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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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dem aus der Erfahrung bekanntem Gesetz der Verbindung zwischen Seele und Körper, erklärt, so heißt es bloß: man macht die letztern zur Bedingung der erstern, nicht aber, man erklärt diese durch jene. Um die Entstehungsart einer individuellen Seele zu erklären, müßte man erstlich den allgemeinen Begrif von Seele überhaupt (nicht willkührlich, sondern aus der Erfahrung) festsetzen, alsdann zeigen, durch welche Veränderungen, die in der Natur der Seele selbst gegründet sind, sie nach und nach immer näher bestimmt, bis sie diese individuelle Beschaffenheit der Seele geworden ist; nicht bloß zur Erklärung einer besondern Beschaffenheit oder Modifikation der Seele eine ihr korrespondirende Beschaffenheit der Modifikation des Körpers anzugeben, wie es doch zu geschehn pflegt.

2) So kann man in den mehresten Fällen nicht einmal die besondere Modifikation des Körpers, die einer besondern Seelenmodifikation korrespondirt, und folglich als Bedingung derselben angesehn werden kann, bestimmt angeben, sondern bloß im Allgemeinen eine solche voraussetzen. Woraus erhellet, daß dergleichen Erklärungsarten allenfalls in der Anthropologie, keinesweges aber in einer reinen Psychologie geduldet werden können.


dem aus der Erfahrung bekanntem Gesetz der Verbindung zwischen Seele und Koͤrper, erklaͤrt, so heißt es bloß: man macht die letztern zur Bedingung der erstern, nicht aber, man erklaͤrt diese durch jene. Um die Entstehungsart einer individuellen Seele zu erklaͤren, muͤßte man erstlich den allgemeinen Begrif von Seele uͤberhaupt (nicht willkuͤhrlich, sondern aus der Erfahrung) festsetzen, alsdann zeigen, durch welche Veraͤnderungen, die in der Natur der Seele selbst gegruͤndet sind, sie nach und nach immer naͤher bestimmt, bis sie diese individuelle Beschaffenheit der Seele geworden ist; nicht bloß zur Erklaͤrung einer besondern Beschaffenheit oder Modifikation der Seele eine ihr korrespondirende Beschaffenheit der Modifikation des Koͤrpers anzugeben, wie es doch zu geschehn pflegt.

2) So kann man in den mehresten Faͤllen nicht einmal die besondere Modifikation des Koͤrpers, die einer besondern Seelenmodifikation korrespondirt, und folglich als Bedingung derselben angesehn werden kann, bestimmt angeben, sondern bloß im Allgemeinen eine solche voraussetzen. Woraus erhellet, daß dergleichen Erklaͤrungsarten allenfalls in der Anthropologie, keinesweges aber in einer reinen Psychologie geduldet werden koͤnnen.

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[24/0024] dem aus der Erfahrung bekanntem Gesetz der Verbindung zwischen Seele und Koͤrper, erklaͤrt, so heißt es bloß: man macht die letztern zur Bedingung der erstern, nicht aber, man erklaͤrt diese durch jene. Um die Entstehungsart einer individuellen Seele zu erklaͤren, muͤßte man erstlich den allgemeinen Begrif von Seele uͤberhaupt (nicht willkuͤhrlich, sondern aus der Erfahrung) festsetzen, alsdann zeigen, durch welche Veraͤnderungen, die in der Natur der Seele selbst gegruͤndet sind, sie nach und nach immer naͤher bestimmt, bis sie diese individuelle Beschaffenheit der Seele geworden ist; nicht bloß zur Erklaͤrung einer besondern Beschaffenheit oder Modifikation der Seele eine ihr korrespondirende Beschaffenheit der Modifikation des Koͤrpers anzugeben, wie es doch zu geschehn pflegt. 2) So kann man in den mehresten Faͤllen nicht einmal die besondere Modifikation des Koͤrpers, die einer besondern Seelenmodifikation korrespondirt, und folglich als Bedingung derselben angesehn werden kann, bestimmt angeben, sondern bloß im Allgemeinen eine solche voraussetzen. Woraus erhellet, daß dergleichen Erklaͤrungsarten allenfalls in der Anthropologie, keinesweges aber in einer reinen Psychologie geduldet werden koͤnnen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/24>, abgerufen am 21.11.2024.