Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite


anders als, sowohl über die Vortreflichkeit der Gedanken, wie auch über die sinnreiche Exegetik, womit sie gestützt wurden, vor Bewunderung außer sich gerathen.*)


*) Jn Ansehung des letzten Umstandes glaubt er sich noch jetzt nicht schämen zu dürfen, indem er, da er doch gewiß kein Anhänger des christlichen Glaubens ist, dennoch folgende Explikation eines katholischen Theologen von einer Stelle in dem Ezechiel (44, 1 u. 2.) nicht genug bewundern kann, wo es heißt: Und er (der Geist Gottes) führte mich wiederum zu dem Thore des äußern Heiligthums, das nach vornezu gerichtet ist; und dieses war zugeschlossen. Und der Herr sprach zu mir: dies Thor soll zugeschlossen bleiben, und nicht aufgethan werden: und niemand soll darein kommen. Denn der Herr, der Gott Jsraels kommt hierdurch. Es soll zugeschlossen bleiben. Diesem Exegesen zufolge soll dieses eine prophetische Allegorie von der M. M. seyn. Man muß gestehn, daß keine sinnreichere Auslegung erdacht werden kann. Man sieht auch hieraus, welchen Einfluß Leidenschaften auf die Erhöhung der Erkenntnißkräfte haben, und wie Schwärmerei witzig macht; jeder Ausdruck ist hier der Sache angemessen; das Thor des äußern Heiligthums, das nach vornezu gerichtet ist, und dieses: war zugeschlossen. Dies Thor soll zugeschlossen bleiben, und niemand soll darein kommen; denn der Herr, der Gott Jsraels, kömmt hierdurch etc. Vortreflich! Wer erkennt hier nicht die M. M. an ihren Attributen? --


anders als, sowohl uͤber die Vortreflichkeit der Gedanken, wie auch uͤber die sinnreiche Exegetik, womit sie gestuͤtzt wurden, vor Bewunderung außer sich gerathen.*)


