Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Dieser redete alle sehr liebreich an, gab dem Kleinen seinen Seegen, und seinem Reisekameraden alles Baare das er in seiner Tasche hatte, und gieng sehr gerührt zurück. Unterdessen hatte das Bezeigen des Oberrabbiners gegen den B. J. wie auch das seines neuen Wirthes, der selbst ein großer Gelehrter war, und durch häufige Unterredungen und Disputiren mit dem B. J. eine hohe Meinung von seinen Talenten und Gelehrsamkeit gefaßt hatte, seinen Ruf in der Stadt so ausgebreitet, daß alle Gelehrte dieser Stadt ihn, als einen berühmten reisenden Rabbiner, zu sehn, und mit ihm zu disputiren kamen; je näher sie ihn aber kennen lernten, in desto größrer Achtung wurde er von ihnen gehalten. Diese Zeit war nach des B. J. eigner Versicherung, die glücklichste und ehrenvollste Periode in seinem Leben. Die jungen Gelehrten dieser Stadt beschlossen in ihrer Versammlung, ihm ein Gehalt auszumachen, wofür er ihnen Vorlesungen über das berühmte tiefsinnige Werk des Maimonides, More Newochim halten sollte. Dieser Vorschlag blieb aber aus der Ursache unausgeführt, weil die Aeltern dieser jungen Leute besorgten, daß ihre Kinder da-
Dieser redete alle sehr liebreich an, gab dem Kleinen seinen Seegen, und seinem Reisekameraden alles Baare das er in seiner Tasche hatte, und gieng sehr geruͤhrt zuruͤck. Unterdessen hatte das Bezeigen des Oberrabbiners gegen den B. J. wie auch das seines neuen Wirthes, der selbst ein großer Gelehrter war, und durch haͤufige Unterredungen und Disputiren mit dem B. J. eine hohe Meinung von seinen Talenten und Gelehrsamkeit gefaßt hatte, seinen Ruf in der Stadt so ausgebreitet, daß alle Gelehrte dieser Stadt ihn, als einen beruͤhmten reisenden Rabbiner, zu sehn, und mit ihm zu disputiren kamen; je naͤher sie ihn aber kennen lernten, in desto groͤßrer Achtung wurde er von ihnen gehalten. Diese Zeit war nach des B. J. eigner Versicherung, die gluͤcklichste und ehrenvollste Periode in seinem Leben. Die jungen Gelehrten dieser Stadt beschlossen in ihrer Versammlung, ihm ein Gehalt auszumachen, wofuͤr er ihnen Vorlesungen uͤber das beruͤhmte tiefsinnige Werk des Maimonides, More Newochim halten sollte. Dieser Vorschlag blieb aber aus der Ursache unausgefuͤhrt, weil die Aeltern dieser jungen Leute besorgten, daß ihre Kinder da- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="64"/><lb/> er schaͤtze sich gluͤcklich, einen solchen Reisegefaͤhrten gehabt zu haben, wuͤrde aber sich sehr ungluͤcklich schaͤtzen, wenn <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> ihm seine aus Unwissenheit begangenen Fehler nicht verzeihen wollte.</p> <p>Dieser redete alle sehr liebreich an, gab dem Kleinen seinen Seegen, und seinem Reisekameraden alles Baare das er in seiner Tasche hatte, und gieng sehr geruͤhrt zuruͤck.</p> <p>Unterdessen hatte das Bezeigen des Oberrabbiners gegen den <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> wie auch das seines neuen Wirthes, der selbst ein großer Gelehrter war, und durch haͤufige Unterredungen und Disputiren mit dem <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> eine hohe Meinung von seinen Talenten und Gelehrsamkeit gefaßt hatte, seinen Ruf in der Stadt so ausgebreitet, daß alle Gelehrte dieser Stadt ihn, als einen beruͤhmten reisenden Rabbiner, zu sehn, und mit ihm zu disputiren kamen; je naͤher sie ihn aber kennen lernten, in desto groͤßrer Achtung wurde er von ihnen gehalten.</p> <p>Diese Zeit war nach des <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> eigner Versicherung, die gluͤcklichste und ehrenvollste Periode in seinem Leben.</p> <p>Die jungen Gelehrten dieser Stadt beschlossen in ihrer Versammlung, ihm ein Gehalt auszumachen, wofuͤr er ihnen Vorlesungen uͤber das beruͤhmte tiefsinnige Werk des Maimonides, More Newochim halten sollte. Dieser Vorschlag blieb aber aus der Ursache unausgefuͤhrt, weil die Aeltern dieser jungen Leute besorgten, daß ihre Kinder da-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0066]
er schaͤtze sich gluͤcklich, einen solchen Reisegefaͤhrten gehabt zu haben, wuͤrde aber sich sehr ungluͤcklich schaͤtzen, wenn B. J. ihm seine aus Unwissenheit begangenen Fehler nicht verzeihen wollte.
Dieser redete alle sehr liebreich an, gab dem Kleinen seinen Seegen, und seinem Reisekameraden alles Baare das er in seiner Tasche hatte, und gieng sehr geruͤhrt zuruͤck.
Unterdessen hatte das Bezeigen des Oberrabbiners gegen den B. J. wie auch das seines neuen Wirthes, der selbst ein großer Gelehrter war, und durch haͤufige Unterredungen und Disputiren mit dem B. J. eine hohe Meinung von seinen Talenten und Gelehrsamkeit gefaßt hatte, seinen Ruf in der Stadt so ausgebreitet, daß alle Gelehrte dieser Stadt ihn, als einen beruͤhmten reisenden Rabbiner, zu sehn, und mit ihm zu disputiren kamen; je naͤher sie ihn aber kennen lernten, in desto groͤßrer Achtung wurde er von ihnen gehalten.
Diese Zeit war nach des B. J. eigner Versicherung, die gluͤcklichste und ehrenvollste Periode in seinem Leben.
Die jungen Gelehrten dieser Stadt beschlossen in ihrer Versammlung, ihm ein Gehalt auszumachen, wofuͤr er ihnen Vorlesungen uͤber das beruͤhmte tiefsinnige Werk des Maimonides, More Newochim halten sollte. Dieser Vorschlag blieb aber aus der Ursache unausgefuͤhrt, weil die Aeltern dieser jungen Leute besorgten, daß ihre Kinder da-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |