Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

die Bedeutung der Zeichen nicht wissen, zu nichts nutzen.
B) Die Peripathetische Schule sucht die Naturerscheinungen durch Materie und Form, verborgene Eigenschaften (Qualitates occultae), Sympathien, und dergleichen zu erklären, d.h. ihre Ursachen anzugeben. Jn der That aber heißt dieses nicht die Ursachen angeben, sondern vielmehr für die Erscheinungen selbst schickliche Nahmen ausfindig machen.
C) Die Empiriker wollten gar von keiner Erklärung aus Prinzipien, von keiner allgemeinen Theorie in der Naturerkenntniß wissen. Sie suchten blos einzelne Erfahrungen und Beobachtungen zu sammlen und zum zukünftigen Gebrauche aufzubewahren.
D) Die Mechaniker suchten alle Naturerscheinungen aus Materie und Bewegung, Figur und Lage der kleinsten Theile eines Körpers und dergleichen zu erklären.

Man kann zwar nicht leugnen, daß jede dieser Behandlungsarten der Naturwissenschaft ihren Grund hat; nur müssen die Gränzen derselben genau bestimmt werden.

Die Pythagoräer und Platoniker haben in so fern Recht, daß sie die Eigenschaften der Zahlen und Figuren, d.h. die Lehrsätze der Mathematik zur Erklärung der Verhältnisse der Naturerscheinungen und ihrer Bestimmung a priori gebrau-


die Bedeutung der Zeichen nicht wissen, zu nichts nutzen.
B) Die Peripathetische Schule sucht die Naturerscheinungen durch Materie und Form, verborgene Eigenschaften (Qualitates occultae), Sympathien, und dergleichen zu erklaͤren, d.h. ihre Ursachen anzugeben. Jn der That aber heißt dieses nicht die Ursachen angeben, sondern vielmehr fuͤr die Erscheinungen selbst schickliche Nahmen ausfindig machen.
C) Die Empiriker wollten gar von keiner Erklaͤrung aus Prinzipien, von keiner allgemeinen Theorie in der Naturerkenntniß wissen. Sie suchten blos einzelne Erfahrungen und Beobachtungen zu sammlen und zum zukuͤnftigen Gebrauche aufzubewahren.
D) Die Mechaniker suchten alle Naturerscheinungen aus Materie und Bewegung, Figur und Lage der kleinsten Theile eines Koͤrpers und dergleichen zu erklaͤren.

Man kann zwar nicht leugnen, daß jede dieser Behandlungsarten der Naturwissenschaft ihren Grund hat; nur muͤssen die Graͤnzen derselben genau bestimmt werden.

Die Pythagoraͤer und Platoniker haben in so fern Recht, daß sie die Eigenschaften der Zahlen und Figuren, d.h. die Lehrsaͤtze der Mathematik zur Erklaͤrung der Verhaͤltnisse der Naturerscheinungen und ihrer Bestimmung a priori gebrau-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0005" n="3"/><lb/>
die Bedeutung der Zeichen nicht                         wissen, zu nichts nutzen.</item>
              <item><hi rendition="#aq">B)</hi> Die <hi rendition="#b">Peripathetische                             Schule</hi> sucht die Naturerscheinungen durch Materie und Form,                         verborgene Eigenschaften <hi rendition="#aq">(Qualitates occultae)</hi>,                         Sympathien, und dergleichen zu erkla&#x0364;ren, d.h. ihre Ursachen anzugeben. Jn                         der That aber heißt dieses nicht <hi rendition="#b">die Ursachen                             angeben</hi>, sondern vielmehr fu&#x0364;r die Erscheinungen selbst <hi rendition="#b">schickliche Nahmen</hi> ausfindig machen.</item>
              <item><hi rendition="#aq">C)</hi> Die <hi rendition="#b">Empiriker</hi> wollten                         gar von keiner Erkla&#x0364;rung aus Prinzipien, von keiner allgemeinen Theorie in                         der Naturerkenntniß wissen. Sie suchten blos einzelne Erfahrungen und                         Beobachtungen zu sammlen und zum zuku&#x0364;nftigen Gebrauche aufzubewahren. </item>
              <item><hi rendition="#aq">D)</hi> Die <hi rendition="#b">Mechaniker</hi> suchten alle Naturerscheinungen aus Materie und Bewegung, Figur und Lage der                         kleinsten Theile eines Ko&#x0364;rpers und dergleichen zu erkla&#x0364;ren.</item>
            </list>
            <p>Man kann zwar nicht leugnen, daß jede dieser Behandlungsarten der                         Naturwissenschaft ihren Grund hat; nur mu&#x0364;ssen die Gra&#x0364;nzen derselben genau                         bestimmt werden.</p>
            <p>Die <hi rendition="#b">Pythagora&#x0364;er</hi> und <hi rendition="#b">Platoniker</hi> haben in so fern Recht, daß sie die Eigenschaften der                         Zahlen und Figuren, d.h. die <hi rendition="#b">Lehrsa&#x0364;tze der                             Mathematik</hi> zur Erkla&#x0364;rung der <hi rendition="#b">Verha&#x0364;ltnisse</hi> der Naturerscheinungen und ihrer Bestimmung <hi rendition="#aq">a priori</hi> gebrau-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0005] die Bedeutung der Zeichen nicht wissen, zu nichts nutzen. B) Die Peripathetische Schule sucht die Naturerscheinungen durch Materie und Form, verborgene Eigenschaften (Qualitates occultae), Sympathien, und dergleichen zu erklaͤren, d.h. ihre Ursachen anzugeben. Jn der That aber heißt dieses nicht die Ursachen angeben, sondern vielmehr fuͤr die Erscheinungen selbst schickliche Nahmen ausfindig machen. C) Die Empiriker wollten gar von keiner Erklaͤrung aus Prinzipien, von keiner allgemeinen Theorie in der Naturerkenntniß wissen. Sie suchten blos einzelne Erfahrungen und Beobachtungen zu sammlen und zum zukuͤnftigen Gebrauche aufzubewahren. D) Die Mechaniker suchten alle Naturerscheinungen aus Materie und Bewegung, Figur und Lage der kleinsten Theile eines Koͤrpers und dergleichen zu erklaͤren. Man kann zwar nicht leugnen, daß jede dieser Behandlungsarten der Naturwissenschaft ihren Grund hat; nur muͤssen die Graͤnzen derselben genau bestimmt werden. Die Pythagoraͤer und Platoniker haben in so fern Recht, daß sie die Eigenschaften der Zahlen und Figuren, d.h. die Lehrsaͤtze der Mathematik zur Erklaͤrung der Verhaͤltnisse der Naturerscheinungen und ihrer Bestimmung a priori gebrau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/5
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/5>, abgerufen am 21.11.2024.