse der Dinge ohne eine gewisse Ordnung gewuͤrkt hat.« »Es duͤrfen sich daher, faͤhrt Bakon weiter fort, die Menschen gar nicht verwundern, daß sie die Wissenschaft noch nicht zu der nothwendigsten Vollkommenheit gebracht haben, weil sie dabei so oft von dem wahren Wege abgewichen sind, und die Erfahrung entweder ganz verlassen, oder in solcher, da sie keiner gewissen Ordnung folgten, sich verwirrt und herumgeschweift haben; da uns blos eine gehoͤrig eingerichtete Ordnung bestaͤndig durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/23
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/23>, abgerufen am 21.11.2024.