*) Jn Ansehung des letzten Umstandes glaubt er sich noch jetzt nicht schaͤmen zu duͤrfen, indem er, da er doch gewiß kein Anhaͤnger des christlichen Glaubens ist, dennoch folgende Explikation eines katholischen Theologen von einer Stelle in dem Ezechiel (44, 1 u. 2.) nicht genug bewundern kann, wo es heißt: Und er (der Geist Gottes) fuͤhrte mich wiederum zu dem Thore des aͤußern Heiligthums, das nach vornezu gerichtet ist; und dieses war zugeschlossen. Und der Herr sprach zu mir: dies Thor soll zugeschlossen bleiben, und nicht aufgethan werden: und niemand soll darein kommen. Denn der Herr, der Gott Jsraels kommt hierdurch. Es soll zugeschlossen bleiben. Diesem Exegesen zufolge soll dieses eine prophetische Allegorie von der M. M. seyn. Man muß gestehn, daß keine sinnreichere Auslegung erdacht werden kann. Man sieht auch hieraus, welchen Einfluß Leidenschaften auf die Erhoͤhung der Erkenntnißkraͤfte haben, und wie Schwaͤrmerei witzig macht; jeder Ausdruck ist hier der Sache angemessen; das Thor des aͤußern Heiligthums, das nach vornezu gerichtet ist, und dieses: war zugeschlossen. Dies Thor soll zugeschlossen bleiben, und niemand soll darein kommen; denn der Herr, der Gott Jsraels, koͤmmt hierdurch etc. Vortreflich! Wer erkennt hier nicht die M. M. an ihren Attributen? —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0078" n="78"/><lb/>
anders als, sowohl u&#x0364;ber die  Vortreflichkeit der Gedanken, wie auch u&#x0364;ber die  sinnreiche Exegetik, womit sie gestu&#x0364;tzt wurden, vor  Bewunderung außer sich gerathen.*)<note place="foot"><p>*) Jn Ansehung des letzten Umstandes glaubt er  sich noch jetzt nicht scha&#x0364;men zu du&#x0364;rfen, indem er,  da er doch gewiß kein Anha&#x0364;nger des christlichen  Glaubens ist, dennoch folgende Explikation eines  katholischen Theologen von einer Stelle in dem  Ezechiel (44, 1 u. 2.) nicht genug bewundern kann,  wo es heißt: <hi rendition="#b">Und er</hi> (der  Geist Gottes) <hi rendition="#b">fu&#x0364;hrte mich  wiederum zu dem Thore des a&#x0364;ußern Heiligthums, das  nach vornezu gerichtet ist; und dieses war  zugeschlossen. Und der Herr sprach zu mir: dies  Thor soll zugeschlossen bleiben, und nicht  aufgethan werden: und niemand soll darein kommen.  Denn der Herr, der Gott Jsraels kommt hierdurch.  Es soll zugeschlossen bleiben.</hi></p><p>Diesem Exegesen zufolge soll dieses eine  prophetische Allegorie von der M. M. seyn. Man muß  gestehn, daß keine sinnreichere Auslegung erdacht  werden kann. Man sieht auch hieraus, welchen  Einfluß Leidenschaften auf die Erho&#x0364;hung der  Erkenntnißkra&#x0364;fte haben, und wie <hi rendition="#b">Schwa&#x0364;rmerei witzig macht;</hi> jeder Ausdruck  ist hier der Sache angemessen; <hi rendition="#b">das Thor des a&#x0364;ußern Heiligthums, das nach vornezu  gerichtet ist,</hi> und dieses: <hi rendition="#b">war zugeschlossen. Dies Thor soll  zugeschlossen bleiben, und niemand soll darein  kommen; denn der Herr, der Gott Jsraels, ko&#x0364;mmt  hierdurch</hi> etc. Vortreflich! Wer erkennt  hier nicht die M. M. an ihren Attributen? &#x2014;  </p></note></p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0078] anders als, sowohl uͤber die Vortreflichkeit der Gedanken, wie auch uͤber die sinnreiche Exegetik, womit sie gestuͤtzt wurden, vor Bewunderung außer sich gerathen.*) *) Jn Ansehung des letzten Umstandes glaubt er sich noch jetzt nicht schaͤmen zu duͤrfen, indem er, da er doch gewiß kein Anhaͤnger des christlichen Glaubens ist, dennoch folgende Explikation eines katholischen Theologen von einer Stelle in dem Ezechiel (44, 1 u. 2.) nicht genug bewundern kann, wo es heißt: Und er (der Geist Gottes) fuͤhrte mich wiederum zu dem Thore des aͤußern Heiligthums, das nach vornezu gerichtet ist; und dieses war zugeschlossen. Und der Herr sprach zu mir: dies Thor soll zugeschlossen bleiben, und nicht aufgethan werden: und niemand soll darein kommen. Denn der Herr, der Gott Jsraels kommt hierdurch. Es soll zugeschlossen bleiben. Diesem Exegesen zufolge soll dieses eine prophetische Allegorie von der M. M. seyn. Man muß gestehn, daß keine sinnreichere Auslegung erdacht werden kann. Man sieht auch hieraus, welchen Einfluß Leidenschaften auf die Erhoͤhung der Erkenntnißkraͤfte haben, und wie Schwaͤrmerei witzig macht; jeder Ausdruck ist hier der Sache angemessen; das Thor des aͤußern Heiligthums, das nach vornezu gerichtet ist, und dieses: war zugeschlossen. Dies Thor soll zugeschlossen bleiben, und niemand soll darein kommen; denn der Herr, der Gott Jsraels, koͤmmt hierdurch etc. Vortreflich! Wer erkennt hier nicht die M. M. an ihren Attributen? —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/78
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/78>, abgerufen am 13.05.2024.