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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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Verfassung darein wollten gelegt haben, wie Obereit auch mehr in Lamberts Gleichungsgesetze und Pauls Dreiklang zu finden denkt, als diese selbst zu ihrer Zeit, nun wohl, so wissen die Gelehrten längst: inventis facile est addere, die Erfinder gehen doch immer voraus, so geht jeder ihnen nach, so weit er kann und mag, jedesmal für jetzt in seiner Ordnung, jeder in seinem Kreis und jetzt geziemenden Gesichtspunkt, einstimmig in Grund und Zweck und allgemeinen Weg, verschieden in besondern Mitteln und Wegen der Vorstellung, wie jedem die Vorsehung giebt oder finden läßt, so wird Mannigfaltigkeit und Einheit im Ordnungsreich der Geister erhalten, am Ende kommen alle zu einem Ziel der ewigen Natur und unendlichen Wahrheit oder Harmonie, also Verschiedenheit, auch von Ost, West, Nord, Süd zu Einem Mittelpunkt und All, kein Schade für alle Welt!

Möchte der Geist der freien Schweitz über alles nach ihrem größten Newtonisch-philosophischen Landsmann, dem nach Herders Gott noch zum Allebenmaaß nutzbaren verklärten Lambert, auch seinen noch auf Erden erhabensten Freund Kant durch Kants edlen Freund Reinhold frei klar sehen! Jm besten Lichte freier Natur!

Du, schwinge selbst vielmehr des Geistes Kräfte los, Nicht ewig für die Zeit, nicht für die Erde groß. Und höherer Sorgen werth. Sieh jenem Himmel zu etc. von Haller.


Verfassung darein wollten gelegt haben, wie Obereit auch mehr in Lamberts Gleichungsgesetze und Pauls Dreiklang zu finden denkt, als diese selbst zu ihrer Zeit, nun wohl, so wissen die Gelehrten laͤngst: inventis facile est addere, die Erfinder gehen doch immer voraus, so geht jeder ihnen nach, so weit er kann und mag, jedesmal fuͤr jetzt in seiner Ordnung, jeder in seinem Kreis und jetzt geziemenden Gesichtspunkt, einstimmig in Grund und Zweck und allgemeinen Weg, verschieden in besondern Mitteln und Wegen der Vorstellung, wie jedem die Vorsehung giebt oder finden laͤßt, so wird Mannigfaltigkeit und Einheit im Ordnungsreich der Geister erhalten, am Ende kommen alle zu einem Ziel der ewigen Natur und unendlichen Wahrheit oder Harmonie, also Verschiedenheit, auch von Ost, West, Nord, Suͤd zu Einem Mittelpunkt und All, kein Schade fuͤr alle Welt!

Moͤchte der Geist der freien Schweitz uͤber alles nach ihrem groͤßten Newtonisch-philosophischen Landsmann, dem nach Herders Gott noch zum Allebenmaaß nutzbaren verklaͤrten Lambert, auch seinen noch auf Erden erhabensten Freund Kant durch Kants edlen Freund Reinhold frei klar sehen! Jm besten Lichte freier Natur!

Du, schwinge selbst vielmehr des Geistes Kraͤfte los, Nicht ewig fuͤr die Zeit, nicht fuͤr die Erde groß. Und hoͤherer Sorgen werth. Sieh jenem Himmel zu etc. von Haller.
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[129/0129] Verfassung darein wollten gelegt haben, wie Obereit auch mehr in Lamberts Gleichungsgesetze und Pauls Dreiklang zu finden denkt, als diese selbst zu ihrer Zeit, nun wohl, so wissen die Gelehrten laͤngst: inventis facile est addere, die Erfinder gehen doch immer voraus, so geht jeder ihnen nach, so weit er kann und mag, jedesmal fuͤr jetzt in seiner Ordnung, jeder in seinem Kreis und jetzt geziemenden Gesichtspunkt, einstimmig in Grund und Zweck und allgemeinen Weg, verschieden in besondern Mitteln und Wegen der Vorstellung, wie jedem die Vorsehung giebt oder finden laͤßt, so wird Mannigfaltigkeit und Einheit im Ordnungsreich der Geister erhalten, am Ende kommen alle zu einem Ziel der ewigen Natur und unendlichen Wahrheit oder Harmonie, also Verschiedenheit, auch von Ost, West, Nord, Suͤd zu Einem Mittelpunkt und All, kein Schade fuͤr alle Welt! Moͤchte der Geist der freien Schweitz uͤber alles nach ihrem groͤßten Newtonisch-philosophischen Landsmann, dem nach Herders Gott noch zum Allebenmaaß nutzbaren verklaͤrten Lambert, auch seinen noch auf Erden erhabensten Freund Kant durch Kants edlen Freund Reinhold frei klar sehen! Jm besten Lichte freier Natur! Du, schwinge selbst vielmehr des Geistes Kraͤfte los, Nicht ewig fuͤr die Zeit, nicht fuͤr die Erde groß. Und hoͤherer Sorgen werth. Sieh jenem Himmel zu etc. von Haller.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/129>, abgerufen am 09.11.2024.