Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Neunten Bandes zweites Stück. Zur Seelennaturkunde. 1. Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensüberdruß. ![]() Der Fälle, wo ein Selbstmord nicht aus Leidenschaft und Uebereilung verübt wird, giebt es so wenige, daß derjenige Fall vorzüglich die Aufmerksamkeit des Beobachters zu verdienen scheint, wo Vernichtung sein selbst in dem Plane eines Mannes lag; wo die Seele sich mehrere Jahre an der Hinsicht nach jenem Zeitpunkte labte, in welchem ein rascher Schritt sie von der Quaal befreien würde, die sie zernagte, wo der Gedanke: die Thüre steht offen, ich kann gehen, wenn ich will, das einzige war, was den Mann, der ihn hegte, in Thätigkeit erhielt; Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Neunten Bandes zweites Stuͤck. Zur Seelennaturkunde. 1. Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensuͤberdruß. ![]() Der Faͤlle, wo ein Selbstmord nicht aus Leidenschaft und Uebereilung veruͤbt wird, giebt es so wenige, daß derjenige Fall vorzuͤglich die Aufmerksamkeit des Beobachters zu verdienen scheint, wo Vernichtung sein selbst in dem Plane eines Mannes lag; wo die Seele sich mehrere Jahre an der Hinsicht nach jenem Zeitpunkte labte, in welchem ein rascher Schritt sie von der Quaal befreien wuͤrde, die sie zernagte, wo der Gedanke: die Thuͤre steht offen, ich kann gehen, wenn ich will, das einzige war, was den Mann, der ihn hegte, in Thaͤtigkeit erhielt; <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0001" n="[1]"/><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Magazin<lb/> zur<lb/> Erfahrungsseelenkunde.</hi><lb/> Neunten Bandes zweites Stuͤck.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head>Zur<lb/> Seelennaturkunde.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head>1. Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensuͤberdruß.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref50"><note type="editorial"/>Bendavid, Lazarus</persName> </bibl> </note> <p>Der Faͤlle, wo ein Selbstmord nicht aus Leidenschaft und Uebereilung veruͤbt wird, giebt es so wenige, daß derjenige Fall vorzuͤglich die Aufmerksamkeit des Beobachters zu verdienen scheint, wo Vernichtung sein selbst in dem Plane eines Mannes lag; wo die Seele sich mehrere Jahre an der Hinsicht nach jenem Zeitpunkte labte, in welchem ein rascher Schritt sie von der Quaal befreien wuͤrde, die sie zernagte, wo der Gedanke: die Thuͤre steht offen, ich kann gehen, wenn ich will, das einzige war, was den Mann, der ihn hegte, in Thaͤtigkeit erhielt;<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Magazin
zur
Erfahrungsseelenkunde.
Neunten Bandes zweites Stuͤck.
Zur
Seelennaturkunde.
1. Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensuͤberdruß.
Der Faͤlle, wo ein Selbstmord nicht aus Leidenschaft und Uebereilung veruͤbt wird, giebt es so wenige, daß derjenige Fall vorzuͤglich die Aufmerksamkeit des Beobachters zu verdienen scheint, wo Vernichtung sein selbst in dem Plane eines Mannes lag; wo die Seele sich mehrere Jahre an der Hinsicht nach jenem Zeitpunkte labte, in welchem ein rascher Schritt sie von der Quaal befreien wuͤrde, die sie zernagte, wo der Gedanke: die Thuͤre steht offen, ich kann gehen, wenn ich will, das einzige war, was den Mann, der ihn hegte, in Thaͤtigkeit erhielt;
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/1>, abgerufen am 27.07.2024. |